Kommentar: Das Konzept Frauen-Taxi geht in die falsche Richtung

27.11.2019, 12:08 Uhr

Es ist 34 lange Jahre her, dass sich die Nürnberger Grünen das Projekt Frauen-Nacht-Taxi auf die Fahnen geschrieben haben – und damit Schiffbruch erlitten. Seither ist viel passiert. Manches ist aus Frauensicht besser geworden, manches nicht. Viele wollen heute raus aus der Opferrolle, die ihnen so lange auf den Leib geschrieben wurde.

Gegen den Taxi-Vorschlag, der in anderen Städten erstaunlich viel Furore macht, spricht nach über drei Jahrzehnten vor allem das: Wenn sich Frauen ernsthaft die Straße zurückerobern wollen, wenn sie selbstbewusst und selbstverständlich Raum einnehmen und unterwegs sein wollen, dann bringt sie ein gesponsertes Frauen-Nacht-Taxi in die falsche Richtung.


Pro: Ein Nacht-Taxi kann das Sicherheitsgefühl erhöhen


Dann bleibt der öffentliche Raum, wie seit Jahrhunderten, für Bürgerinnen nachts tabu; ein irrational verzerrter Angstraum, den auch die erfreulichste Kriminalstatistik nicht erhellen kann. Selbst schuld, wer sich da raustraut? Auch dieser üble Vorwurf ist sehr zäh.
Dabei hat der "Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen" die wirklich gefährlichen Orte gerade deutlich benannt: Zu Hause müssten sich Frauen weit mehr fürchten und auf der Hut sein als abends auf der Straße. Mehr als ein Mal pro Stunde wurde 2018 eine Frau von Freund oder Ehemann gefährlich verletzt. 122 sind allein in diesem Jahr von ihrem Partner getötet worden. Geld für Frauenhäuser, die niemanden mehr abweisen müssen, weil der Platz nicht reicht, wird dringender gebraucht als fürs Taxifahren.

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