"Kleines Mausloch" am Rangierbahnhof wird vergrößert

9.9.2020, 10:44 Uhr
Das "kleine Mausloch" soll einer größeren Brücke weichen, unter der dann auch Lkw durchfahren können – zur Freude der Bewohner der Rangierbahnhofsiedlung.

© Foto: Rurik Schnackig Das "kleine Mausloch" soll einer größeren Brücke weichen, unter der dann auch Lkw durchfahren können – zur Freude der Bewohner der Rangierbahnhofsiedlung.

Lorenz Gradl kann es kaum fassen. Seit über zehn Jahren macht sich der SPD-Stadtrat und langjährige Eisenbahner für den Ausbau der Unterführung stark. Bisher ohne Erfolg. Nun endlich flatterte vom Eisenbahn-Bundesamt der Antrag der DB Netz AG herein. Die Stadt Nürnberg sowie das Wasserwirtschaftsamt als Träger öffentlicher Belange werden um ihr Einverständnis gebeten. "Ich denke nicht, dass da jemand etwas dagegen hat", sagt Gradl. Denn er verfolgt schon lange die Situation in der Rangierbahnhofsiedlung und kennt die Nöte der Anwohner. Und dabei spielt das "Kleine Mausloch" eine große Rolle.

Dass sich dieser Name im Mund der Nürnberger eingenistet hat, ist kein Wunder: Die in die Jahre gekommene Unterführung an einer Abzweigung der Katzwanger Straße erinnert tatsächlich stark an den Eingang der Maus-Wohnung in der legendären Zeichentrick-Serie "Tom und Jerry". Wie bei einem umgedrehten "U" spitzt sich der Bogen nach oben hin steil zu. Eine maximale Durchfahrtshöhe von 3,20 Meter ergibt sich laut eines Hinweisschilds.

Außerdem wird darauf hingewiesen, dass es hier zu einem Betriebsgelände geht und die Durchfahrt für Unbefugte verboten ist. Tatsächlich führt der Tunnel, der zwei Bahn-Gleise zwischen dem Betriebswerk von Schenker und dem Rangierbahnhof unterquert, zum Betriebswerk der Bahn und zur Lok-Werkstatt. Zwar fahren die Mitarbeiter mit ihren Pkw durch diese hohle Gasse ein und aus, doch für die Zu- und Abliefernden Lkw ist der Eingang viel zu eng.

Was das bedeutet, weiß Gradl zu gut: Dicke Laster mit Fahrzeugmotoren, Lok-Achsen, Stromabnehmern und Baggern im Gepäck quälen sich ausschließlich durch die Rangierbahnhofsiedlung, wo der passende Zugang zum Werk ist. "Wer dieses Chaos einmal erlebt hat, der weiß, dass es unzumutbar ist", sagt Gradl.

Enge Kurven spitzen die Lage zu

Gerade die engen Kurven in der Pauli- und Schnorrstraße lassen die Lage zuspitzen. Auch die Grünen haben im März auf diesen Zustand hingewiesen – und daran erinnert, dass die Route auch zeitgleich ein Schulweg sei und der Weg auch von Bewohnern einer Senioren-Wohngemeinschaft verstärkt genutzt werde. Immer wieder musste auch die Polizei völlig verhakte Lkw befreien.

In moderner Bauweise will die Bahn also nun anstelle des "Kleinen Mauslochs" eine zeitgemäße Brücke errichten, die in der Durchfahrt dann auch für den Lkw-Verkehr geeignet ist. "Wenn sie fertig ist und genutzt werden kann, wird die Rangierbahnhofsiedlung signifikant entlastet", prognostiziert Gradl.


Nürnberger Rangierbahnhof gewährt Blick hinter die Kulissen


Der Bau soll im Sommer 2021 beginnen, im Sommer 2022 soll die Brücke dann fertiggestellt sein. Während dieser Zeit sind die Nerven der Bewohner der Rangierbahnhofsiedlung nochmals gefordert: Die Versorgung der Baustelle wird über eine Baustellenzufahrt erfolgen, die über das gesamte Gelände des Rangierbahnhofs führt und an das Straßennetz in der Rangierbahnhofsiedlung anschließt. Gradl seufzt: "Das wird nicht leicht, aber ich bin mir sicher, es lohnt sich." Denn dauerhaft, so Gradl, werde die Rangierbahnhofsiedlung damit künftig deutlich an Lebensqualität gewinnen.

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