Marktplatz für Unternehmen und Gemeinnützige

21.11.2009, 00:00 Uhr
Marktplatz für Unternehmen und Gemeinnützige

© Beyer

Mit einem Gongschlag eröffnet Schul-Bürgermeister Klemens Gsell den Markt und lädt scherzhaft zum «Speed-Dating» ein. Damit liegt er gar nicht so falsch: Sofort füllt sich der historische Raum mit Gesprächen, und bereits nach zwei Minuten ist die erste Vereinbarung unter Dach und Fach. Auch am Tisch, an dem sich Jürgen Reitgaßl, Chef der Druckerei der Werkstatt für Behinderte der Stadt, mit Ulla Thiem von der Jugendeinrichtung Luise unterhält, steht der Vertrag kurz vor der Unterschrift.

Das Publikum ist gut gelaunt und bunt gemischt

Ihr Handel: Im Zeitraum von Januar bis März wird die Druckerei Flyer für die Luise anfertigen, im Gegenzug bekommt sie für die nächste Betriebsfeier einen DJ samt Techniker gestellt. Geld ist auf dieser ungewöhnlichen Kontaktbörse übrigens tabu. Auch wenn Gsell meint: «Es ist schön, dass es in Zeiten leerer Kassen Dinge gibt, die umsonst sind», wird ein fiktiver Geldwert der erbrachten Leistungen festgelegt. Im Handel zwischen Luise und Druckerei sind das je 200 Euro.

Das Publikum ist gut gelaunt und im wahrsten Sinne des Wortes bunt gemischt: Makler, die bei der Kontaktvermittlung helfen, stechen mit orangen Luftballons, die über den Köpfen der Leute schweben, aus der Menge hervor. Die Vertreter der Unternehmensseite haben ein blaues Band, die Mitarbeiter von gemeinnützigen Einrichtungen tragen ein orangefarbenes.

Viele bestechen durch ein originelles Auftreten

Viele bestechen zudem durch originelles Auftreten. So hat sich Elke Dörr vom Jugendmigrationsdienst der Stadtmission in einen riesigen Briefkasten verwandelt. «Natürlich ist es ein Hingucker, und unsere Idee war: Wer etwas von uns will, kann einfach einen Brief einwerfen», erzählt Dörr augenzwinkernd. Auf der Suche nach Praktikumsplätzen für junge Migranten unterhält sie sich gerade mit Ramona Mrugalla von der wbg.

Begegnung auf Augenhöhe: Auch die beiden Mitarbeiterinnen vom Zentrum Aktiver Bürger (ZAB), die für ihr Projekt «Familienpatenschaften» nach Kooperationspartnern Ausschau halten, fallen mit ihrem bunten Kinderwagen auf, den Zettel wie «Bieten Fortbildung zum Thema Abschied aus dem Berufsleben», «Suchen Eintritt ins Schwimmbad» oder «Suchen Eintrittskarten für den Tiergarten» zieren. Bei dem Projekt stehen Ehrenamtler den Familien hilfreich zur Seite.

22 Unternehmen und 22 gemeinnützige Organisationen nahmen teil

«Die Eltern sind meist nicht in der Lage, solche Freizeitgeschichten zu finanzieren», sagt Barbara Ziegler. Und Andrea Konopka ergänzt: «Am wichtigsten ist uns das Knowhow von Profis, die uns ein Werbekonzept und Flyer erstellen.» Am Ende der Veranstaltung haben die zwei Frauen vier Verträge geschlossen und bekommen für ihre 70 Familienpaten einmalig freien Eintritt für die städtischen Bäder sowie 140 Karten für den Tiergarten. Auch ihre Flyer werden gedruckt und sie erhalten fünf ausrangierte Schreibtische von der Deutschen Bank.

Nach zwei Stunden emsigen Austauschs sind insgesamt 66 Vereinbarungen im fiktiven Wert von rund 98.500 Euro geschlossen worden. Vertreter von 22 Unternehmen und 22 gemeinnützige Organisationen haben mitgemacht. «Die Zahl der Teilnehmer und der Verträge ist mit Blick aufs Vorjahr in etwa gleich geblieben», sagt Birgit Kretz vom Zentrum Aktiver Bürger, das den Marktplatz veranstaltet. «Aber die Leute haben diesmal zielgerichteter gesucht, auch ist die Qualität der Vereinbarungen gestiegen», fährt sie fort. «Wir können uns vorstellen, 2011 wieder einen Markt zu veranstalten», sagt Kretz. Eine Vorlaufzeit von eineinhalb Jahren sei nötig. Letztendlich hängt es jedoch von den Kooperationspartner und Förderern ab, ob der Marktplatz wieder stattfindet.