Initiative «Schlau» verhilft Hauptschülern zur Ausbildung

14.10.2009, 00:00 Uhr
Initiative «Schlau» verhilft Hauptschülern zur Ausbildung

© oh

Marion Duschek, Diplom-Sozialpädagogin bei der Initiative «Schlau», hört sich das Lamento an und achtet auf die Qualitäten der 15-jährigen Yvette. Das Mädchen ist gepflegt angezogen, macht einen angenehmen Eindruck und glänzt mit perfekten Umgangsformen. Yvette spricht dank ihrer Eltern gleich zwei Muttersprachen: Deutsch und Englisch. Hinzu- kommt Französisch. Qualifikationen, die Yvette selbst gar nicht bewusst sind. «Wie wäre es denn mit einer Ausbildung als Hotelfachfrau?» Yvette stutzt, dann leuchten ihre Augen. «Also eigentlich wollte ich das ja schon immer machen», gesteht sie.

Momente, die Marion Duschek schon mehrmals erlebt hat. Hauptschüler mit guten Noten bewerben sich, finden aber aufgrund der wirtschaftlichen Situation keine Lehrstelle und verzweifeln langsam. Dabei verfügen sie über Qualitäten, die ihnen in anderen Berufen Tür und Tor öffnen, nur ist ihnen das gar nicht so bewusst.

Zu diesem Zweck hat sich vor drei Jahren die Initiative «Schlau» gegründet. Ein Team von sechs erfahrenen Diplom-Sozialpädagoginnen wendet sich gezielt an die Hauptschulen. Gegen Schuljahresende empfehlen Klassenlehrer der achten Klassen ausbildungsreife Buben und Mädchen, die im Jahr darauf den Quali schaffen dürften. In der Regel haben die Achtklässler bereits zwei Praktika absolviert, ein drittes Praktikum steht in der neunten Klasse an. Die Berufswünsche haben sich ebenfalls schon halb herausgebildet.

Wer rechtzeitig eine Lehrstelle ergattert, benötigt «Schlau» nicht. Da aber immer mehr qualifizierte Jugendliche keine Lehrstelle finden, stellt «Schlau» möglichst frühzeitig den Kontakt zu den Jugendlichen her. Bereits zu Beginn der neunten Klasse nehmen die Hauptschüler Kontakt mit «Schlau» auf. In einem Erstgespräch klären Berufsberater, Pädagogen und Schüler die Berufswünsche ab, die Voraussetzungen, die Ausbildungswege – aber auch die privaten Interessen der Schüler, Hobbys und eventuelle Ehrenämter.

Soziales Engagement kommt bei Bewerbungen gut an

«Viele Arbeitgeber legen großen Wert darauf, ob die Azubis und Praktikanten ein Hobby pflegen oder sozial engagiert sind», erklärt Marion Duschek. «Diese Hobbys müssen mit der Arbeit gar nichts zu tun haben. Hauptsache, der Arbeitgeber sieht, dass er einen engagierten jungen Menschen beschäftigt.»

Die «Schlau»-Mitarbeiter zeigen den Jugendlichen überdies, wie man Bewerbungen abfasst, wie man sich gesellschaftskonform präsentiert und kleidet. Das Ziel ist, den Jugendlichen per Einstiegsqualifizierung (EQ), die durch die Bundesanstalt für Arbeit gefördert wird, ein Praktikum zu verschaffen, das sie ausbildungstechnisch den anderen Auszubildenden gleichstellt. Das heißt: Auch diese Jugendlichen genießen eine duale Ausbildung (Unterweisung sowohl in der Berufsschule wie im Betrieb); die Dauer des Praktikums bewegt sich zwischen sechs und zehn Monaten und wird mit einer Praktikumsvergütung von 200 Euro im Monat plus Sozialversicherungsbeitrag gedeckt. Das Geld zahlt der Betrieb, dem wird es wiederum von der Agentur für Arbeit erstattet. Auf diese Weise wirken «Schlau», die Agentur für Arbeit, die Industrie- und Handelskammer sowie die Handwerkskammer zusammen.

530 Anträge zur Förderung wurden 2008 bei «Schlau» eingereicht. «Dieses Jahr dürften wir auf eine ähnlich hohe Zahl kommen», schätzt Marion Duschek. Freilich kann es vorkommen, dass auch nach erfolgreich absolviertem Praktikum der junge Mensch immer noch mit leeren Händen dasteht. Darum klärt das Team die Qualifikationen der Schüler im Voraus ab, damit gleich mehrere Eisen im Feuer glühen.

Die Initiative «Schlau» selbst wird gefördert durch die Agentur für Arbeit, die Stadt Nürnberg, und während der ersten drei Jahre durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, dessen Part nun das Bayerische Ministerium für Kultus und Unterricht übernimmt. Hoffentlich bleibt es so. Hauptsache, die Jugendlichen finden einen Beruf, der sie nährt und erfüllt!

Keine Kommentare