Krach um Auspuff: Nürnberg macht jetzt Jagd auf Auto-Poser

15.5.2019, 10:49 Uhr
Ist das Fahrzeug zu laut? Deutschlandweit werden sogenannte Autoposer von der Polizei kontrolliert. Nürnberg setzt dabei auf spezialisierte Beamte.

© Uwe Anspach (dpa) Ist das Fahrzeug zu laut? Deutschlandweit werden sogenannte Autoposer von der Polizei kontrolliert. Nürnberg setzt dabei auf spezialisierte Beamte.

Sie wollen Aufmerksamkeit, doch das heisere Bellen eines Ferraris oder das Kreischen einer Kawasaki löst bei vielen Passanten nur eins aus: gelangweiltes Augenverdrehen. Bei Anwohnern aber, die vor der Beschallung kaum flüchten können, liegen die Nerven blank. Der Lärm ist unerträglich und stresst.

Um Autoposer zu erwischen, setzt die Verkehrspolizei Nürnberg (VPI) auf eine spezialisierte Kontrollgruppe. Kopf dieser "Task Force" ist Matthias Blum. Vor allem Freitag- und Samstagnacht sind sie in Nürnberg auf Tour. Es ist das eigene Gehör, auf das die Polizisten vertrauen. Kommt ihnen ein Wagen oder ein Motorrad zu laut vor, steht eine Kontrolle an. "Manche in der Tuning-Szene sind da rauf schon vorbereitet und reichen den Beamten ihren dicken Leitz-Ordner mit den Betriebserlaubnissen und Teile-Gutachten zu ihrem Fahrzeug. Das kann Kollegen der allgemeinen Streife schon mal abschrecken. Und genau darauf setzen viele aus der Szene."

Hauptkommissar Blum und seine vier Kollegen der Einsatzgruppe wissen, wo sie hinsehen müssen. Die Abschreck-Taktik zieht bei ihnen nicht. "Ich selbst bin zwar kein Autoschrauber. Das technische Wissen habe ich mir aber autodidaktisch angeeignet." Auch auf den ausgebildeten Kfz Meister in seinem Team möchte er nicht verzichten. Der guckt noch genauer hin und erkennt, was manipuliert wurde: ob Schalldämpfer abgeschraubt, mit der Flex gekappt oder ob Rohre aufgebohrt wurden.

64 Fahrzeuge sichergestellt

2018 hat die Kontrollgruppe der VPI im Stadtgebiet Nürnberg 64 Fahrzeuge sichergestellt und bei der Prüfgesellschaft Dekra vorgeführt. Die Gutachter dort stellten in allen Fällen fest, dass die Fahrzeuge auf der Straße nichts zu suchen haben, zumal die Betriebserlaubnis erloschen war. Die Polizei hat jedoch nur wenig Mittel, um den Lärm eines solchen Sportwagens zu ahnden.

Es sind Auspuffklappen oder auch Soundgeneratoren, die das Röhren und Kreischen erzeugen. Die Radau-Auspuffanlagen sind bei den meisten Fahrzeugen schon ab Werk verbaut, der Fahrzeughalter hat dafür eine Betriebserlaubnis. Die Hersteller nutzen dafür eine Gesetzeslücke. "Ihnen geht es darum, das Bedürfnis von Kunden nach lauten Motorgeräuschen auf legale Weise zu befriedigen", berichtet der Nürnberger Dekra-Gutachter Richard Neumann.

Ist die Klappe in der Auspuff anlage offen, macht das Fahrzeug Krawall. Das aber sei nur bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h er laubt. Ab 50 km/h bis etwa 70 km/h muss sich die Klappe schließen, das Fahrzeug klingt dann wieder erträglicher. Ab Tempo 70 darf sie wieder ganz legal offen sein und Lärm produzieren.
"Meiner Meinung nach gehören Auspuffklappen verboten, aber die Lobby ist anscheinend zu groß", findet Hauptkommissar Blum. Bei Beschwerden der Bürger kann die Polizei Poser nur mit einem Bußgeld von 10 bis 60 Euro belangen.

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