LKA-Prozess in Nürnberg: Spitzel sagt vor Gericht aus

21.2.2018, 15:13 Uhr
Eigentlich sollten sie das kriminelle Rocker-Milieu der Bandidos ausspionieren - nun sitzen V-Männer der Polizei selbst auf der Anklagebank.

© dpa Eigentlich sollten sie das kriminelle Rocker-Milieu der Bandidos ausspionieren - nun sitzen V-Männer der Polizei selbst auf der Anklagebank.

Das LKA stattete den heute 50-Jährigen im Jahr 2011 unter anderem mit einem Harley Davidson-Motorrad und entsprechender Bekleidung aus und schickte ihn als V-Mann in den Regensburger Ortsverein der Rockerbande "Bandidos". Dort erwarb sich Mario W. (ehemals Mario Forster) nach eigenen Angaben schnell das Vertrauen des damaligen Club-Präsidenten und fungierte als dessen Fahrer.

Der Spitzel der bayerischen Polizei lieferte per Mobiltelefon, Kurznachtrichten oder unter seinem E-Mail-Adresse Pseudonym "adonis1967" regelmäßig wertvolle Informationen aus dem Innenleben der Bande ans LKA, insbesondere an einen Beamten mit Dienstsitz in Nürnberg. Gelegentlich traf er sich auch mit dem heute 52 Jahre alten Polizisten an einer Autobahnraststätte im Raum Schwandorf oder in der Filiale einer Bäckereikette in Nürnberg zum persönlichen Austausch.

Illegaler Baggertransport wurde bei Kontrolle gestoppt 

Im Sommer berichtete Mario W. von einem geplanten Transport von Baggern und anderen Nutzfahrzeugen von Dänemark in den Kosovo. "Ich bin von Anfang an von einem Diebstahl ausgegangen und habe das auch in meinen Berichten geschrieben", so der Zeuge. Im Herbst 2011 war er an der Diebestour selbst beteiligt, berichtete W. am Mittwoch vor der 13. Strafkammer des Landgerichts. Von Unterwegs und vom Grundstück, auf dem die Bagger entwendet wurden, habe er dem Nürnberger LKA-Beamten regelmäßig Fotos per MMS und Kurznachrichten geschickt. Der illegale Baggertransport wurde später bei einer Kontrolle auf einem Rasthof an der Autobahn 93 in der Oberpfalz gestoppt.

Die Staatsanwaltschaft wirft den Polizisten vor, dass sie von dieser Straftat gewusst, sie nicht verhindert und später auch gedeckt haben. Dazu sollen auch Akten manipuliert worden sein. Die Anklage lautet auf Diebstahl in mittelbarer Täterschaft, Strafvereitelung im Amt, Betrug und uneidlicher Falschaussage. Der Prozess gegen die sechs Polizisten begann im Herbst 2017. Die Angeklagten äußerten sich bislang entweder nicht, oder wiesen die Vorwürfe zurück. Für das Verfahren sind derzeit noch 17 weitere Verhandlungstage bis Ende Juli angesetzt.