«Jahrmarktstimmung« vor Flockes Gehege

14.4.2008, 00:00 Uhr
«Jahrmarktstimmung« vor Flockes Gehege

© Stefan Hippel

Es ist kurz vor 13 Uhr, und Dieter Kress steht, wie rund 500 andere Gäste auch, im eingezäunten Bereich direkt vor dem Eisbärengehege und wartet mit Tochter Vivien im Arm auf den großen Moment. «Für Flocke und so ein kleines Mädchen macht man doch alles«, sagt Kress, der mit seiner Familie aus Wassertrüdingen gekommen ist. Die Anreise mit dem Auto habe «wunderbar geklappt«, alles sei sehr gut organisiert, lobt er.

Doch jetzt ist die Geduld der Familie gefragt, denn Flocke lässt auf sich warten. Zwar soll sie ab 13 Uhr wieder zu sehen sein, aber wenn die kleine Eisbärin gerade schläft oder ihre Ruhe haben will, müssen die Besucher eben länger ausharren. Darauf weist auch ein Faltblatt hin, das Christine Martens und Günter Hagen verteilen. Beide waren schon bei der Fußball-Weltmeisterschaft als Betreuer im Einsatz, jetzt kümmern sie sich ehrenamtlich um die Tiergarten-Besucher. Bislang sei alles gut gelaufen, sagt Martens. «Die Leute dürfen eine Viertelstunde gucken, und dann kommen die nächsten dran.«

Wechsel klappt reibungslos

Dass dieser Wechsel reibungslos klappt, dafür sorgen die eigens engagierten Ordner von der Firma Engelhardt. Gegen Mittag haben Rico Jaszovics, Bereichsleiter am Gehege, und seine zehn Kollegen schon 3000 Besucher an Flocke vorbei geschleust, weitere 1000 warten gerade darauf, eingelassen zu werden. Die meisten reihen sich geduldig am Ende der Schlange ein – und genießen dann Flockes Auftritt. Von einer «Jahrmarktstimmung« spricht Jasovics.

Auf der Tribüne ist davon gerade noch nichts zu spüren, denn Flocke macht es spannend. «Kommt der Knut auch selber?« fragt ein kleines Mädchen. Und dann geht plötzlich ein Raunen durch die Menge. Begleitet von ihrem Pfleger Horst Maußner, ständig beäugt von einem Kamerateam, zeigt sich das Eisbärenmädchen seinem Publikum. Zunächst allerdings können nur diejenigen, die direkt an der Glasscheibe stehen, etwas erkennen - wer weiter hinten auf der Tribüne wartet, hat das Nachsehen. «Ich seh‘ nur Kinderköpfe«, stöhnt eine Frau. Doch als Flocke auch den hinteren Teil des Geländes erobert, kommen alle auf ihre Kosten.

Chance vor der Haustür

«Süß«, seufzt ein Japaner, der mit seiner Frau aus München gekommen ist. «Ich habe noch nie ein Eisbärenbaby gesehen, das ist einfach etwas besonderes«, sagt Anja Jost (28) aus Bayreuth. «Das Tier in Natur zu sehen und nicht nur auf dem Bildschirm«, das findet der Rentner Willy Wingenfeld aus Bad Füssing faszinierend.

«Wenn man direkt vor der Haustür die Chance hat, muss man das ausnutzen«, sagt Martin Archut. Unter den noch draußen Stehenden verlieren allerdings manche die Geduld. «Wir kommen wieder, wenn sie größer ist«, sagt Melanie Menge aus Forchheim. «Sie ist schließlich ein Tier wie andere auch«, tröstet sich Vanessa Röder aus Neuburg, die ihrem dreijährigen Sohn die Wartezeit nicht zumuten will.

Langer Fußmarsch vom Parkplatz

Draußen vor der Tür nehmen die Besucher derweil schon lange Fußmärsche in Kauf, denn die 1900 Parkplätze in Tiergartennähe sind seit 13 Uhr belegt. Alfred Scheuerbrand, Horst Ruttmann und ihre Kollegen passen an den Seitenstraßen der Schmausenbuckstraße auf, dass niemand dort nach Parkplätzen sucht. «Zu 99 Prozent sind die Leute vernünftig«, sagt Ruttmann. Scheuerbrand stoppt alle Fahrzeuge «mit Kindern drin« und fragt im Zweifelsfalle auch mal nach dem Ausweis. Beschwerden von Anwohnern habe es nicht gegeben, versichern beide, im Gegenteil: «Die freuen sich, dass es so ruhig ist.«

Zufrieden mit der Premiere ist auch der Leiter der städtischen Verkehrsplanung, Frank Jülich. «Der Verkehr hat sich ganz gut verteilt.« Allerdings nutzten nur 200 Fahrzeuge den Ausweichparkplatz am Z-Bau, der aus Jülichs Sicht noch deutlicher ausgeschildert werden muss. Bislang heißt es im Verkehrsleitsystem nur «P&R Tiergarten«, von Flocke ist nicht die Rede. Nach Ansicht von Tiergarten-Vize Helmut Mägdefrau müsste zudem der Großparkplatz schneller wieder geöffnet werden. «Noch um 16 Uhr hieß es, alle Plätze seien voll, dabei gab es schon genügend Lücken. «Das muss sich erst noch einspielen.«

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