Paul Wesenberg zeigt Magical Paintings

Malerei der gesprengten Grenzen

6.4.2022, 16:50 Uhr
Schwebende Kunst: Paul Wesenberg bleibt mit seinen Werken nicht nur an der Oberfläche.

© Robert Schmitt, NN Schwebende Kunst: Paul Wesenberg bleibt mit seinen Werken nicht nur an der Oberfläche.

Das bringt einen neuen Blick auf das, was Malerei herkömmlicherweise ausmacht: Die Oberfläche. Wesenberg erweitert sie und ermöglicht dadurch neue Rezeptionen. Dabei will er offenbar auch die Grenzen der Malerei sprengen. Denn „expanded painting“, wie Wesenberg seine Kunst auch nennt, geht weit über Leinwand und Oberfläche hinaus. „Erweiterte Malerei“, so die Übersetzung, setzt sich kritisch mit der Definition der Malerei auseinander. Wesenberg ist also auf der Suche nach dem Tiefsinn. Oberflächen aber sind oft sinnentleert. Das Glatte charakterisiert unsere Gegenwart. Das aus der Malhaut Herausgehobene markiert das Verhältnis von Urwüchsigem und Sauberem zu Verletzung und Entgrenzung. Malerei wird zu ihrem eigenen Untersuchungsgegenstand.

Eigene Sprache

Die Darstellung über elektromagnetische Induktion ist für Wesenberg selbst alles andere als außergewöhnlich. „Wenn ich über den Weg der Bastelei zu einem neuen Ansatz komme. Warum nicht?“, sagt er. „Es geht mir um die Deutung der Malerei.“ Schließlich suche jeder Maler eine eigene Sprache, fügt Wesenberg hinzu.

Worum es ihm dabei auch geht, ist der durch Corona äußerst eingeschränkte unmittelbare Bezug von Menschen zu seinen Werken. „Malerei ist ein körperliches Erlebnis“, sagt er. „Man muss davor stehen, um zu merken wie es wirkt“, ist er überzeugt. Allein der Abbildung fühlt er sich dabei nicht verpflichtet. „Es kann immer in eine andere Richtung gehen“, sieht sich Wesenberg einem modernistischen Kunstgedanken verpflichtet. Dass er Teile seiner Werke herauslöst und schweben lässt, ist Wesenbergs Antwort auf die Frage: „Reicht die Oberfläche aus, damit etwas stattfindet, was den Betrachter bewegt?“

Eine der wichtigsten Eigenschaften der Malerei ist für Wesenberg der freie Umgang mit der Zeitdimension. Die Malerei könne die Zeit verlangsamen, anhalten, versetzen, komprimieren, ausdehnen, speichern und in beliebiger Konstellation mit Raum vermengen. „Ich versuche, in meine Bilder soviel Zeit reinzupressen, wie nur geht“, beschreibt Wesenberg das Wesensmerkmal seiner zweiten Werkkategorie, die er nach Schwabach mitgebracht hat. „Radierte Leinwände“, wie Wesenberg die mit Schere, Klinge oder Zahnarzt-Bohrer behandelten Materialien nennt, steigern die Wahrnehmung der Oberfläche im Spannungsfeld mit dem Motiv, so dass eine möglichst große Ambivalenz zum gemalten Bildraum entsteht.

Mitunter verdeckt eine radierte Leinwand die bemalte Oberfläche. „Hier agiert die Malerei aus dem Versteck, sie keimt und erwächst durch die Verletzungen der Oberfläche“, erklärt Wesenberg. Ihre Lebendigkeit artikuliert sich in malerischen Fragmenten, die sogar versuchen, Dreidimensionalität zu erlangen und sich durch die deckende Leinwand den Weg ans Licht zu bahnen. „Eine Überlagerung der Zeitebenen führt zu einer vielschichtigen Einheit, zu einem irrationalen Moment poetischer Zeitlosigkeit“, so Wesenberg.

Das im Verborgenen liegende Bild ist nichts weiter als ein Versprechen, ein entrücktes, unnahbares Motiv, das mehr der Innen- als der Außenwelt angehört und deshalb freie Interpretationen zulässt.

Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 8. Mai zu den Öffnungszeiten der Städtischen Galerie im Bürgerhaus. Donnerstag und Freitag, 11 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr und Sonntag 13 bis 16 Uhr.