Kampf um die Gleise: Bahn frei für neue Neun?

9.9.2011, 06:59 Uhr

Es sind die zwei Seiten der selben Medaille, die momentan unter Nürnbergs Pendlern für Freude und Ärger sorgen: Die U-Bahnlinie 3 wird weiter ausgebaut und soll im Dezember ihren Betrieb bis zum Friedrich-Ebert-Platz aufnehmen. So weit, so gut. Doch gleichzeitig droht dafür der Straßenbahn 9 im Norden das unabwendbare Aus – zumindest in ihrer jetzigen Form.

Denn ein paralleler Verkehrsbetrieb über und unter der Erde wäre laut einer offiziellen Berechnung unwirtschaftlich. Und da die Weiterführung der U 3 auf Geldzuschüsse des Bundes angewiesen ist, dieser seine Mittel aber an die Berechnung knüpft, muss die Stadt den Vorgaben folgen. Ohne die Stilllegung der Straßenbahn also keine Bundeszuschüsse, ohne Bundeszuschüsse keine ausgebaute U 3.

Pendler in Nöten

Nun ist der Wechsel von der Straßenbahn zur U-Bahn natürlich nicht per se als schlecht einzustufen. Die U-Bahn fährt häufiger, ist weniger anfällig für wetterbedingte Ausfälle und kommt schneller voran. Und: Wer bisher aus Richtung Schweinau zum Friedrich-Ebert-Platz wollte, kann sich künftig einen Umstieg sparen - doch das dürften die wenigsten sein.

Groß ist hingegen der Unmut unter all den Pendlern, die aus dem Umland (z.B. aus Erlangen mit dem Bus nach Thon) und Thon kommen und Richtung Hauptbahnhof fahren. Mussten sie bisher keinmal oder zumindest nur einmal umsteigen, so kommt künftig ein weiterer Zwischenstop hinzu, da sie die ersten Stationen mit der Straßenbahnlinie 4 fahren müssen. Die VAG geht in einer Stellungnahme davon aus, dass immerhin um die 1.600 Fahrgäste jeden Tag davon betroffen sein könnten. Kein Wunder also, dass der Arbeitskreis Nord binnen kurzer Zeit weit über 6.000 Unterschriften für den Erhalt der Linie 9 sammeln konnte.

Der Weg ist das Ziel

Nicht nur Pendler zählen zu den Verfechtern der bedrohten Straßenbahn, auch viele Anwohner und Ladenbesitzer rund um die Bahngleise setzten ihren Namen auf die Unterschriftenliste. Sie fürchten, dass ihre Mobilität eingeschränkt wird und die Kunden wegbleiben. Denn wer sich unter der Erde fortbewegt, der sieht auch keine Schaufenster die ihn zum Aussteigen, Bummeln und Einkaufen verführen könnten. Der "Durchreiseverkehr", der die Straße bisher belebte, bliebe plötzlich aus.

Da aber unglückliche Bürger auch Politiker unglücklich machen, wird derzeit quer durch die Parteien mit Hochdruck nach einer für alle akzeptablen Lösung gesucht. Dass die Linie 9 in ihrer jetzigen Form nicht erhalten bleiben kann steht fest – doch ob sie komplett stillgelegt wird oder, wie in Gedankenspielen der CSU und der GRÜNEN, mit neuer Route weiter durch die Pirckheimerstraße fahren wird ist noch offen. Der Stichtag, an dem sich das Schicksal der Straßenbahn entscheiden soll, ist für den 15. September angesetzt. Dann steht die nächste Sitzung des Verkehrssausschusses an, bei dem über entsprechende Anträge der CSU und der Grünen entschieden werden soll - und, so die Hoffnung vieler Händler und Pendler, vielleicht ein Bekenntnis zu einer neuen Neun erfolgt.

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