Massenkarambolage auf A6: Ermittlungen gestalten sich schwierig

27.2.2020, 11:33 Uhr
Rund 200 Rettungskräfte waren am Mittwoch auf der A6 im Einsatz, um die Menschen aus ihren Fahrzeugen zu bergen.

© ToMa Rund 200 Rettungskräfte waren am Mittwoch auf der A6 im Einsatz, um die Menschen aus ihren Fahrzeugen zu bergen.

Von 9 Uhr morgens bis 22.15 Uhr am Abend war die A6 bei Altdorf am Mittwoch komplett gesperrt. Ein Polizeihubschrauber kreiste am Nachmittag über der Unfallstelle und machte Videoaufnahmen, die zur Klärung der Ursache beitragen sollen. Mehrere Abschleppunternehmen waren den ganzen Tag damit beschäftigt, die Wracks der Unfallfahrzeuge zu bergen. Darunter befand sich auch ein Lkw, der schwer beladen die Leitplanke durchbrochen hatte und die Böschung hinabgestürzt war. Der Koloss musste erst entladen und dann mit einem Kran aufgerichtet werden. Dafür wurde die gesamte Fahrbahn der A6 benötigt, sodass auch die Strecke in Richtung Nürnberg komplett gesperrt blieb.

Zuvor waren aufgrund von heftigen Schneefalls insgesamt 17 Fahrzeuge auf der Autobahn ineinander gefahren. Über 200 Rettungskräfte rückten zur Unfallstelle aus. 25 Menschen wurden verletzt, für einen 42-Jährigen kam jede Hilfe zu spät. Er starb noch vor Ort an seinen schweren Verletzungen.

Jetzt ist es Aufgabe der Ermittler, den Hergang des schlimmen Unfalls zu klären. "Wir erwarten die ersten Gutachten zur Ursache erst in zwei bis drei Wochen", erklärt Michael Konrad, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken, auf nordbayern.de-Nachfrage. Im Laufe des Donnerstags wird sich eine Art Ermittlungskommission (kurz: EKO) bilden, an der verschiedene Mitarbeiter disziplinübergreifend zusammenarbeiten. Darunter auch Leute, die bei der Karambolage am Mittwoch nicht vor Ort waren und sich in den aktuellen Sachstand erst einlesen müssen. "Wir können jetzt nur abwarten und die Kollegen ihre Arbeit machen lassen", sagt Konrad.

Durch die Vielzahl an Fahrzeugen, die an der Karambolage beteiligt waren, kann der Unfall nicht innerhalb weniger Tage rekonstruiert werden. Die Ermittler müssen erst alle Zeugen und Unfallbeteiligte befragen. Dafür muss die Polizei die Menschen, die aus ganz Deutschland kommen, erst kontaktieren und im Anschluss zu einer Vernehmung vorladen. "Das wird ein langwieriger Prozess", beschreibt Konrad das aufwendige, aber notwendige Vorgehen.

Schneewand und spiegelglatte Fahrbahn

Das Wetter dürfte bei der Kollision jedoch eine übergeordnete Rolle gespielt haben. "Die Sicht ist ganz schnell schlechter geworden", schilderte ein Beteiligter noch an der Unfallstelle. Der Mann spricht von Sekunden, in denen das Wetter bei Altdorf umgeschlagen war. "Ich habe im dichten Schnee nur noch die Bremslichter gesehen." Es sei unmöglich gewesen, auf die bremsenden Autos schnell genug zu reagieren. Andere Zeugen sprechen von einer Schneewand und spiegelglatter Fahrbahn.

Zusätzlich erschwerte ein Gaffer die Arbeiten der Rettungskräfte. Der Lastwagenfahrer filmte das Szenario besonders dreist mit seinem Smartphone. Die Polizei griff ein und erteilte dem Übeltäter ein Bußgeld von rund 230 Euro.