Lastwagen machen Straße unsicher

10.10.2012, 20:00 Uhr
Lastwagen machen Straße unsicher

© Weigert

Der Hauptdarsteller tritt am Ende auf. „Jetzt kommt einer“, sagt Reinhold Pachowsky, während der tonnenschwere Bauschutt-Lkw in die Wilderstraße abbiegt. Auf den Schwertransporter warten Anwohner wie Pachowsky, aber auch Mitarbeiter des ansässigen Kindergartens und CSU-Politiker schon eine halbe Stunde. Jetzt wird der Laster fotografiert, während eine Handvoll Jungen und Mädchen die Straße überqueren.

Im Minutentakt

Diese Szene nämlich spielt sich in der Wilderstraße täglich ab. Und zahlreich. Seit einem halben Jahr brettern Lkw durch die Tempo-30-Zone (wir berichteten im Stadtanzeiger) zur Baustelle am Neubauvorhaben am ehemaligen Nordbahnhof und zurück. Zwar nicht vormittags, weshalb nun lange auf den Auftritt eines gewichtigen Verkehrsteilnehmers gewartet wird. „Aber morgens um sieben Uhr und mittags im Minutentakt“, sagt Anwohner Bernhardt Nötzig. Dann klirren am Frühstückstisch die Fenster.

„Das ist genau dann, wenn auch die Kinder in den Kindergarten gebracht oder abgeholt werden“, ergänzt Dagmar Wöhrl. Die CSU-Bundestagsabgeordnete und Tobias Schmidt, Chef der Christsozialen im Nürnberger Norden, wollen sich ein Bild von der Problematik machen. Sie sind sich bald einig: „Für Schwertransporte ist diese Straße hier eindeutig nicht angelegt.“

Eine Lösung muss her, „eine kurzfristige“, sagt Tobias Schmidt. Die fordern die Anwohner zwar schon länger, auch mit der von Pachowsky gegründeten Protestaktion „Lkw-Stopp in der Wilderstraße“.

Hilft die Einbahnstraße?

Aber als Antwort haben die Anwohner und die Kindergarten-Mitarbeiter bislang vorerst hauptsächlich Bedenken geerntet. Ihre Ideen — wie eine Einbahnstraße Richtung Rollnerstraße — sieht das Verkehrsplanungsamt als Dauerlösung eher skeptisch. Der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) — für temporäre Maßnahmen zuständig — dagegen kann sich eine solche Regelung vorstellen. Und eine solche Regelung „in ein bis zwei Wochen“ umsetzen.

Die Einbahnstraße aber ist für Tobias Schmidt ein „zweischneidiges Schwert“, weil die Lkw immer noch von der Baustelle am Neubauvorhaben am Nordbahnhof hier vorbeifahren dürfen, wenn auch nur noch in einer Richtung. Er spricht sich für ein Lkw-Verbot von Fahrzeugen mit mehr als 7,5 Tonnen aus. Das muss das kurzfristige Ziel sein. Wie schnell das geht? „Zur Not hat Sör solche Schilder in drei Tagen aufgestellt. Die müssten dann aber ausreichend kontrolliert werden.“

Dass von Stadtseite in Sachen Dauerlösung auf die eher geringe Verkehrsbelastung — gemessene 1255 Fahrzeuge in 16 Stunden — verwiesen wird, lässt Schmidt nicht gelten. „Wenn von 1200 Fahrzeugen 100 Lkw fahren, ist das happig.“ Die Anwohner gehen von mindestens 250 Lastern pro Tag aus.

Gesamtkonzept fehlt

Begegnen sich zwei der Lkw-Riesen, wird es laut Pachowsky besonders kritisch. „Dann treffen die sich in der Mitte, hinten fahren die Autos auf — und ein Hupkonzert beginnt.“ Tobias Schmidt verspricht, sich des Themas anzunehmen und auch ein Wort mit den Baufirmen zu reden. „Das haben wir schon gemacht“, sagt eine Anwohnerin. „Dann machen wir es noch einmal“, lautet die Antwort.

Wöhrl und Schmidt nehmen auch die weit schwierigere Aufgabe mit nach Hause: „Kurzfristig müssen wir für die Sicherheit der Kinder sorgen“, sagt Wöhrl, „aber wir müssen uns auch ein Gesamtkonzept für Wilder- und Grolandstraße überlegen.“ Die Baustelle am ehemaligen Nordbahnhof läuft noch mindestens fünf Jahre.

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