Insolvenz-Wirbel um Stadtrat Schneider

26.1.2010, 00:00 Uhr
Insolvenz-Wirbel um Stadtrat Schneider

© Wolfgang Bauer

Der Malermeister Schneider wird am 3.Februar im Stadtrat vereidigt. Er rückt über die CSU-Liste nach. Doch die Fraktion will ihn nicht aufnehmen. Mangelnde Transparenz wirft ihm Fraktionschef Sebastian Brehm vor. «Er hat uns gegenüber nicht offen über seine Insolvenz informiert.« Der Ausgeschlossene will trotzdem sein Mandat antreten.

Club-Vize geht in die Offensive

Schneider geht in die Offensive. Vergangenen Freitag ließ er über seinen Anwalt Klaus Otto eine Stellungnahme verteilen. Demnach sei seine Leo Schneider KG im Herbst 2008 in eine «wirtschaftliche Krise« geraten. Zur Überwindung sei ein Kapitalbedarf von 50.000 Euro nötig gewesen, weshalb man sich Rat geholt habe.

Ein Rechtsanwaltsbüro und ein Inkassobüro wurden eingeschaltet. Nach Prüfung der Bücher hätten sie mitgeteilt, dass – mit einem Kredit über 100.000 Euro – eine Sanierung gelingen könne. Hierzu wurden 80 Prozent der Gesellschafteranteile auf das Anwaltsbüro überschrieben.

Schneider wusste von allem erst durch die Anklage

Forderungen aus Malerarbeiten wurden an das Inkassobüro abgetreten, über das auch fortan alle Geldströme und kaufmännischen Abwicklungen liefen. Laut Handelsregistereintrag übernahm am 23. Februar 2009 Andreas Titzmann, freier Mitarbeiter des Inkassobüros «debet control« , die Prokura bei der Schneider KG. Firmenanschrift: Lübenerstraße 11, Sitz auch der Schneider KG.

Schneider kümmerte sich um Auftragsbearbeitung und Akquise. Nun wollen er und sein Anwaltsbüro herausgefunden haben, dass kein Kredit beschafft wurde und «fällige Zahlungen aufgrund des laufenden Betriebes nicht geleistet wurden«. Schneider habe erst davon erfahren, als er als persönlich haftender Gesellschafter verklagt wurde.

Sanierer verursachten angeblich 200.000 Euro

Obwohl 250.000 Euro Auftragsbestand existierten, sei Insolvenzantrag gestellt worden. Am 20. Januar wurde das Verfahren eröffnet, Insolvenzverwalter ist der Anwalt Joachim Exner. Die Sanierer, so der Vorwurf Schneiders, hätten von Januar bis August 2009 laut Rechnungen rund 200.000 Euro Aufwendungen verursacht.

Es sei noch unbekannt, «in welchem Umfang diese Rechnungen zulasten des Bankkontos bei dem Inkassounternehmen bezahlt worden sind«.

Schneider mit hohen Verbindlichkeiten

Andreas Titzmann und Claudia di Mira, Anwältin und Geschäftsführerin der «debet control GmbH«, weisen die Anschuldigungen zurück. Sie stellen derzeit die Unterlagen zusammen (unter anderem die Bilanz 2007 und einen Wirtschaftsprüferbericht von 2008) und wollen diese Woche noch mit Hilfe von Anwälten Stellung beziehen.

So viel aber stellen sie klar: Im Laufe der Sanierung seien immer neue Forderungen aufgetaucht, hohe Verbindlichkeiten Schneiders (privat und bei Banken) hätten zudem eine Erholung erschwert. Anders als von Schneider behauptet, sei er jederzeit über den Stand informiert gewesen. Vom Insolvenzverwalter war gestern keine Stellungnahme zu bekommen.