Label für Ultras: Einblick in den "Aggressivo"-Laden

30.8.2017, 05:51 Uhr
Der "Aggressivo"-Laden in Nürnberg ist nach bisherigen Informationen der erste außerhalb der Türkei.

© Horst Linke Der "Aggressivo"-Laden in Nürnberg ist nach bisherigen Informationen der erste außerhalb der Türkei.

Serdar Vona geht gerne in die Kurve zum 1. FC Nürnberg. Obwohl Vona Schwabe ist, ein Stuttgarter. Inzwischen wohnt der junge Mann mit türkischen Wurzeln aber in Roth, da sind die Stehplätze im Nürnberger Max-Morlock-Stadion näher. Auch dort fühle er sich gut aufgehoben, dort wo auch die Ultras ihren Club anfeuern. Die sorgen oft mit riesigen Choreographien und lautstarker Unterstützung für Aufsehen. Aber auch teils mit Gewaltbereitschaft und immer wieder mit im Stadion verbotener Pyrotechnik.

Wie die aussieht, wenn sie im Block rot brennt, ist in Serdar Vonas Laden zu sehen. Bilder an der Wand zeigen einen Fanblock, in dem es raucht. Dort, wo Serdar oder Mitarbeiter Kunden empfangen, steht groß "UN94", das Kürzel der Nürnberger Ultras. Denn: Ultras sind Serdars Zielgruppe. Der Schwabe, Wirtschaftsingenieur, hat im Juli im Nürnberger Stadtteil Laufamholz einen Klamottenladen eröffnet. Oder genauer: seine Mutter Kadriye, die Inhaberin.

Der sorgt bei manchem Laufamholzer ob seines Namens für irritierte Blicke: "Aggressivo". Kadriye Vona stört sich daran nicht, "so heißt das Label". Das kommt aus der Türkei, von einer Firma, von der die Vonas nun einen Ableger in Nürnberg eröffnet haben. Mutter Kadriye hat für das Modelabel, das Ultras, aber auch Fans im Allgemeinen ansprechen soll, schon mehrere Motive entworfen, sagt Serdar stolz und nimmt ein T-Shirt von der Kleiderstange, das den Fußballer Hagi zeigt.

Von Gewalt in und um das Stadion halten Kadriye und Serdar Vona nichts, sagen sie. Mit Blick auf die Bildauswahl an der Wand geben sie aber zu: "Der Verkaufsraum soll zum Label passen." Und pro Pyrotechnik ist "Aggressivo" nun einmal, auch Serdar wäre dafür, "aber kontrolliert".

Aber: Das sei noch lange kein Grund für ihn, Pyrotechnik zu verkaufen (wofür er eine Sondergenehmigung benötigt). Das will er nicht. Auch der Kleidungsverkauf "läuft zu 90 Prozent online, aber ich wollte eben einen Laden eröffnen und nicht einfach nur ein Lager". Dass dieser Laden nun vom Ordnungsamt beobachtet wird, irritiert ihn. Auch dass er das via Medien erfährt. Genauso, dass das Impressum auf der deutschen "Aggressivo"-Internetseite nicht korrekt ist. Beziehungsweise war, "als ich das gelesen hatte, haben wir es sofort geändert".

Vor allem stört Serdar Vona, dass über ihn geschrieben und recherchiert wird, "aber niemand zu uns kam und mit uns gesprochen hat". Stattdessen sieht Vona irgendwann einen Mann in der Auffahrt mit dem Rad fahren, sie kommen ins Gespräch, "später wollte er von mir wissen, ob ich Stadionverbot habe". Es stellt sich raus: Der Mann war vom Ordnungsamt. Dort bestätigt Amtsleiterin Katrin Kurr, dass man das Geschäft zusammen mit der Polizei "auf dem Schirm" habe. Bislang, sagt Kurr, habe man aber "keine verdächtigen Feststellungen gemacht".

0 Kommentare