Auf Streife

Kontrolle an der Schleuse: Wie die Polizei auf Nürnbergs Gewässern arbeitet

21.9.2021, 19:16 Uhr
Auf Schleichfahrt: Die Wasserschutzpolizei Nürnberg nähert sich auf dem Main-Donau-Kanal einem Flusskreuzfahrtschiff, das im Nürnberger Hafen angelegt hat. Die Beamten wollen das Schiff unangemeldet kontrollieren.

© Peter Roggenthin, Peter Roggenthin Auf Schleichfahrt: Die Wasserschutzpolizei Nürnberg nähert sich auf dem Main-Donau-Kanal einem Flusskreuzfahrtschiff, das im Nürnberger Hafen angelegt hat. Die Beamten wollen das Schiff unangemeldet kontrollieren.

Peter Schrembs steuert das Polizeiboot im Nürnberger Hafen langsam an ein Flusskreuzfahrtschiff heran. "River Duchess" (Herzogin der Flüsse) steht am Bug des Dampfers, der gegenüber der Feuerwache 4 auf dem Main-Donau-Kanal vor Anker gegangen ist. Es ist eine Stichprobe, eine unangemeldete Kontrolle, die auf dem Plan der Wasserschutzpolizei (WaPo) steht.

Die WaPo legt an die niederländische River Duchess an, eine Beamtin und ein Beamter gehen an Bord. Der Kapitän des Hotelschiffes, Ronny Dolk, zeigt sich gelassen: "Wir sind es gewöhnt, dass wir kontrolliert werden", sagt er mit niederländischem Akzent. Nur das Personal befindet sich an Bord, die Reisegäste, die überwiegend aus den USA kommen, halten sich zum Zeitpunkt der Kontrolle in der Nürnberger Altstadt auf.

Augenmerk auf schiffseigene Kläranlage

Eine Stunde lang wird die WaPo, die Teil der Verkehrsinspektion Nürnberg ist, das Schiff auf Herz und Nieren überprüfen. Polizeihauptkommissar Peter Schrembs zählt auf, was unter anderem dazu gehört: "Wir kontrollieren die technische Ausstattung, die Schiffspapiere müssen passen. Es muss ausreichend Personal an Bord sein, wir kontrollieren auch, ob die Fahrzeiten eingehalten werden, ob die Brandschutzauflagen stimmen und ob genügend Rettungsmittel an Bord sind." Ein besonderes Augenmerk legt die WaPo auf die schiffseigene Kläranlage. Denn damit nehmen es manche Reedereien und Kapitäne nicht so genau.

Im Mai 2017 legte die WaPo im Nürnberger Hafen ein Hotelschiff still, weil es Fäkalien in den Kanal einleitete. Die Staatsanwaltschaft schaltete sich ein. 120 Reisende und 30 Mitarbeiter mussten ausharren, bis der Schaden an der Kläranlage behoben war und die Reise Richtung Regensburg weitergehen konnte. Den Nachweis führen die Einsatzkräfte mit einem Färbemittel. Wenn sich das am Auslass des Schiffes entsprechend verfärbt, ist Kloake im Spiel.

Lagern ist verboten

Die Herzogin der Flüsse allerdings ist sauber, das haben die Kontrollen ergeben. "Es passt alles. Nur bei den Fahrzeiten gibt es eine Diskrepanz. Der Fahrtenschreiber wird jetzt ausgewertet. Das ist aber nichts gravierendes", sagt Peter Schrembs.

Ortswechsel:In der Königstorpassage (Köpa) ist am selben Vormittag reger Betrieb. Menschen gehen oder rennen zu den Zügen oder laufen in Richtung Innenstadt. Raphael Scharrer und Hans-Sebastian Leipold von der Landespolizei sowie Milena Distler von der Bundespolizei gehen hier Streife. Ein Mann sitzt im Verteilergeschoss mit dem Rücken zur gefliesten Wand auf dem Boden. Seine Jeans ist speckig, das Gesicht eingefallen. Eine halbvolle Wodkaflasche steht neben ihm, eine leere liegt auch dabei. Das Team geht auf den Mann zu, zieht sich Gummihandschuhe über - denn Lagern und der Konsum von Alkohol sind hier verboten.

Body-Cam schützt die Beamten

Leipold nimmt die Flaschen und entsorgt sie, Kollege Scharrer spricht den Mann an. Der Beamte der Inspektion Mitte fordert ihn auf, aufzustehen und den Ausweis zu zeigen. Der Angesprochene macht, was der Polizist ihm sagt, steht aber wackelig auf den Beinen. Dann die Abfrage per Funk in der Einsatzzentrale (EZ): Gegen den Mann liegt nichts vor. Der Kontrollierte bewegt sich und verlässt den Platz, während Leipold ein paar Meter weiter zwei Passanten aufweckt, die dort schlafen. Auch sie verlassen den Platz ohne Widerstand. Doch so friedlich geht das nicht immer. "Wir haben hier schon öfter Widerstand erleben müssen", erzählt Scharrer. Ernsthaft verletzt worden sei er noch nicht. Zum Schutz trägt einer der Streife eine Body-Cam. Wird es bedrohlich, weisen sie darauf hin, dass sie die Video-Kamera einschalten, falls es ausufert. Die meisten besinnen sich dann, so Leipold. "Bilder sagen mehr als tausend Worte, die Aufzeichnungen sind Beweismittel."

Dann kommt per Funk ein Einsatzbefehl: "Verletzte Person am Busbahnhof". Das Team sprintet hin, findet niemanden. Rückfrage in der EZ. Falscher Ort. Sprint zurück. Der Verletzte sitzt auf einer Treppe zur Köpa. Doch der will sich nicht helfen lassen - obwohl sein verbundener Arm schlimm aussieht. Der Mann wird laut und eilt Richtung Innenstadt. Scharrer: "Wenn er sich strikt weigert, dann sind auch unsere Mittel erschöpft."

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