Kuriose Koffer und ein Teddy: DB-Museum versteigert Fundsachen

14.9.2019, 18:01 Uhr
Bikes waren an diesem Wochenende im DB Museum besonders begehrt. Die Schnäppchenjäger boten um die Wette.

© Günter Distler Bikes waren an diesem Wochenende im DB Museum besonders begehrt. Die Schnäppchenjäger boten um die Wette.

"Das ist eigentlich 100 Euro wert", pries Auktionator Walter Schreiner beipielsweise ein Messerset von WMF an. Für 76 Euro sicherte es sich eine Besucherin – und bekam in einem Paket gleich noch weitere Utensilien dazu. Eine Magnumflasche Champagner geht für den halben Ladenpreis weg. Und beim nächsten Stück, einer selbst aufblasbaren Isomatte, trieben sich die Interessenten hoch bis auf 66 Euro. "Wenn Sie’s im Rücken haben, dann haben Sie’s damit noch doller", scherzte der Rheinländer.

Seit 20 Jahren schon bringt er Fundstücke gegen Höchstgebote unter die Leute. Und beherrscht die Kunst, Stimmung und Kauflaune mit launigen, auflockernden Sprüche zu beleben – und der Showfaktor trägt dazu bei, dass nicht nur das Publikum, sondern vor allem er selbst stundenlang durchhalten. "Sechseinhalb Stunden ohne Pause sind mein Rekord", verrät er, "aber danach war ich wirklich platt".

Die Eintrittskarten für den Festsaal waren samt und sonders im Vorverkauf weggegangen. Denn die Veranstaltung, die in dieser Form zum sechsten Mal über die Bühne ging, hat längst ihre Fangemeinde. Schreiner kann sich an etliche Gesichter erinnern

"Ü-Eier für Erwachsene"

Natürlich lockt das Spektakel auch "Neulinge" an wie Hedwig Roitl mit ihrem Mann aus Schwandorf. "Wir sind überrascht, was es hier alles gibt", meint sie. Etwas Konkretes hat das Paar, das sich einen schönen Tag in Nürnberg machen will, nicht ins Auge gefasst. "Höchstens einen Koffer…" Und von der Ankündigung in der Zeitung ließ sich Justine Jakobi mit ihrem Sohn Lukas anlocken. Und für eine 50-Jährige Besucherin ging mit der Teilnahme sogar ein schon länger gehegter Geburtstagswunsch in Erfüllung.

Unter den Hammer kamen insgesamt gut 160 Objekte, bestens erhalten und brauchbar. "Wenn ein gepackter Koffer bei uns ladet und der Besitzer nicht ausfindig zu machen ist, sortieren wir alles aus, was direkten Körperkontakt haben konnte", erläutert Udo Fein, der Leiter des Zentralen Fundbüros der Bahn in Wuppertal. "Das wird weggeworfen.

Zur Versteigerung kommen nur Sachen, die unbedenklich und in gutem Zustand sind. Und bei Handys oder Laptops werden alle Daten gelöscht, ehe wir sie weitergeben. Garantien können wir allerdings nicht übernehmen." Und die eine oder andere Reparatur, zum Beispiel an Fahrrädern, müssen die Käufer auch selbst übernehmen. A propos: Bezahlt werden muss noch im Saal. Dann kann jede und jeder sein frisch erworbenes Lieblingsstück in Empfang nehmen.

Paradestücke sind die mit Überraschungen gefüllten Koffer. "Wir sagen Ü-Eier für Erwachsene", leitete Schreiner eine weitere Runde ein. Und wechselte zur Abwechslung den Modus: "Jetzt geht es nach amerikanischem Modell: Ich fange bei 300 Euro an und zähle rückwärts. Wer sich zuerst meldet, bekommt den Zuschlag", kündigte er an. Und schon beim ersten Los kam er nicht weit: Nach 30 Sekunden meldete sich ein Käufer bei 255 Euro.

Publikum, Atmosphäre und Bahn-Ambiente

Dabei gibt es fast nichts, was in Intercitys oder Regionalbahnen nicht vergessen wird. "Ich habe alles schon erlebt", winkt Schreiner lässig ab. Und so hatten die beiden Fundsachen-Spezialisten diesmal zwar eine reichhaltige Auswahl mitgebracht, aber kein Top-Unikat. In der Zentrale laufen Fundsachen aus ganz Deutschland zusammen.

Jeder der 14 Mitarbeiter ist auf einen Bereich spezialisiert, etwa auf Uhren, Kleidung oder Accessoires. Dabei unternehmen die Fundstellen zunächst große Anstrengungen, die rechtmäßigen Eigentümer zu ermitteln. Am besten gelingt das natürlich, wenn diese eine Verlustanzeige aufgeben. Oder wenn in den Objekten Adressen oder ähnliche Hinweise zu finden sind.

Und "wir sind mit einer Rückführungsquote von durchschnittlich 60 Prozent sogar Marktführer", stellt Fein stolz fest. In einzelnen Produktgruppen, vor allem Laptops, liegt sie sogar bei 90 Prozent. Die regionale Fundstelle am Nürnberger Hauptbahnhof gehört dabei zu den zehn größten in Deutschland; allein hier landen jährlich um 8000 Fundstücke.

Zu den "Top Ten" in Deutschland gehört unter den Versteigerungen der Bahn auch die im Nürnberger Bahn-Museum. "Die ist uns auch besonders wichtig, weil hier alles so gut zusammen passt: Publikum, Atmosphäre und Bahn-Ambiente", lobt der oberste Fundsachen-Bearbeiter auch das Nürnberger Museumsteam. Wolfgang Heilig-Achneck

Verwandte Themen


Keine Kommentare