"Masterplan Freiraum": Nürnberg ringt um mehr Grün

22.7.2017, 06:00 Uhr
Die Nürnberger brauchen nicht nur Wohnraum und Einkaufsmöglichkeiten, sondern auch Grünflächen - wie hier am Ufer der Insel Schütt.

© Ralf Rödel Die Nürnberger brauchen nicht nur Wohnraum und Einkaufsmöglichkeiten, sondern auch Grünflächen - wie hier am Ufer der Insel Schütt.

Grün ist und wird nötiger denn je. Denn die städtischen Demografen rechnen für das Jahr 2026 mit über 533.650 Menschen in der Stadt — das wären 2,2 Prozent mehr als heute. Und die brauchen nicht nur Wohn-, sondern auch Freiraum, sprich: Grünflächen. Das betont auch Bürgermeister Christian Vogel: "In einer wachsenden Stadt darf man Wohnraum, Gewerbe und Grünflächen nicht gegeneinander ausspielen." Doch das ist alles andere als leicht: Denn Nürnberg ist schon heute eine kompakte Stadt mit durchschnittlich etwa 27 Einwohnern pro Hektar — in den Innenstadtgebieten sind es noch mehr: Dort leben 40 bis 120 Menschen und mehr pro Hektar. Das bedeutet am Ende auch, dass auch die Parkanlagen stark genutzt werden. Und die sind zudem ungleich im Stadtgebiet verteilt. 

2014 wurde nun der "Masterplan Freiraum" aufgestellt, um der Entwicklung nicht hinterherzulaufen: Bis 2020 sollen neue Parkanlagen entstehen, bestehende saniert oder Stadtplätze neu gestaltet, Bäume und Blumen gepflanzt werden. Aber auch Hinterhöfe, Dächer und Fassaden sollen begrünt und die Gewässer für die Menschen zugänglich gemacht werden, wie bereits an der Insel Schütt. 6,5 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Unterstützung kommt unterdessen auch aus Bund-Länder-Förderprogrammen: Die Weststadt erhält Gelder aus dem neuen Programm "Zukunft Stadtgrün". Das Gemeinschaftshaus Langwasser erhält 1,8 Millionen Euro aus dem "Investitionspakt Soziale Integration im Quartier". Dies teilten die beiden SPD-Bundestagsabgeordneten Gabriela Heinrich und Martin Burkert unlängst mit. Denn untätig sei man ganz und gar nicht, wie Vogel betont.



Das sieht auch Otto Heimbucher vom Bund Naturschutz so, räumt aber ein: "Nürnberg ist sehr verdichtet und hat es schon schwerer als andere Großstädte, Grünflächen zu schaffen." Daher müsse man auch über die Begrünung von Dachterrassen oder Fassaden sprechen — und nicht nur über mehr Parks oder mehr Bäume. Laut aktuellem Straßenbaumbericht gab es 2016 rund 80.000 Straßenbäume im Stadtgebiet. 77 Bäume mussten an Einzelstandorten gefällt werden, 76 wurden ersetzt. Hinzu kamen 257 Neupflanzungen. Dabei kommt der Unterhalt die Stadt teuer zu stehen: So fielen im Vergleich zum Vorjahr 2016 etwa 160.000 Euro mehr an Unterhaltskosten an - vor allem für die Baumwässerung wegen langer Trockenperioden im vergangenen Jahr.

Um gerade bei der Bewässerung Geld zu sparen sollen Solefahrzeuge aus dem Winterdienst Wassergänge in Eigenleistung übernehmen. Darüber hinaus setzt man auch weiterhin bei längeren Trockenperioden auf die Bevölkerung, die beim Gießen vor der Haustür einspringt.
Dass die Nürnberger ein Herz für ihre Bäume haben, bewiesen sie auch im vergangenen Jahr: So betreuten 905 Baumpaten insgesamt 1259 Bäume. Doch das alleine reicht noch lange nicht. "Wir bräuchten zusätzlich 1000 Baumpaten", sagt Heimbucher vom Bund Naturschutz. 

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