Lärm-Gegner von Gustavstraße nimmt Nürnberg ins Visier

1.7.2017, 11:52 Uhr
Lärm-Gegner von Gustavstraße nimmt Nürnberg ins Visier

© Thomas Scherer

Ein Wohnzimmerkonzert in der Moltkestraße, die bekannte Mezzosopranistin Frances Pappas singt Schumann, zwei Tänzer treten auf. Doch wer den Auftritt am 16. September im Rahmen des Kammermusikfestivals buchen wollte, wurde enttäuscht. Man müsse "zu unserem großen Bedauern wegen der von einem Nachbarn als unerträglich empfundenen Lärmbelästigung" absagen, teilen die Veranstalter mit.

Genau dieser Nachbar hat das Nachtleben in Fürths schönster Kneipenmeile wegen zu langer Kneipenöffnungszeiten und zu hoher Dezibelwerte jahrelang bekämpft. Dass der „Grafflmarkt“ in der Nachbarstadt diesmal ohne Klage über die Bühne gegangen ist, können die Veranstalter deshalb immer noch nicht fassen. Denn das Haus in der Gustavstraße gehört dem Kläger nach wie vor, er kann deshalb weiter rechtlich gegen das vermeintliche Remmidemmi in der Altstadt vorgehen.

Beschwerde über alles und jeden

Jetzt also die Kammermusik? Der Lärmgegner wohnt in einer Vier-Parteien-Eigentümergemeinschaft in der Rosenau, wo Dorle Messerer-Schmid in ihrem Wohnzimmer seit Jahren private Hauskonzerte veranstaltet. Die Musikfreundin, die das Festival seit 16 Jahren ehrenamtlich organisiert, hat den Termin im September vorsichtshalber abgesagt. Alle im Haus seien ohnehin "psychisch belastet", weil der neue Mitbewohner sich über alles und jedes beschwere und die Stimmung vergifte.

Zurzeit verhandelt Messerer-Schmid mit dem Fembohaus, das ihr am 16. September seine Räume öffnen könnte. Dass zu diesem einen Abend zum ersten Mal öffentlich eingeladen wurde, nahm der Lärmempfindliche zum Anlass für deutliche Worte: "Die massive Lärmbelastung durch Ihre Konzerte ist nicht hinnehmbar", schrieb er. Ein kommerzieller Auftritt in Privaträumen "verstößt gegen baurechtliche Festlegungen", erklärte er auf Anfrage der Redaktion. Außerdem seien auch die übrigen Mitbewohner im Haus gegen die störenden Musikabende.

Auf Nachfrage schlagen die Mitbewohner jedoch ganz andere Töne an. Der Redaktion liegen Emails vor, in denen "die Konzerte als Bereicherung und nicht als Belästigung" bezeichnet werden. Der Beschwerdeführer sei der einzige im Haus an der Moltkestraße, der sich daran störe.

Das alles soll trotz aller Querelen nicht das Ende der privaten Kammermusik in der Rosenau bedeuten. Dorle Messerer-Schmid: "Das ist wie Party machen — und eindeutig erlaubt." Sie hat sich juristisch beraten lassen. Ihr Ehemann ist Rechtsanwalt.

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