Kontrolle muss sein: Nürnberger Spielplätze auf dem Prüfstand

10.9.2020, 05:45 Uhr
Jürgen Söhnlein, Mitarbeiter der Wohnungsbaugesellschaft wbg, überprüft den Spielplatz an der Speyerer Straße.

© Foto: Roland Fengler Jürgen Söhnlein, Mitarbeiter der Wohnungsbaugesellschaft wbg, überprüft den Spielplatz an der Speyerer Straße.

Es ist ein Schreckensszenario: Ein Kind verletzt sich auf einem Spielplatz, weil eines der Geräte defekt ist. So geschehen am 25. August in Langwasser: Ein Siebenjähriger stürzte in der Wettersteinstraße, Ecke Zugspitzstraße, vom Klettergerüst und brach sich den Arm. Bei einer Sicherheitsbegehung auf dem Spielplatz der städtischen Wohnungsbaugesellschaft wbg einige Tage vor dem Unfall war das Klettergerät jedoch in einwandfreiem Zustand. Unbekannte haben wohl in der Zeit von 14. bis 25. August Schrauben einer Seilverankerung des Kletternetzes gelöst. Nun ermittelt die Polizei wegen gefährlicher Körperverletzung und sucht unter Telefon (09 11) 9 48 21 14 Zeugen.

"Ein Unfall auf dem Spielplatz, bei dem ein Kind verletzt wird, berührt natürlich", sagt Dieter Barth, Pressesprecher der wbg. "Wir können von Glück reden, dass sich der Junge ,nur‘ den Arm gebrochen hat. Der Sturz hätte noch ganz anders ausgehen können– ich mag mir das gar nicht ausmalen." Das Kind war mit seiner Familie zu Besuch bei der Oma, die in Langwasser lebt. Dieter Barth hatte nach dem Unfall telefonischen Kontakt mit der Mutter des Jungen: "Wir bedauern den Unfall sehr." Es ist ein ungewöhnlicher Fall, dass Unbekannte an einem Spielgerät Schrauben entfernen. Dafür sei Werkzeug notwendig gewesen, meint Pressesprecher Barth. "Schrauben an einem Spielgerät zu entfernen, das ist eine besondere Situation."

Standardisierte Kontrollen und Dokumentation

Generell kommt es schon vor, dass "etwa durch übergebührliche Nutzung" Geräte kaputtgehen. Die Wohnungsbaugesellschaft wbg kontrolliert deshalb alle zwei Wochen ihre Spielplätze im Stadtgebiet. Schäden werden dann dokumentiert und repariert. Viel Arbeit für die wbg-Mitarbeiter: Schließlich hat die wbg insgesamt 285 Spielplätze in ihren Wohnanlagen – von der Mini-Anlage mit einem Sandkasten und einem Schaukelgerät bis hin zu größeren Einrichtungen, wo Kleinkinder wie auch ältere Kinder auf ihre Kosten kommen. Doch die regelmäßigen Kontrollaktionen sind eben wichtig: So konnte die wbg nach dem Unfall in Langwasser eben genau belegen, dass das Klettergerüst wenige Tage vor dem Unfall noch in Ordnung war.


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Auch die Stadt Nürnberg hat hier ein standardisiertes Kontrollsystem: So ist die Stadt zuständig für 231 öffentliche Spielplätze, dazu kommen noch 225 Spielplätze in anderen Einrichtungen wie Bädern, Schulen oder Kitas sowie 14 Spielplätze in Kleingartenanlagen. André Winkel, Sprecher des städtischen Servicebetrieb Öffentlicher Raum, sagt: "Wir haben ein engmaschiges System."

Die Sicherheit im Blick

Etwa 20 Personen sind bei Sör für die Sicherheit der Spielplätze zuständig: Mindestens einmal in der Woche gibt es an jeder städtischen Anlage eine Sichtkontrolle. Zudem erfolgt jeden Monat eine Funktionskontrolle – dann setzen sich die Sör-Mitarbeiter zum Beispiel auf die Schaukel und testen, ob alles passt. Bei der jährlichen Generalkontrolle wird es noch aufwendiger: Die Sör-Mitarbeiter überprüfen dann die Standsicherheit und graben sogar die Fundamente auf. Kaputte oder beschädigte Geräte werden etwa mit Flatterband gesperrt und in möglichst kurzer Zeit repariert.

Manchmal werden die Spielplätze von Personen in Beschlag genommen, die nicht zum Zielpublikum gehören. So ist derzeit der Rutschenturm auf dem Spielplatz im Südstadtpark beim Karl-Bröger-Tunnel gesperrt. Pressesprecher Winkel berichtet: "Der Turm ist gesperrt, da dort Obdachlose und Drogensüchtige übernachten und ihre Hinterlassenschaften dort lassen." Um kurzfristig diese Erwachsenen vom Spielplatz fernzuhalten, habe man das Klettergerät versperrt. "Auf Dauer ist das keine Lösung", sagt aber André Winkel.

Vandalismus und Müll – dies ist auf den Spielplätzen leider immer wieder ein Thema. Laut Sör-Sprecher Winkel wurden in der Vergangenheit nicht unbedingt Spielgeräte zerstört. Vielmehr sorgen zerbrochene Flaschen oder Schmierereien für eine wenig kindgerechte Umgebung. Und nicht jeder der erwachsenen Besucher halte sich ans Rauchverbot: "Das wird gerne ignoriert – übrigens auch von Eltern."

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