Jagd auf „Grünen Gockel“

28.2.2011, 07:55 Uhr
Jagd auf „Grünen Gockel“

© privat

Eine Kuh ist nicht lila und ein Gockel nicht grün. Wofür die lila Kuh steht, weiß jeder, der „Grüne Gockel“ ist da weniger bekannt. Seine Farbe assoziiert, worum es geht: Der „Grüne Gockel“ ist das Logo des gleichnamigen Umweltmanagementsystems der evangelischen Kirche, das auch die Anforderungen des europäischen Umwelt-Audit-Systems (EMAS) erfüllt.

In Nürnberg haben die Versöhnungskirche in Schniegling, die Paul-Gerhardt-Kirche in Langwasser und das Haus eckstein in der Altstadt den „Grünen Gockel“ bereits erworben. Mit vier weiteren evangelischen Einrichtungen strebt auch die Kirchengemeinde Fischbach diese Auszeichnung an und gehört damit zu den 60, die bayernweit auf dem Weg oder schon dabei sind – von insgesamt 1530.

Angestoßen hat dieses Projekt in Fischbach der ehrenamtliche Umweltbeauftragte Eberhard Nusch. Pfarrerin Andrea Möller ist ihm „von Herzen dankbar“, dass er sich mit seinem Team an die Arbeit macht, in der Auferstehungsgemeinde nach Einsparpotenzialen zu suchen, Verhaltensänderungen zu empfehlen und sinnvolle Investitionen anzuregen — alles mit dem Ziel, den CO2-Ausstoß merklich zu reduzieren.

Dass das so arbeits- und zeitintensiv sein würde, hat der Initiator vorher nicht vermutet. Beim Blick auf die umfangreichen Checklisten sei er schon „ein Stück weit verzweifelt“, gibt der umtriebige Pfarrer in Rente zu, aber abhalten wird das ihn und sein Team nicht. Viele Seiten gilt es zu füllen, jede Liegenschaft, jedes Gebäude wird separat erfasst, Verbräuche von Strom, Wärmeenergie und Wasser sowie Abfallverhalten sind akkurat zu benennen. Fragen, die Nusch nur beantworten kann, wenn er sich an Fachleute in der Kirchengemeinde wendet, die sich wiederum dafür Zeit nehmen müssen.

Das Haus der Begegnung wird schnell erfasst sein, da das zwei Jahre alte Passivhaus die Kriterien erfüllen dürfte. Was die Kindergärten anbelangt, hält sich die Arbeit auch in Grenzen. Der alte Kindergarten in der Kinderschulgasse wird demnächst abgerissen; dort wird die neue Tagesstätte in Energiesparbauweise errichtet. Das alte Gemeindehaus „Emil-Pirner-Haus“, in dem vorübergehend der Kindergarten untergebracht ist, wird, wenn die neue Kita steht, verkauft und fällt dann nicht mehr ins Gewicht.

Man rechnet mit eineinhalb Jahren vom Projektstart bis zur Zertifizierung – die der größte finanzielle Brocken ist. Insgesamt geht die Fischbacher Kirchengemeinde von einem Bedarf an Eigenmitteln unter 1000 Euro aus. Dass das nicht mehr ist, liegt daran, dass die Landeskirche 50 Prozent der für den „Grünen Gockel“ anfallenden Kosten übernimmt, auch die Schulung der Umweltauditoren.

In Fischbach ist das der Student Jörg Goller, der sich für zwei Schulungswochenenden und vier Zirkeltage innerhalb von zwei Jahren Zeit nimmt. Für den angehenden Betriebswirt ist sein Mitwirken am „Grünen Gockel“ der Schritt von der Theorie in die Praxis. Die Umwelt schützen und seiner eigenen Kirchengemeinde dabei konkret zu helfen, sei, so der 28-Jährige, für ihn eine reizvolle Aufgabe.

Umweltmanagement als Weg zur CO2-Reduktion sieht die evangelische Kirche als Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung. Entsprechend haben die Fischbacher Leitlinien formuliert, die Basis und Orientierungshilfe für ihr Umweltengagement sein sollen. Sobald die zeitraubende Bestandsaufnahme abgeschlossen ist, kann überlegt werden, wie in der Kirchengemeinde die Umwelt und auch der Haushalt entlastet werden können. Den „Grünen Gockel“ hofft man Ende des Jahres in Empfang nehmen zu können.