Ludwigsbahn-Denkmal wurde bereits drei Mal versetzt

28.10.2014, 16:09 Uhr
Das Ludwigsbahn-Denkmal weist die Geschichte eines Wanderpokals auf, der das Gesicht gleich dreier Plätze und Straßen veränderte.

© Montage: Günther Klebes/Dieter Wegener Das Ludwigsbahn-Denkmal weist die Geschichte eines Wanderpokals auf, der das Gesicht gleich dreier Plätze und Straßen veränderte.

Günther Klebes sammelt seit Jahren leidenschaftlich Postkarten speziell von Eisenbahnen. Nachdem das Ludwigsbahn-Denkmal unmittelbar mit seinem Hobby in Verbindung steht, ärgert sich Günther Klebes jedes Mal aufs Neue, wenn er bei der Fahrt auf der Fürther Straße von dem Denkmal nichts sieht.

Das ist so, weil es an dieser Stelle eine hohe Grünanpflanzung gibt, die den Blick auf das Denkmal von der Straßenseite her nur bruchstückhaft ermöglicht. Bei seiner Suche nach dem ursprünglichen Platz des Ludwigbahn-Denkmals wurde er vor sechs Wochen auf einer Internet-Plattform für Ansichtskarten fündig. „Die Karte kostete mich 2,80 Euro plus Porto, sie entstand um 1910, im Hintergrund ist der Spittlertorturm zu sehen“, erzählt Günther Klebes.

Auch wenn es etwas respektlos klingen mag, das Ludwigsbahn-Denkmal weist die Geschichte eines Wanderpokals auf, der das Gesicht gleich dreier Plätze und Straßen veränderte. Ganz sicher hätte sich das Heinrich Schwabe, der den eigens für dieses Denkmal ausgeschriebenen Wettbewerb im Mai 1887 gewann, nicht träumen lassen.

Dreieinhalb Jahre später, am 16. Oktober 1890, wurde das 58.500 Mark teure Eisenbahndenkmal feierlich enthüllt. Es wurde in Anwesenheit zahlreicher Prominenz dort enthüllt, wo bereits fünf Jahre zuvor der Grundstein für das Denkmal gelegt wurde: beim Nürnberger Ludwigsbahnhof am Plärrer. Dies geschah anlässlich des 50. Jahrestages der ersten Adler-Fahrt auf der Ludwigsbahn. Der auf der Spitze des zehn Meter hohen Granit-Obelisken thronende Genius mit dem Flügelrad konnte nicht ahnen, dass dies bei weitem nicht sein letzter Standort sein würde.

Sör will helfen

Nur 37 Jahre später, 1927 also, wurden die Gleis- und Haltestellenanlagen der Straßenbahn am Plärrer ausgebaut. Und schon stand das Ludwigsbahn-Denkmal schlicht und einfach im Wege. Es „wanderte“ deshalb vom Plärrer an die Stadtgrenze Nürnberg-Fürth. Dieser „grenzwertige“ Standort hatte dann wenigstens 17 Jahre länger Bestand als der erste. 1981 hieß es dann jedoch erneut: umziehen! Die Auffahrt zum Frankenschnellweg wurde umgebaut und die U-Bahn-Hochtrasse errichtet. Die dritte Wanderschaft des riesigen Denkmals war einmal mehr auch ein Kostenfaktor. Mäzen und Brunnenliebhaber Kurt Klutentreter erbarmte sich und finanzierte den dritten Umzug.

Das gute Stück steht nun tatsächlich seit 1993 – bis zum heutige Tag – immer noch in der Fürther Straße, am Aufgang des U-Bahnhofs Bärenschanze. Mithin bekommt der Spruch „aller guter Dinge sind drei“ wieder eine denkmalgestützte Sinnhaftigkeit.

Unseren „Bildlieferanten“ Günther Klebes ließ es keine Ruhe: „Hat es dieses Denkmal verdient, nunmehr hinter Gebüsch versteckt zu werden?“ Er rief eine ehrenamtliche Heimatpflegerin beim Denkmalschutz an. Klebes: „Mir wurde in Aussicht gestellt, dass Sör die hohe und sichtversperrende Bepflanzung am Ludwigsbahn-Denkmal durch eine niedrigere ersetzt.“ Dann könnte das prächtige Denkmal auch straßenseitig bewundert werden und nicht nur von den Fußgängern stadtauswärts.

Ob es allerdings tatsächlich der letzte Standort des „Wanderpokals“ Ludwigsbahn-Denkmal sein wird – wer möchte dafür – angesichts dieser langen Vorgeschichte – schon seine Hand ins Feuer legen?

Auf der alten Ansichtskarte sieht man das Ludwigsbahn-Denkmal am Plärrer.

Auf der alten Ansichtskarte sieht man das Ludwigsbahn-Denkmal am Plärrer.

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