„Kein Mensch fährt mit diesem Bus“

15.9.2010, 14:00 Uhr
„Kein Mensch fährt mit diesem Bus“

© Prill

Mitte August wurde die Linie47 um zwei Haltestellen erweitert. Statt wie bisher in Thon zu enden, werden jetzt noch zwei Haltestellen in der Sackgasse Forchheimer Straße angefahren. Der Bus wendet anschließend am Ende der Straße und beginnt seine Fahrt zurück in Richtung Heilig-Geist-Spital.

Lautes Dröhnen

Wofür viele Stadtteilbewohner sonst lange kämpfen müssen, nämlich eine bessere Anbindung ihres Wohngebietes an das öffentliche Verkehrsnetz, ist hier vielen Anwohnern ein Dorn im Auge. „Wir brauchen diesen Bus nicht, kein Mensch fährt damit“, empört sich Reinhard Drechsel. „Das Dröhnen der Busse ist schon von weitem zu hören, die Lärmbelastung ist unerträglich.“

So wie Drechsel denken viele der Ortsansässigen. „Es ist doch jedem zuzumuten, fünf bis zehn Minuten zur nächsten Haltestelle zu laufen“, schreibt Norbert Weiskopf in einem Beschwerdebrief an die Verkehrsgesellschaft VAG. Zudem sei anzunehmen, dass in jedem Haushalt ein Pkw vorhanden ist, „also keine Fahrgäste für Ihre Linie“. Der Nutzen stehe in keinem Verhältnis zur „starken Lärmbelästigung“.

Rund um die Forchheimer Straße ist seit langem Großbaustelle, weil viele neue Wohnkomplexe entstehen. „Zum Baulärm und den Baufahrzeugen haben wir nun auch noch die leeren Busse“, meint eine Anliegerin genervt.

Ab fünf bis acht Uhr vormittags werden die Haltestellen werktags im Zehnminutentakt angefahren. Eine weitere Kernzeit ist zwischen 15 und 18 Uhr. Dass der Bus auch am Wochenende bis zu dreimal die Stunde durch die Straße fährt, gefällt den meisten ebenfalls nicht. Zudem beklagen sich Anwohner darüber, dass auch andere Buslinien den Wendehammer am Ende der Straße nutzen.

Die Busgegner haben sich hilfesuchend an den Vorstadtverein Nord gewandt. Der Vorsitzende Tobias Schmidt hält die Forderung nach einer kompletten Einstellung der Linie 47 in der Forchheimer Straße aber für unrealistisch. „Die Bebauung in diesem Gebiet ist ja noch nicht abgeschlossen“, der Bedarf an einer Verkehrsanbindung werde zunehmen.

Das sieht auch die VAG so. Sprecherin Elisabeth Seitzinger: „Die Erweiterung der Linie wurde 2005 im Bebauungsplan festgelegt. Damit setzen wir die Verkehrsleitlinien der Stadt um.“ Diese sehen für Neubaugebiete eine Anbindung an das Verkehrsnetz vor. Auch wenn jetzt kaum Bedarf da sei, durch die Bebauung werde sich das ändern, so Seitzinger. Wegen der Beschwerden hat die VAG jedoch beschlossen, vorerst zwischen fünf und sieben Uhr morgens jede zweite Fahrt zu streichen. Über eine Ausdünnung am Abend könne erst zum Fahrplanwechsel im Dezember entschieden werden.

Gegen den Vorwurf, dass auch andere Buslinien statt wie bisher in Thon nun hier wenden, argumentiert die VAG so: „Das sind ausschließlich Linienwechsler. Das heißt, die Busse fahren als 26er in die Forchheimer Straße und beginnen dann ihre Fahrt als 47er“.

Vergleichbare Proteste hatte die VAG vor zwei Jahren erlebt, als sich Anwohner in Pillenreuth massiv gegen die Führung der Buslinie 66 durch ein Wohngebiet wehrten. Die Einstellung der Linie wurde vom Verkehrsausschuss damals abgelehnt. Oberbürgermeister Ulrich Maly dazu: „Wir haben die Verpflichtung, diejenigen, die auf den ÖPNV angewiesen sind, mit einem Bus zu bedienen, es ist egal, ob es sich dabei um 60, 70 oder 100 Anwohner handelt.“