Kioske in Nürnberg kämpfen ums Überleben

30.5.2016, 05:52 Uhr
Kioske in Nürnberg kämpfen ums Überleben

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Die letzten Cent-Stücke zusammenkratzen, zum Laden nebenan marschieren und Panini-Bilder, Süßigkeiten und Eis kaufen: Tante-Emma-Läden und kleine Schreibwarengeschäfte sind für viele mit Kindheitserinnerungen verknüpft. "Früher gab es solche Unternehmen noch an jeder Straßenecke", erinnert sich Thilo Dahnke, Vorsitzender vom Vorstadtverein Luitpoldhain-Dutzendteich. "Viele der Kleinbetriebe werden aber nach und nach von Ketten ersetzt oder machen wegen zu geringen Einnahmen dicht."

Im Viertel rund um den Dutzendteich gab es von Bürgern lange Zeit Beschwerden wegen fehlender Geschäfte und Läden. Der Bürgerverein wagte einen Versuch: Ein Händler fuhr mit seinem vollgepackten Auto zu festgelegten Zeiten in das Viertel und versuchte, dort seine Waren zu verkaufen. Nach einem Monat musste das Projekt jedoch beendet werden, wegen fehlender Kundschaft. "Das Kaufverhalten der Leute macht die Läden kaputt", sagt Dahnke. "Sobald es irgendwo billiger ist, wird da gekauft. Die Big Player wie Netto und Co. haben einfach ein zu großes Netzwerk."

Viele Kioske kooperieren inzwischen mit Paketdiensten und richten in ihrem Geschäft Abholstationen ein. Der Vorsitzende des Bürgervereins sieht in derartigen Zusammenarbeiten die einzige Überlebenschance für Kleinunternehmer. Ein weiteres Problem ist die angespannte Lage am Immobilienmarkt. "Ich sehe fast jeden Monat einen Laden verschwinden und eine Wohnung daraus werden", sagt Thilo Dahnke. Das sei für viele Besitzer rentabler.

Auch in an öffentlichen Plätzen und in Parks ist die Lage angespannt, viele Imbissbuden, Eisdielen und Snackverkäufer schließen ihre Geschäfte. So auch am Luitpoldhain: Die Minigolfanlage und der dazugehörige Essensverkauf haben geschlossen. "In der Gegend gibt es für uns kaum Alternativen", sagt Kristina Geller. Vor allem ihre Kinder seien enttäuscht, erzählt die 38-jährige Mutter. "Ein Eis im Sommer gehört für uns einfach dazu."

Interesse vorhanden

Nach der Rückgabe des Kiosks hat die Stadt inzwischen reagiert und den Standort neu ausgeschrieben, so Claus Fleischmann vom Liegenschaftsamt. Genau wie für die Standorte am Wöhrder See und am Nelson-Mandela-Platz, habe es auch am Luitpoldhain viele Bewerber gegeben. Innerhalb der nächsten Monate könne dort etwas passieren. "Interesse für solche Geschäfte gibt es durchaus. Reichtümer lassen sich damit aber kaum verdienen. Und ohne eine gewisse Stammkundschaft geht nichts." Das liegt auch an Hygienevorschriften: Wer in seinem Laden nichtabgepackte Ware wie Obst oder selbst zubereitete Snacks verkaufen will, braucht einen Wasseranschluss. "Das macht die Angelegenheit für viele noch komplizierter und teurer", sagt Fleischmann.

Wirtschaftsförderung in Form von Subventionen dürfe die Stadt generell nicht betreiben. Kristina Geller wird mit ihren Kindern im Luitpoldhain also bald wieder Eis essen gehen können. Das langsame Aussterben von Tante-Emma-Läden und Kiosken macht ihr trotzdem Sorgen: "So stirbt auch ein Stück Tradition."

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