Fünffacher Nachwuchs

Kindersegen bei Totenkopfäffchen im Tiergarten Nürnberg

Clara Grau

Lokalredaktion Nürnberg

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22.8.2022, 14:34 Uhr
Baby-Affen im Nürnberger Tiergarten: Gleich fünf junge Totenkopfäffchen klammern sich derzeit an das Fell ihrer Mütter. 

© Tiergarten Nürnberg / Tom Burge Baby-Affen im Nürnberger Tiergarten: Gleich fünf junge Totenkopfäffchen klammern sich derzeit an das Fell ihrer Mütter. 

Fast jedes Kind kennt Herrn Nilsson aus den Pippi Langstrumpf-Filmen und auch im Tiergarten der Stadt Nürnberg gehören Totenkopfäffchen (Saimiri boliviensis) zu den Lieblingen der Besucher. In ihrem Gehege neben dem Giraffenhaus toben und turnen sie ausgelassen herum. Die kleinen Primaten haben jetzt Nachwuchs bekommen: "In den vergangenen drei Wochen sind insgesamt fünf Jungtiere geboren", teilt der Tiergarten mit und freut sich, denn bei den Totenkopfäffchen gab es zuletzt im Jahr 2018 Junge.

Aufmerksame Besucher können die Äffchen im Nürnberger Tiergarten bereits bewundern. 

Aufmerksame Besucher können die Äffchen im Nürnberger Tiergarten bereits bewundern.  © Tom Burger / Tiergarten Nürnberg, NNZ

Aufmerksame Besucherinnen und Besucher haben sie vielleicht schon gesehen: Die kleinen Äffchen krallen sich im Fell ihrer Mütter fest und lassen sich von ihnen herumtragen. "In einigen Monaten werden sie dann die ersten Erkundungen alleine wagen", so der Tiergarten.

Europäisches Zuchtprogramm

Die Zucht der Totenkopfäffchen wird im Europäischen Zuchtprogramm EEP (EAZA ex situ-Programm) koordiniert, an dem sich auch der Tiergarten beteiligt. In diesen Programmen züchten Zoos koordiniert Tierarten, um stabile Populationen außerhalb ihres natürlichen Lebensraums aufrechtzuerhalten. So soll auch das Aussterben von stark gefährdeten Arten verhindert werden. Vater der fünf neugeborenen Äffchen ist ein Männchen, das Anfang März dieses Jahres im Rahmen des EEP aus dem Zoo Les Sables in Frankreich zur Zucht in den Tiergarten gekommen ist. "Das Männchen kam während der Paarungszeit zu uns. Das war natürlich ein guter Zeitpunkt, wir mussten aber behutsam vorgehen und konnten es nicht direkt zur großen Gruppe lassen. Nach der Ankunft durfte das Männchen erstmal einen Tag zur Ruhe kommen und sich eingewöhnen. Über zwei Wochen hinweg haben wir dann immer mehr Weibchen zu ihm gelassen und ihn so schrittweise an die Gruppe gewöhnt", sagt Dagmar Fröhlich, Tierpflegerin und stellvertretende Revierleiterin.

Totenkopfaffen haben eine besondere Sozialstruktur: Die Weibchen bilden eine Gruppe mit fester Rangordnung und die männlichen Tiere halten sich – außerhalb der Paarungszeit – am Rand der Gruppe auf, berichtet Fröhlich. "Auch unser Männchen musste sich nach der Paarungszeit häufig vor den Weibchen zurückziehen, die ihm gegenüber dann aggressiver waren. Inzwischen hat er aber viel dazugelernt und konnte sich sehr gut in die Gruppe einfügen. Dass wir im ersten Jahr gleich so viele Jungtiere haben, ist ein großer Erfolg."

Die Tragzeit bei den Totenkopfäffchen dauert in der Regel 150 bis 170 Tage. Im Tiergarten leben derzeit elf Weibchen, ein Männchen und die fünf Jungtiere.

Bestände nehmen ab

Totenkopfäffchen leben in tropischen Gebieten Südamerikas und kommen in Teilen Boliviens, Brasiliens und Perus vor. "Wegen ihrer markanten Kopfzeichnung und ihres Verhaltens sind Totenkopfäffchen bei den meisten Zoobesuchern sehr beliebt. Sie eignen sie deshalb gut als Botschafter für den Schutz des südamerikanischen Tropenwalds", sagt Diana Koch, Kuratorin im Tiergarten Nürnberg. "Die Weltnaturschutz-Union IUCN stuft die Art derzeit noch als ‚nicht gefährdet‘ ein, die Bestände nehmen allerdings ab. Die koordinierte und gezielte Zucht in menschlicher Obhut wird deshalb auch für diese Tierart immer wichtiger."

Im Verhältnis zu ihrem Gesamtgewicht haben Totenkopfäffchen von allen Primaten das größte Gehirn. Das heißt nicht, dass sie viel schlauer sind als andere Affen, sie können aber schnelle Bewegungen besonders gut wahrnehmen und sind sogar in der Lage, kleine Vögel aus dem Flug zu fangen. Totenkopfäffchen ernähren sich hauptsächlich von Insekten und Früchten. In den ersten Monaten werden sie von den Müttern gesäugt.

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