Martin Weinmann: Wie viel Wahrheit vertragen die Menschen?

17.9.2014, 11:08 Uhr
Martin Weinmann: Wie viel Wahrheit vertragen die Menschen?

© Foto: Beyer

Wie kommt ein Discobetreiber dazu, sich mit solch einem Filmprojekt aktiv für den Tierschutz zu engagieren?

Martin Weinmann: Ich will die Leute zum Nachdenken anregen. Seit 14 Jahren bin ich Vegetarier. Auslöser dafür war damals ein Bild in der Zeitung, auf dem eine Kuh auf dem Weg zum Schlachthof aus einem Tiertransporter geflüchtet war und Männer mit Gewehren versuchten, sie aufzuhalten. Dieses Bild hat mich als Tierliebhaber sehr berührt. So fing ich an, über meinen Fleischkonsum und das Thema Ernährung nachzudenken. Seitdem esse ich kein Fleisch mehr — das ist gut für die Tiere und für mich.

Jetzt kam ich wieder mit dem Thema in Berührung: Vor rund elf Wochen stieß ich im Netz auf einige bedenkliche Studien zum Thema Milch und fast zeitgleich bei Facebook auf das Hamburger „Earthlings“-Projekt. Nachdem ich den Film gesehen hatte, war mir klar, das der Genuss von Milchprodukten nicht zu rechtfertigen ist, und ich aktiv für die Aufklärung tätig werden möchte. Meine Konsequenz daraus ist der vegane Lebensstil.

Was hat Sie bei der vielfach ausgezeichneten Doku besonders berührt?

Weinmann: Ein Teil des Film dokumentiert in sehr eindringlichen Bildern die Massentierhaltung in unserer Gesellschaft. Besonders erschreckt haben mich die Haltungsbedingungen der Tiere und das „Fließbandtöten“ in den Schlachthöfen.

„Earthlings“ ist 2005 in den USA produziert worden. Sind die Zustände auf Europa übertragbar?

Weinmann: Natürlich — und auch auf das Jahr 2014. Die Thematik ist nach wie vor aktuell, eher hat sie sich noch verschärft.

Nach Hamburger Vorbild haben Sie nun einen Kinosaal gemietet und bezahlen die Gäste für den Filmbesuch. Glauben Sie, dass Ihre Rechnung aufgehen wird?

Weinmann: Mein Angebot steht: Jeder bekommt auf Wunsch seinen Eintritt zurück plus zehn Euro. In Hamburg wurde das gesetzte Ziel erreicht; der Veranstalter ist bei null rausgekommen, da nur die Hälfte der Besucher das Angebot tatsächlich wahrgenommen hat. Ich bin zuversichtlich, dass es in Nürnberg ähnlich läuft. Andernfalls zahle ich den Fehlbetrag aus eigener Tasche, das ist es mir wert. Denn: Jeder sollte sich über die Konsequenzen im Klaren sein, die das ständig steigende Verlangen von billigen Tierprodukten mit sich bringt. Es liegt natürlich im Interesse der Fleisch- und Milchlobby, die Menschen uninformiert zu lassen, dem möchte ich entgegenwirken. Weitere Vorstellungen in anderen Städten in Kooperation mit dem Tierschutzverein Animals’ Liberty, der auch in Nürnberg dabei ist, sind geplant.

Zu guter Letzt: Wenn Sie die Welt ein bisschen besser machen könnten, was würden Sie sich wünschen?

Weinmann: Dass jedem bewusst wird, dass Tiere — genau wie wir Menschen — Lebewesen sind, die Freude, Schmerz, Glück und Unglück empfinden können und ein Recht auf Leben haben.

Weitere Infos auf der Facebook-Seite zur Aktion am 3. Oktober.

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