Jugendliche trinken seltener, aber dafür exzessiver

23.11.2017, 20:24 Uhr
Jugendliche trinken seltener, aber dafür exzessiver

© Foto: Peter Roggenthin

Die Zahlen sind nur auf den ersten Blick beruhigend: Während der Alkoholkonsum insgesamt bei Jugendlichen seit Jahren rückläufig ist, bleibt die Zahl derer, die exzessiv trinken, besorgniserregend hoch. Für Katrin Kurr, Leiterin des Ordnungsamts, hängt diese Entwicklung unmittelbar mit der Sperrzeitverkürzung zusammen, die 2005 in Bayern in Kraft getreten ist. Seitdem müssen Diskotheken, Clubs, Bars und Kneipen nur noch von 5 bis 6 Uhr morgens schließen.

Der öffentliche Raum sei für alle da, gerade auch für Jugendliche. So störe sich beispielsweise niemand am Alkoholkonsum auf dem Tiergärtnertorplatz. Problematisch werde es, wenn das Trinken - wie oft in der Königstorpassage, am Hauptbahnhof oder rund um Stadtteilkirchweihen - dazu führe, dass Leute pöbeln, lärmen, ihren Müll hinterlassen, wild urinieren oder handgreiflich werden – ein klarer Handlungsauftrag für die Sicherheitsbehörden.

Erwachsene machen es vor

Für Jörg Wolstein von der Fakultät für Humanwissenschaften an der Uni Bamberg steht fest: Wo die Erwachsenen trinken, machen es ihnen die Jungen nach. Zu den "kollektiven Besäufnissen" zählt er auch die Erlanger Bergkirchweih und das Oktoberfest. Alarmierend: Etwa jeder vierte Patient, der mit einer Alkoholvergiftung eingeliefert wird, ist laut Wolstein bewusstlos.

"Ein wesentlicher Faktor dafür, dass Jugendliche zur Flasche greifen, ist für Wolstein die Werbung. Sie erhöhe nicht nur die Wahrscheinlichkeit, dass junge Menschen mit dem Trinken beginnen, sie führe auch dazu, dass sie mehr trinken. Besonders angesprochen fühlen sich Jugendliche, die bereits Alkoholprobleme haben. "Wir haben Kontrahenten, die gezielt versuchen, Präventionsmaßnahmen zu konterkarieren, um Geld zu verdienen", prangert Wolstein finanzstarke Unternehmen an, die es vor allem auf Jugendliche als potenzielle und langfristige Kunden abgesehen haben.

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