Knatsch am Kiosk im U-Bahnhof Eberhardshof

31.10.2007, 00:00 Uhr
Knatsch am Kiosk im U-Bahnhof Eberhardshof

© Seuß

«An Ausländer verkaufe ich keine Zigaretten. So. Feierabend!» Diese Worte sind laut Sevgi, Emran, Tayfun, Ilke und Essap am 24. September von der Kioskverkäuferin im U-Bahnhof Eberhardshof gesagt worden. Die angehenden Beiköche sind wie ihre Klassenkameraden und ihre Klassenleiterin Angela Rauscher «sehr verletzt über diese rassistische Äußerung».

Vom Stadtanzeiger auf das Zitat angesprochen, dementiert die Kioskverkäuferin, die anonym bleiben will, die genannten Worte - nicht zuletzt mit Verweis darauf, dass «90 Prozent» ihrer Kunden Ausländer seien. Sie bestätigt aber den Konflikt mit den BAW-Schülern, die bei ihr Zigaretten kaufen wollten und einen Personalausweis vorlegten, der nachwies, dass sie 18 Jahre alt sind. Die Verkäuferin hatte aber Zweifel, ob der Ausweis echt ist, weshalb sie die Tabakwaren nicht herausgab.

231 Euro Strafe bezahlt

Als Grund für ihr vorsichtiges Verhalten nennt sie einen Vorfall vom vergangenen Jahr, als sie eine Geldstrafe von 231 Euro bezahlt habe, weil sie einem Jugendlichen unter 16 Jahren Zigaretten verkauft hatte, ohne nach dem Ausweis gefragt zu haben. Seitdem schaue sie sich die Ausweise sehr genau an, betont die Verkäuferin.

Die BAW-Zehntklässler können aber nicht verstehen, warum sie am Kiosk im U-Bahnhof Eberhardshof nicht bedient werden. Seit dem ersten Vorfall, der mit gegenseitigen verbalen Beleidigungen geendet haben soll, gab es zwei geballte Anläufe der gesamten BAW-Klasse. Sie führten dazu, dass die Verkäuferin die Rollos hinunterließ und VAG-Sicherheitsleute rief, die zwar keine Platzverbote aussprachen, die Schüler-Gruppe aber dazu aufforderte, den U-Bahnhof zu verlassen.

Die Lage vor Ort scheint verfahren: Einerseits empfindet die Verkäuferin schon länger ältere Berufsschüler als «Bedrohung», weil diese oft so massiv aufgetreten seien, dass sie kleine Realschüler gefährlich nah an die Kioskscheibe drücken; andererseits sieht sich die 10. BAW-Klasse als Opfer von Pauschalurteilen, die sie nicht hinnehmen wollen.

VAG-Sprecherin Elisabeth Seitzinger kennt zwar keine Details über den «Kiosk-Fall», aber sie kann beide Seiten verstehen - den Frust der Schüler, aber auch die Angst der Verkäuferin vor Kontrollen und erneuter Strafe. Um die Lage zu entspannen, plädiert Seitzinger für eine Gesprächsrunde von Schülern, Lehrerin und Kioskpersonal, was auch der Pächter befürworten würde.

Dieses Vorgehen hält auch die Polizei für sinnvoll. Sachbearbeiter Patrick Stiegler hat im Übrigen vielfach eine «Verunsicherung» beim Verkaufspersonal wegen der verschärften Vorschriften zur Abgabe von Zigaretten und Alkohol registriert. Ansonsten betont er: Trotz eines gewissen «Trubels» wegen mehrerer Schulen im Umfeld, sei der U-Bahnhof Eberhardshof bisher «kein polizeilicher Schwerpunkt». (Siehe Vorstadtbrille nebenan)