Kampfzone Freibad? Nürnberg setzt auf Security-Kräfte

1.7.2019, 05:50 Uhr
Kampfzone Freibad? Nürnberg setzt auf Security-Kräfte

© Roland Fengler

Seit etwa 10 bis 15 Jahren soll es in den Badeanstalten immer schlimmer werden, behauptet der Vorsitzende des Verbandes gegenüber der Rheinischen Post. Auch in Düsseldorf kam es am Samstag zu einem Konflikt: Hunderte Gäste eines Freibades beteiligten sich an einem Streit mit einer einzelnen Familie. Polizeistreifen hatten Mühe, die Gemüter zu beruhigen. Das komplette Freibad wurde letztlich für diesen Tag geschlossen.


Streit zwischen 100 Gästen: Polizei muss Düsseldorfer Freibad sperren


Steigt also mit der Hitze das Aggressionspotential? Gerhart Albert geht das zu weit. Einen solchen Zusammenhang sieht der Zweite Werkleiter von NürnbergBad nicht. Dass manche Badegäste aggressiv werden können, stehe außer Frage. Aber das passiere vor allem, wenn es voll ist. "Dann gibt es welche, die aufmüpfig werden."

"... dann kann es Ärger geben" 

Wenn die Leute 10 bis 20 Meter auseinander liegen, gibt es kaum Schwierigkeiten. Schmilzt der Abstand von Handtuch zu Handtuch aber auf zwei oder einen Meter, kann es hitzig werden: Dem einen ist die Musik zu laut, ein anderer fühlt sich belästigt, wenn ihm Zigarettenrauch in die Nase steigt. Dem nächsten Gast knallt ein Fußball auf den Bauch, ein Federball oder ein Frisbee an den Kopf. "Wenn dann einer eine zu kurze Zündschnur hat und noch Alkohol im Spiel ist, kann es Ärger geben."

So brutale Angriffe wie in Essen habe es nach Alberts Wissen aber in städtischen Bädern zum Glück noch nicht gegeben. Damit das auch so bleibt, trainieren die Fachangestellten für Bäderbetriebe (Bademeister), wie sie bei Konflikten unter Besuchern deeskalieren können. Dafür werden auch Schulungen von der Polizei angeboten. Doch reicht eine Deeskalationsstrategie in manchen Fällen einfach nicht mehr aus. "Es gibt immer mehr Menschen, die sich gar nichts mehr sagen lassen wollen", stellt Albert fest. "Hier fehlt es an Rücksicht.“

Wenn die Fachangestellten für Bäderbetriebe und die Sicherheitskräfte mit Deeskalation nicht mehr weiterkommen, muss die Polizei gerufen werden. Albert: "Die übernehmen dann den Fall. Ich will ja meine Mitarbeiter nicht in Gefahr bringen.“

"Am nächsten Tag können sie wiederkommen"

Doch das passiert selten, betont der Zweite Werkleiter. In der Regel greifen seine Angestellten noch selbst durch. Wenn ein Badegast über die Stränge schlägt, machen die Angestellten schon mal von ihrem Hausrecht Gebrauch und schicken ihn oder sie für diesen Tag aus dem Bad. "Ein Abkühl-Effekt. Am nächsten Tag können sie wiederkommen."

Je nachdem, was vorgefallen ist, sprechen Mitarbeiter aber auch Hausverbote aus, die für die Störenfriede in allen städtischen Bädern gelten, mit einer Frist von einem Vierteljahr bis zu einem Jahr. Das kann auf Diebstähle, Körperverletzungen oder se xuelle Übergriffe zutreffen. Delikte, die gleich an die Ermittlungsbehörde weitergegeben werden. In solchen Fällen kann ein Hausverbot bis zur Gerichtsverhandlung und darüber hinaus verhängt werden. Hält sich der mutmaßliche Täter nicht daran und taucht wieder in einem der Bäder auf, ist das Hausfriedensbruch.

Derzeit laufen gegen 30 bis 40 Personen Hausverbote, sagt Albert. "Doch angesichts der Gesamtzahl von 1,25 Millionen Besucher in allen städtischen Bädern im vergangenen Jahr, bewegen wir uns mit den Hausverboten im Promillebereich."

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