Konzertsaal-Pläne: Weniger Baumfällungen als vorgesehen

13.10.2020, 06:10 Uhr
Blick von oben auf den Nürnberger Luitpoldhain. Am linken oberen Bildrand soll auf dem heutigen Parkplatz des Hotels der neue Konzertsaal entstehen. Dafür müssen teils alte Bäume gefällt werden.

© Oliver Acker; www.digitale-luftbilder.de Blick von oben auf den Nürnberger Luitpoldhain. Am linken oberen Bildrand soll auf dem heutigen Parkplatz des Hotels der neue Konzertsaal entstehen. Dafür müssen teils alte Bäume gefällt werden.

Das sind 21 Bäume weniger als bisher, wie Alexander Leupold vom Baureferat in der Konzerthaus-Kommission des Stadtrats bekanntgab. Die Landschaftsarchitekten hätten die Außenanlagen mit dem Ziel umgeplant, mehr der vorhandenen Bäume zu integrieren.


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Die Korrektur erfolgte auch auf Druck von Umweltschützern. Der Bund Naturschutz protestierte seit Jahresbeginn mehrfach in Stellungnahmen gegen die Überbauung des teils baumgesäumten Parkplatzes westlich der Kleinen Meistersingerhalle neben dem Ramada-Hotel. Ende September startete eine ehemalige Anwohnerin eine Online-Petition.

Aus demselben Grund verweigerte die Grünen-Fraktion im Stadtrat im Mai ihre Zustimmung zu einer nötigen Änderung im Flächennutzungsplan. Der Standort für Nürnbergs nächstes Musikhaus ist allerdings seit 2017 feste – und einstimmige – Beschlusslage.


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Die Abteilung für Kulturgroßbauprojekte im Rathaus verweist weiterhin auf die Einschätzung von Baumgutachtern, wonach nur ein kleiner Teil des Baumbestands bedingungslos erhaltenswert wäre. Nur acht der nunmehr 61 betreffenden Bäume seien gesund, der Rest mindestens geschwächt, fünf sogar stark geschädigt. 122 neue Bäume sollen im Umfeld der Baustelle ersatzweise gepflanzt werden, noch einmal so viele in anderen Südstadtstraßen.

"Nebulöses Verfahren"

Für den Nürnberger Bund Naturschutz ist die Nachricht kein Trost. Mathias Schmidt, der den Arbeitskreis Bäume des Verbands vertritt, ärgert sich über das "nebulöse Verfahren". "Ich hätte von den Stadträten erwartet, dass sie sich wenigstens die überarbeiteten Pläne vorlegen lassen." Schmidt bleibt dabei: "Der große Meistersingerhallen-Parkplatz wäre aus unserer Sicht der geeignetere Standort." Die Ersatzpflanzungen betrachtet der Aktivist als wertlose Ankündigung. Mangels Platz in den dichten Straßen habe das in der Vergangenheit immer nur punktuell geklappt.

Trotz Baum-Debatte und Corona-Krise laufen die Planungen für das Megaprojekt weiter. Die Stadt Nürnberg hat jetzt formell Baurecht für die knapp 8500 Quadratmeter große Fläche. Als Nächstes entwickeln die Architekten den Objektplan, über den der Stadtrat abstimmen muss. Der Baubeginn steht zurzeit noch für das kommende Jahr auf der Agenda. Die Kostenschätzung könnte 200 Millionen Euro erreichen. Gegen den Standort auf dem großen Parkplatz sprach, dass dann der Neubau eines Parkhauses nötig geworden wäre.

Gebäude soll nachhaltig werden

Die Grünen-Stadtratsfraktion hatte bislang wenig Erfolg mit ihrem Antrag, das neue Gebäude mit noch mehr Nachhaltigkeits-Technologie auszustatten. Die Umweltpartei fordert unter anderem die Aufbereitung von Regenwasser und gering verschmutztem Abwasser sowie Klimatechnik mittels Betonkerntemperierung. Die dazu nötigen Anlagen wären aus Sicht der städtischen Planer unwirtschaftlich, erfuhren die Stadträte in einer vorläufigen Stellungnahme für die Konzerthaus-Kommission. Teile der grünen Vorschlagliste seien aber ohnehin eingeplant, etwa das Heizen und Kühlen mittels Erdwärme, Grundwasser und Photovoltaik.

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