Kurt S. ist seit 20 Jahren manisch-depressiv - Familie verloren

20.11.2015, 08:11 Uhr

Die Schale mit den zuckerfreien Bonbons steht immer in Reichweite. Egal ob Salbei, Eukalyptus oder Waldfrucht: Kurt S. (Name geändert) greift hier mehrmals täglich zu, denn die Bonbons helfen gegen das trockene Gefühl im Mund. Das wiederum ist eine Nebenwirkung der Medikamente, mit denen der 50-Jährige seine Krankheit wenigstens halbwegs in Schach halten kann: S. ist seit 20 Jahren manisch-depressiv.

Ein Leiden, bei dem er sich manchmal selbst nicht wiedererkennt, denn es hat zwei Gesichter. Phasen der Unruhe, in denen der Nürnberger kaum schläft und ständig auf Achse ist, wechseln sich ab mit Phasen tiefer Verzweiflung und Antriebslosigkeit. „Ich komme mir dann selbst wie ein anderer vor“, sagt S. und zeigt auf ein Foto an der Wand, auf dem ein Mann mit Schirmmütze auf dem Kopf und Sonnenbrille selbstbewusst vor der Kamera posiert. Es zeigt Kurt S., entstanden ist es in einer der manischen Phasen. Doch mit dem zurückhaltenden Menschen, der daheim auf dem Sofa im kärglich möblierten Wohnzimmer sitzt, scheint der Kerl auf dem Bild nur wenig gemeinsam zu haben.

Doch es sind gerade die Zeiten des Überschwangs, deren Folgen ihm zu schaffen machen. Er habe sich dann überhaupt nicht unter Kontrolle, sagt S.. In früheren Jahren gab er sein Geld unter dem Einfluss der Krankheit mit vollen Händen aus, lud andere ein, ging auf Reisen. „Ich habe ziemlich viele unsinnige Dinge gemacht“, räumt S. ein. Seinen Job im IT- Bereich hat er schon vor Jahren verloren, unter anderem, weil die Kollegen mit den krankheitsbedingten Stimmungsschwankungen nicht umgehen konnten. Auch seine Ehe zerbrach.

Geblieben sind ihm nur wenige Freunde — und Schulden aus den manischen Phasen. Jetzt lebt er von einer schmalen Erwerbsunfähigkeitsrente. Eine Sozialpädagogin hilft ihm dabei, den Alltag zu bewältigen. Mit verschiedenen Medikamenten hat er sein Leiden so einigermaßen in den Griff bekommen und war seitdem auch nicht mehr in der Psychiatrie.

Doch heilbar sei seine Störung nicht, betont Sanja Cukovic vom Verein Persönliches Budget plus, die S. gemeinsam mit einer Kollegin als Fachkraft zur Seite steht. Und in den depressiven Phasen, in denen S. manchmal keinen Ausweg sieht, könne er auch nicht zu viele stimmungsaufhellende Medikamente nehmen, weil „die Stimmung sonst wieder ins andere Extrem kippt“.

Auch körperlich hat die Erkrankung ihre Spuren hinterlassen. Unter anderem, weil sich durch die Medikamente weniger schützender Speichel bilde, habe S. elf Zähne verloren, sagt Cukovic. Jetzt muss sein Gebiss komplett saniert werden.

Weil er kaum Backenzähne hat, kann er nur schlecht kauen und schluckt das Essen manchmal nur herunter, was zu weiteren Beschwerden im Magen-Darm-Bereich führt. Derzeit lebt er mit einem Provisorium im Mund, doch das hält nur wenige Monate. Die Krankenkasse trägt nur einen Teil der Kosten. Und den hohen Eigenanteil für die komplette Behandlung kann S. von seinen knappen Mitteln nicht aufbringen.

Die Weihnachtsaktion bittet am Beispiel von Kurt S. um Spenden für Menschen mit psychischen Leiden. S. soll wieder normal essen und lachen können — und wenigstens ein Stück Lebensqualität zurückbekommen.

„Freude für alle“ bittet herzlich um Unterstützung.


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