Leichenfund in Schweinau: Nachbarn sind entsetzt

15.12.2016, 06:00 Uhr
In diesem Haus in Schweinau entdeckten Feuerwehrmänner die Leiche eines 53-Jähriges.

© ToMa/Reitmayer In diesem Haus in Schweinau entdeckten Feuerwehrmänner die Leiche eines 53-Jähriges.

Dienstagabend, 18.30 Uhr: Feuerwehrmänner brechen die Tür eines Ein-Zimmer-Apartments im vierten Stock einer Wohnanlage in der Lochnerstraße auf und finden unter Müllbergen die Leiche des 53-jährigen Mieters. Im Erdgeschoss hängt ein Zettel mit den Namen der 30 Mieter. Der Tote war Nummer 22. Nachbarn kannten ihn, oberflächlich. Und sind entsetzt über die Ereignisse.

In die Wohnung des 53-Jährigen kommt man über einen kleinen Laubengang. Vor der Eingangstür: Asche, Plastiksplitter. Es riecht verkohlt. Wie der 53-Jährige, der nach Erzählungen von Nachbarn über zehn Jahre in der kleinen Wohnung in Schweinau zu Hause war, ums Leben kam, ermittelt jetzt die Kriminalpolizei.

Am Anfang der Ereignisse stand der Anruf einer Bekannten des Verstorbenen bei der Polizei: Sie mache sich Sorgen um ihn, weil sie ihn seit mehreren Tagen nicht erreichen könne. Beamte der Inspektion West fuhren Dienstagabend in die Lochnerstraße, doch auf ihr Klingeln reagierte der 53-Jährige nicht. Als Kräfte der Berufsfeuerwehr die Tür aufbrachen, kam ihnen Brandgeruch entgegen. Doch das Löschen des Feuers wurde zum Kraftakt: Berge von Müll verstellten den Eingang, die Feuerwehrmänner mussten den Abfall auf den Laubengang schleppen und von dort in einen Müllcontainer werfen, der gehalten von einem Autokran vor der Brüstung baumelte.

"Zu Weihnachten bin ich nicht mehr da"

Dann erst wurde gelöscht, fanden die entsetzten Männer die Leiche des Mieters. Wie lange er dort lag, ist ebenso unklar wie die Todesursache. Eine Nachbarin erinnert sich an ihr letztes Gespräch mit ihm. Vor einem Monat sei das gewesen, im Hausflur. "Er fasste mich an der Schulter und sagte: 'Hey, warte mal, ich muss dir was sagen: Zu Weihnachten bin ich nicht mehr da.'" Sie habe sich gewundert, die Sache aber verdrängt. Auch weil der 53-Jährige regelmäßig Alkohol getrunken habe. Doch jetzt gehe ihr die Begegnung nicht mehr aus dem Kopf.

In der Wohnanlage gibt es viele Ein-Zimmer-Apartments. Die Fluktuation sei hoch, sagt ein Bewohner. Oft mieteten alleinstehende Männer die kleinen Einheiten. Viele hätten keine Familie, oft sei Alkohol im Spiel. Ihr werde ganz kalt, wenn sie daran denke, sagt eine andere Mieterin und meint damit die Einsamkeit.

Auf dem Geschirr bildete sich Schimmel

Wird man mit dem Tod konfrontiert, kramt man aus der Erinnerung hervor, was man sich über den erzählen kann, der so nah wohnte, und den man doch kaum kannte. Der 53-Jährige sei Flaschensammler gewesen, erzählen viele. Er rauchte wohl viel. "In letzter Zeit sah er schlechter aus", sagt eine Nachbarin. "Er hatte sich verändert."

Im Haus seien in den letzten Jahren bereits zwei Männer tot in ihren Wohnungen gefunden worden, sagt ein Mieter. Einer war sein direkter Nachbar. "Wir hatten zwei Tage nichts von ihm mitbekommen und sahen durchs Fenster, dass sich auf dem Geschirr schon Schimmel bildete." Die Polizei konnte nur noch den Tod feststellen.

3 Kommentare