Landtagswahl: So tickt Grünen-Kandidat Markus Ganserer

8.10.2018, 15:05 Uhr
Markus Ganserer, 41, ist in Zwiesel im Bayerischen Wald geboren und aufgewachsen, was vom Dialekt her nicht zu überhören ist. Was die Sprache anbelangt, habe er hier noch Integrationsdefizite, scherzt er. Ganserer hat nach dem Quali zunächst eine Ausbildung zum Forstwirt gemacht und später Wald- und Forstwirtschaft an der Fachhochschule Weihenstephan studiert. Der Förster kandidierte 2008 erstmals für den Landtag, 2013 schaffte er dann tatsächlich den Sprung ins Maximilianeum.

Markus Ganserer, 41, ist in Zwiesel im Bayerischen Wald geboren und aufgewachsen, was vom Dialekt her nicht zu überhören ist. Was die Sprache anbelangt, habe er hier noch Integrationsdefizite, scherzt er. Ganserer hat nach dem Quali zunächst eine Ausbildung zum Forstwirt gemacht und später Wald- und Forstwirtschaft an der Fachhochschule Weihenstephan studiert. Der Förster kandidierte 2008 erstmals für den Landtag, 2013 schaffte er dann tatsächlich den Sprung ins Maximilianeum.

Herr Ganserer, warum sind Sie Politiker geworden?

Markus Ganserer: Ich komme aus einer sehr unpolitischen Familie, aber die Liebe zum Wald und zur Natur hat mir mein Vater in die Wiege gelegt. Das erste Ereignis dahingehend, an das ich mich als Kind erinnern kann, war die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Ich habe nicht verstanden, warum wir im Wald nicht mehr spielen und keine Pilze mehr sammeln dürfen. 1998 stand dann die erste Wahl an, bei der ich selbst abstimmen durfte. Da war für mich klar, dass ich nicht nur für mehr Naturschutz und für den Ausstieg aus der Atomenergie mein Kreuzchen machen möchte, sondern dass ich aktiv mithelfen möchte. Das war der Grund, in die Politik zu gehen.

An welcher Stelle brennt es in Ihrem Stimmkreis am meisten?

Ganserer: Es gibt zwei wichtige Politikfelder: einmal das Spannungsfeld zwischen dem Bedarf an zusätzlichem Wohnraum und dem Wunsch nach mehr Grün in der Stadt. Um den extrem teuren Mieten zu begegnen, brauchen wir vor allem sozialen Wohnungsbau. Wir brauchen auch klare gesetzliche Regelungen zum Schutz der Mieter; eine Mietpreisbremse, die auch funktioniert. Andererseits müssen Freiflächen, gerade im Nürnberger Norden, erhalten bleiben. Wir müssen zu einer Politik kommen, die denkt, bevor der Bagger kommt.

Das zweite große Politikfeld: die Verkehrsprobleme und die viel zu hohen Luftschadstoffe, unter denen die Menschen leiden. Wir brauchen eine Verkehrswende: weniger Parkplätze — und wenn, dann unter der Erde und nicht auf versiegelten Freiflächen. Und wir brauchen ein deutlich besseres Bahnangebot für die Pendler. Im Nürnberger Norden sei nur die Verbindung zwischen der Gräfenbergbahn zum Fürther Hauptbahnhof und zur Rangaubahn genannt.

Was würden Sie ändern, wenn Sie bayerischer Ministerpräsident wären?

Ganserer: Ich würde als Erstes die letzten Reformen des Polizeiaufgabengesetzes zurücknehmen. Bayern ist ein sicheres Bundesland, nirgends lebt es sich so sicher wie hier. Wir brauchen Polizisten auf der Straße, aber wir brauchen keine Einschnitte in die Freiheits- und Bürgerrechte der Menschen. Als Zweites würde ich bei der Bildung was ändern. Ich habe selbst schulpflichtige Kinder. Da geht einem das Herz auf, wenn man sieht, wie gern sie lernen und wie stolz sie sind, wenn sie ihre Schultüte tragen und in die Schule kommen. Aber dann – und das habe ich am eigenen Leib erlebt und bei meinem Großen gesehen – wird ihnen in diesem Bildungssystem systematisch der Spaß am Lernen ausgetrieben. Der enorme Leistungsdruck in der Grundschule zeigt, dass das Bildungssystem krank ist. Wir brauchen mehr pädagogische Fachkräfte.

Ihr Rezept gegen den Wahlkampfstress?

Ganserer: Die beste Entspannung ist, wenn man mit dem eigenen Radl im Stimmkreis unterwegs ist. Da kriegt man den Kopf frei. Und ich versuche, trotz Wahlkampf Zeit für die Familie zu finden. Da bewegen wir uns auf dem Radl im Wald in der frischen Luft, da bleibt das Handy dann auch bewusst daheim, um sich voll auf die knappe Familienzeit zu konzentrieren.

Was hat Sie zuletzt in der Landespolitik am meisten geärgert?

Ganserer: Am meisten hat mich geärgert, dass Ministerpräsident Markus Söder die Pläne für den dritten Nationalpark beerdigt hat, obwohl es einen deutlichen Kabinettsbeschluss dafür gab. Die Umweltministerin, die das Ziel ernsthaft verfolgt hat, ist sogar noch aus dem Kabinett rausgeschmissen worden. Das zeigt, dass die CSU für den Artenschutz nichts übrig hat. Da hat die CSU-Regierung in den letzten Jahrzehnten eine katastrophal schlechte Bilanz. Wir bräuchten dringend einen dritten Nationalpark, um das Naturerbe für unsere Kinder und die kommenden Generationen zu bewahren.

Und jetzt bitte noch Ihre persönliche Botschaft an die Wähler auf diesem gelben Post-it:

Landtagswahl: So tickt Grünen-Kandidat Markus Ganserer

 

Verwandte Themen


Keine Kommentare