Marktkauf schließt früher

15.6.2013, 07:59 Uhr
Marktkauf schließt früher

Grund für die vorgezogene Schließung seien der auslaufende Mietvertrag zum 31.Dezember und die „anhaltende negative wirtschaftliche Entwicklung des Marktkaufs am Vogelherd“, teilt die Edeka-Geschäftsleitung auf Nachfrage des Stadtanzeigers mit. Für Manfred Wages von der Gewerkschaft ver.di kommt das nicht überraschend. „In Fürth, Zirndorf und Roth hat Edeka seine Häuser auch ein halbes Jahr vor Auslaufen der Mietverträge geschlossen, sobald die Sozialpläne für das Personal fertig waren“, sagt er.

„Für mich kommt das wie aus heiterem Himmel“, sagt ein Händler, der in der Marktkauf-Immobilie einen kleinen Laden betreibt. Es ist Freitag, 7. Juni, vor wenigen Minuten hat die Geschäftsleitung den Betriebsrat über die Schließung am 29.Juni informiert.

Für die 70 Marktkauf-Mitarbeiter gibt es einen Sozialplan, sie bekommen ihre Löhne noch bis Dezember gezahlt. Für viele ist es ein Schritt ins Ungewisse. Nicht wenigen droht die Arbeitslosigkeit, vor allem, wenn kein neuer Supermarkt in der Kölner Straße eröffnet.

Doch nicht nur Edeka-Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen, auch für die Untermieter im Marktkaufgebäude sieht es düster aus: „Ich bin schockiert von der Meldung. Ich weiß nicht, was mit uns passiert, wenn wir raus müssen“, sagt eine Mitarbeiterin der Kingsgard-Reinigung.

Seit längerem formiert sich vor allem bei den Anwohnern Widerstand gegen die Marktkauf-Schließung. Sie fordern, dass auch weiterhin die Nahversorgung in ihrem Viertel gesichert ist. Doch für die Immobilienbesitzer, die Erbengemeinschaft von Ernst Werner Schmidt und die HJW GmbH & Co. KG Vermögensverwaltung, sowie für Edeka steht schon seit Monaten fest: Der Marktkauf macht dicht. Was danach mit Gebäude und Grundstück passiert, ist offen.

Das weckte den Unmut der Stadtratsfraktion der Linkspartei, die eine Protestaktion organisierte – just an dem Tag, an dem die Edeka-Mitarbeiter von der früheren Schließung erfuhren. „Wir fordern einen Runden Tisch mit allen Beteiligten: der Stadt, der Filialleitung, den Immobilienbesitzern und den Mitarbeitern, um Klarheit zu gewinnen, wie es weitergeht“, sagt Stefan Stroheker, Landtagskandidat der Linken.

Besonders empört ihn, dass das „Marktkauf-Pokerspiel“ auf dem Rücken von Anwohnern und Beschäftigten ausgetragen wird. Daher hat er einen Infostand vor dem Supermarkt aufgebaut, um Solidarität zu zeigen. „Es kann nicht sein, dass man rund 3000 Menschen den Nahversorger nimmt, besonders für ältere Leute ist das schlimm“, meint Stroheker. Er verteilt Postkarten an Passanten, die an die Immobilienbesitzer geschickt werden sollen. Inhalt: Auch weiter soll es einen Supermarkt in der Kölner Straße geben.

Die vorbeikommenden Anwohner finden die Aktion gut. „Ich finde das unerhört. Edeka und den Grundstücksbesitzern geht es nur darum, möglichst viel Profit zu machen“, sagt Christine Sticht, die gleich nebenan wohnt. „Bald muss ich bis Schniegling oder zum Nordring fahren um einzukaufen, das ist umständlich,“ beklagt sie sich.

Wirtschaftsreferent Michael Fraas verspricht angesichts der vorzeitigen Schließung: „Auch wenn das Ende des Marktkaufs zunächst eine Durststrecke bedeutet, so geht es mit dem Einkaufszentrum am Vogelherd nach der angekündigten Modernisierung weiter. Es wird dort investiert. Der Einkaufsstandort wird attraktiver“.
 

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