Liebesträume, so fragil wie eine Seifenblase

24.4.2013, 00:00 Uhr
Liebesträume, so fragil wie eine Seifenblase

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„Dies ist meine erste autoritäre Platte“, sagt Uli Tsitsos und grinst, „die erste, bei der ich alles selbst entschieden habe“. Satte neun Monate ging der griechisch-stämmige Sänger, Songschreiber und Gitarrist mit dem dritten Album seiner Band The Elephant Circus schwanger, nahm in einem Ferienhaus in der Fränkischen Schweiz, in der eigenen Küche und anderen Orten alles auf eigenem Equipment auf und ließ sich bloß beim Mischen und Mastern vom gefragten Nürnberger Soundspezialisten Frank Mollena unter die Arme greifen.

Jetzt ist ihm der Vaterstolz sichtlich anzumerken. Er hat allen Grund dazu: „Fly, sweet bird, fly“ verbindet die Qualitäten des geradlinigen Debüts „The Great Rock’n’Roll Swindlers“ mit den opulenten Streichersounds der nachfolgenden EP „The Elephant Circus Orchestra“ aufs stimmigste.

Folk, Pop und Americana waren schon immer die Zutaten bei The Elephant Circus, der expressive Gesang das prägende Element, nur die instrumentale Verpackung hat von Album zu Album gewechselt. Kein Wunder, wurde doch jede Platte mit einer fast komplett neuen Besetzung eingespielt: Lediglich Tsitsos und der Keyboarder René La Ruso sind die einzigen konstanten Mitglieder seit der Bandgründung im Jahr 2006.

Immerhin konnte Tsitsos bei den Aufnahmen zum neuen Album aus einem riesigen Pool von Musikern schöpfen. So sind neben der aktuellen Stammbesetzung der Band (neben Tsitsos und La Ruso die Geigerin Timia Teleki, der Bassist Matthias Flach und der Schlagzeuger Michael Szilovics) unter vielen anderen Gästen die Kontrabassistin Maike Hilbig, der Banjo- und Pedalsteel-Spieler Lawrence Davis, der Jazz-Trompeter Marc de Vin oder der Fürther Exil-Finne Martti Trillitsch an Gitarre und Bouzouki zu hören.

Entsprechend opulent klingt das Album: „Blind“, das hymnisch losstürmende Eröffnungsstück, feiert das Loslassen und den Neubeginn mit Bläsern, Glockenspiel und jubilierender Geige.

Song eines Getriebenen

„Roam“ wartet im Anschluss mit einem entspannten Sixties-Soul-Groove plus „Shalala“-Chorus auf, und doch singt auch hier der Verstoßene, Getriebene, der versucht, sich mit seinem Schicksal zu arrangieren: „Home is where I’m happy/ to roam means to be free at last/ to be alone is the price I pay for all that“.

Man muss mit Uli Tsitsos nicht erst über sein Privatleben plaudern, um zu erfassen, dass dies ein ganz klassisches Trennungsalbum ist. „Träume und Musik — da fühl’ ich mich wohl. Der Rest ist eher problematisch“, verriet der Songwriter schon vor einigen Jahren in einem Interview, und das Statement besitzt nach wie vor Gültigkeit.

Bedauerlich für den Künstler einerseits – andererseits weiß jeder liebes- und leidensfähige Mensch, was für ein guter Freund ein solch emotional nacktes Album werden kann. Besonders, wenn es mit jedem Hören ein bisschen wächst und mehr von sich preisgibt: In „Dream Like Love“, musikalisch zwischen Motown und Bruce Springsteen angesiedelt, bleibt die Liebe ein Traum, fragil wie eine Seifenblase, „Croatia“ ist eine schwüle, schmerzhafte Urlaubserinnerung, und im Titelsong entlässt der Sänger die verlorene Liebe zu versöhnlichen Klavier-Akkorden, Calexico-Bläsern und luftigen Streichern in den Himmel.

Ein schönes, erhabenes, liebevoll arrangiertes und produziertes Album von einer Band, der etwas mehr Beständigkeit nur zu wünschen wäre.

Am 11. Mai ist die Band im Nürnberger Trocadero, Äußere Großweidenmühlstraße 14, zu erleben (Beginn 20 Uhr). Das Album kann man über www.elephantcircus.bandcamp.com erwerben.
 

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