Gegen Rechtsextremismus

Mehr als 25.000 Menschen setzen ein Zeichen: "Nürnberg ist eine Stadt der Vielfalt!"

Anne-Sophie Reiß

Volontär

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3.2.2024, 21:05 Uhr
Über 25.000 Menschen sammelten sich auf dem Nürnberger Kornmarkt. Gegen Ende rief die Band Adayna die Teilnehmer dazu auf, ihre Taschenlampen und Handys einzuschalten.

© Anne-Sophie Reiß Über 25.000 Menschen sammelten sich auf dem Nürnberger Kornmarkt. Gegen Ende rief die Band Adayna die Teilnehmer dazu auf, ihre Taschenlampen und Handys einzuschalten.

"Nürnberg ist eine Stadt der Vielfalt und darauf bin ich stolz!", verkündete Oberbürgermeister Marcus König und erntete dafür tosenden Beifall. Zur Demo gegen Rechtsextremismus auf dem Nürnberger Kornmarkt kamen nach Polizeiangaben 25.000 Menschen. Der Sprecher der Allianz gegen Rechtsextremismus, Stephan Doll, sprach während der Veranstaltung von 30.000 Demonstrierenden.

Der Andrang auf dem Kornmarkt war groß, schon in der U-Bahn-Haltestelle am Opernhaus stauten sich die Teilnehmer. Die Veranstalter riefen deshalb Nachzügler dazu auf, auf den Hallplatz und die Dr.-Kurt-Schumacher-Straße auszuweichen. Aus Sicherheitsgründen hatte die Polizei die Straße der Menschenrechte sowie die Entengasse gesperrt, um Rettungsgassen rund um den überfüllten Kornmarkt offenzuhalten. Insgesamt verlief die Veranstaltung friedlich.

Reden und Musik, Poesie und Interviews

Das Programm der Demonstration war bunt gemischt. Zu Beginn rief Doll dazu auf, am Arbeitsplatz, unterwegs in der Straßenbahn, am Stammtisch und auch zu Hause bei Familienfeiern Haltung zu zeigen. "Hass, Hetze und Menschenfeindlichkeit sind für uns ein No-Go!", erklärte der Veranstalter.

Auch Innenminister Joachim Herrmann betonte in seiner Rede, dass Deutschland eine wehrhafte Demokratie benötige. "Wer die Würde von Menschen anderer Hautfarbe, Menschen mit Behinderung oder Menschen anderer Religionszugehörigkeit infrage stellt, ist ein Feind der Verfassung", sagte der Minister.

Wie auch bei den Demonstrationen zuvor, brachten die Teilnehmer selbstgebastelte Schilder und Plakate mit. Heute dabei: Der berühmte Feldhase von Albrecht Dürer.

Wie auch bei den Demonstrationen zuvor, brachten die Teilnehmer selbstgebastelte Schilder und Plakate mit. Heute dabei: Der berühmte Feldhase von Albrecht Dürer. © Anne-Sophie Reiß

Für Stimmung auf dem Platz sorgte auch die Band Adayna mit verschiedenen Songs. Zur vorletzten Nummer riefen die Musiker das Publikum dazu auf, Licht mit ihren Handys zu machen. Außerdem begeisterte der Poetry-Slammer Michael Jakob die Demonstrierenden mit klaren Worten und scharfen Seitenhieben zur aktuellen politischen Lage.

Gespräche mit Betroffenen

Der Allianz gegen Rechtsextremismus war es auch wichtig, die aktuellen Sorgen und Bedenken der Zivilbevölkerung sichtbar zu machen. Aus diesem Zweck gaben die Veranstalter in einer Interviewrunde das Mikrofon an verschiedene Vertreter aus der Zivilgesellschaft, die von Diskriminierung betroffen sind. So betonte Jo-Achim Hamburger, Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde: "Ich erwarte mir mehr Solidarität für die Verteidigung unseres größten Schatzes: dem Grundgesetz."

Zudem sprachen Nino Schneeberger vom Verband Deutscher Sinti & Roma, Mitra Sharifi vom Dachverband der Integrationsbeiräte in Bayern und Michael Glas vom Verein Fliederlich in Nürnberg. Mit Lea Paulick und Jan Gyamerah sprach sich auch der 1. FCN für mehr Toleranz und Vielfalt in der Gesellschaft aus.

"Jeder hat ein Recht auf Liebe", findet Dorothea Bell. Ein Teil ihrer Familie kommt aus Madagaskar und sie musste oft miterleben, wie diese ausgegrenzt wurden. Die Demonstrantin ist zur Veranstaltung gekommen, weil sie Freiheit und Demokratie schützen will.

"Jeder hat ein Recht auf Liebe", findet Dorothea Bell. Ein Teil ihrer Familie kommt aus Madagaskar und sie musste oft miterleben, wie diese ausgegrenzt wurden. Die Demonstrantin ist zur Veranstaltung gekommen, weil sie Freiheit und Demokratie schützen will. © Anne-Sophie Reiß

In einer zweiten Gesprächsrunde sprachen Vertreter der demokratischen Parteien aus Bundestag und Bayerischen Landtag über ihre Positionen und wie sich gemeinsam die Demokratie schützen ließe. "Wir erwarten von den demokratischen Parteien und der Landes- und Bundespolitik gemeinsames Handeln gegen die rechten Brandstifter" erläuterte Stephan Doll bereits im Vorfeld der Demonstration.

Das letzte Wort hatte Christian Kopp vom Bayerischen Bündnis für Toleranz. Er erklärte: "Wir werden immer da sein, wenn es um Demokratie und Menschenwürde geht. Wir müssen die Demokratie schützen und die Menschenrechte verteidigen. Jetzt und immer!"