Kälteeinbruch: In Franken zieht der Spargel die Köpfe ein

17.4.2014, 05:55 Uhr
Kälteeinbruch: In Franken zieht der Spargel die Köpfe ein

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Mittwochfrüh waren es gerade einmal 4 Grad Lufttemperatur über dem Feld von Heinz Lehneis. Das ist definitiv zu frisch für den empfindlichen Spargel, weiß Horst Krehn, Direktor des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Mindestens 12 Grad brauchen die weißen Stangen — in 20 Zentimeter Bodentiefe. Die haben sie auch schon, dank schwarzer Folie und Sonnenschein. Doch die empfindlichen Köpfe trauen sich noch nicht so recht aus dem wärmeren Boden an die kältere Luft. „Wir werden die Nachfrage an Ostern mit dem Spargel aus dem Knoblauchsland nicht befriedigen können“, bedauert Michael Brückner, einer von 50 Spargelbauern vor den Toren Nürnbergs.

Dabei sind die insgesamt rund 100 Gartenbaubetriebe glücklich, dass das Frühjahr deutlich eher eingesetzt hat als 2013. „Vor einem Jahr mussten wir mühsam einen Betrieb finden, der wenigstens ein paar Stangen vorweisen konnte. Diesmal war das kein Problem“, sagt Brückner. Der Kreisobmann sitzt mittlerweile auch für die CSU im Landtag.

Rund sechs Millionen Euro Umsatz erwarten die mittelfränkischen Spargelbauern in dieser Saison, berichtet Krehn. Allein in Nürnberg und Fürth wird das Edelgemüse auf etwa 75 Hektar angebaut. „Es trägt wesentlich zur Existenzsicherung für viele Familienbetriebe bei und ist meist die erste Einnahmequelle im Frühjahr.“ Der Schwerpunkt liegt auf der Direktvermarktung vom Hof, so Brückner.

Krehn: „Regionalität ist mehr gefragt als Bio.“ Kauften die Verbraucher vor 20 Jahren noch etwa 50 Prozent ausländischen Spargel, gehen mittlerweile 80 Prozent heimische Stangen über den Tresen, betont er. Pro-Kopf-Verzehr: 1,6 Kilogramm.

Am MIttwoch wurde im Knoblauchsland offiziell die Saison eröffnet. Zur Hand ging der Spargel-Prinzessin Christine Scherzer die Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern. „Das ist gar nicht so einfach“, räumte die Theologin ein und zeigte mit einem Bedauern den kleinen Stummel.

Da der Spargel und auch das andere Gemüse auf den trockenen Feldern viel Feuchtigkeit braucht, laufen seit Wochen Tag und Nacht die Beregnungsanlagen. „Die Speicherbecken sind fast leer“, klagt Peter Höfler, Vorsitzender des Gemüseerzeugerverbands Knoblauchsland. Er ist froh, dass das Wasser aus dem Regnitztal kommt. Krehn: „Die Möglichkeit haben die Betriebe im Landkreis nicht.“

Der oberste Kreisbauer Brückner ist für 2014 optimistisch. „Das frühe Frühjahr entzerrt die Angebotsspitzen“, freut er sich, auch wenn sich das noch nicht bei allen Abnehmern herumgesprochen habe. Viele Märkte kalkulieren erst ab Mai mit dem regionalen Gemüse. Etwas Sorgen bereitet Brückner der Mindestlohn. „Wir zahlen schon gut. Dennoch kommen 15 bis 18 Prozent mehr Kosten auf uns zu.“ Er hofft, dass die Verbraucher, die den Mindestlohn fordern, auch bereit sind, höhere Preise zu zahlen.

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