Nach heftiger Kritik

Mehr Termine, mehr Personal: Nürnberg bessert bei Bürgerämtern nach

Johannes Handl

Lokalredaktion

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18.2.2022, 16:19 Uhr
Beim "offenen Mittwoch" standen zuletzt Hunderte Menschen an, um im Einwohneramt einen Personalausweis oder Reisepass zu beantragen. Nun gibt es zusätzliche Angebote.

© Stefan Hippel Beim "offenen Mittwoch" standen zuletzt Hunderte Menschen an, um im Einwohneramt einen Personalausweis oder Reisepass zu beantragen. Nun gibt es zusätzliche Angebote.

Hunderte Menschen, die zum Teil mehrere Stunden frierend anstehen, darunter Schwangere, Familien mit Kindern und viele Ältere. Die Szenen, die sich in den vergangenen Wochen beim "offenen Mittwoch" in der Äußeren Laufer Gasse abgespielt haben, haben auch bei der Stadtspitze Spuren hinterlassen. "Die Schlangen haben mich persönlich betroffen gemacht", räumt Stadtkämmerer Harald Riedel (SPD) ein. Auch die Berichterstattung unseres Medienhauses habe der Stadtverwaltung gezeigt, dass sich etwas ändern muss.

Zwar wurden laut Stadtrechtsdirektor Olaf Kuch (CSU) seit Einführung des "offenen Mittwochs" am 12. Januar bereits 2300 Termine angeboten und fast alle Anliegen der Wartenden bearbeitet beziehungsweise erledigt. Der Rückstau bei den Anträgen für Personalausweise, Reisepässe und Kinderreisepässe sei aber nach wie vor hoch. Der Grund: 2021 fiel die Reisesaison wegen Corona weitgehend ins Wasser. Wie Harald Riedel betont Oberbürgermeister Marcus König (CSU), dass die Bilder vor dem Bürgeramt Nürnberg "schlecht für das Image unserer Stadt sind". Um die Situation in den Griff zu bekommen, werden nun Schritte eingeleitet, die schnelle Abhilfe schaffen sollen.

Zusätzlich zum "offenen Mittwoch", also den Mittwochvormittagen, bei dem die Wartenden jeweils um 8 Uhr morgens Tickets erhalten, um ihre Anliegen ohne einen vorher vereinbarten Termin vorbringen zu können, öffnet das Bürgeramt Mitte ab sofort freitags von 12.30 Uhr bis 17 Uhr. Für die Freitagnachmittage müssen allerdings Termine vereinbart werden.

Das Bürgeramt Ost in Fischbach und das Bürgeramt Süd in Katzwang bieten ebenfalls zusätzliche Termine an. Das Angebot, für das die Mitarbeiter Überstunden leisten werden, gilt bis zum 30. April. Termine, um Personalausweise, Reisepässe und Kinderreisepässe zu beantragen, können übers städtische Online-Terminvereinbarungssystem - terminvereinbarung.nuernberg.de - oder telefonisch unter (0911) 231-0 gebucht werden.

Das Bürger-Informationszentrum am Hauptmarkt 18 dient ab Montag, 21. Februar, als Außenstelle des Bürgeramts Mitte. Im Erdgeschoss des Rathauses werden an fünf Bedienstellen - bisher waren es zwei - alle Anliegen bearbeitet, die auch in der Schalterhalle des Bürgeramts Mitte angeboten werden. Termine können ebenfalls online unter terminvereinbarung.nuernberg.de und der Telefonnummer (0911) 231-0 vereinbart werden.

Die Hauptreisezeit im Blick

Rechtzeitig vor der Hauptreisesaison 2022, kündigt König an, soll ein "Pop-up-Bürgeramt" mit zwölf Mitarbeitern eingerichtet werden. Derzeit liefen Gespräche, eine ehemalige Geschäftsstelle der Sparkasse Nürnberg anzumieten. Diese Zweigstelle des Bürgeramts Mitte soll dazu beitragen, die Nachfrage nach Reisedokumenten zu befriedigen. Die Standortsuche konzentriert sich auf die Nürnberger Südstadt.

Um Lücken zu schließen und personell aufzurüsten, sollen Mitarbeiter, die früher schon in einem der Bürgerämter gearbeitet haben, vorübergehend im Bürgeramt Mitte zum Einsatz kommen. Darüber hinaus laufen Gespräche, um Mitarbeiter der Post, der Bahn, der Deutschen Telekom, der Rentenversicherung und des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge im Rahmen der Amtshilfe zu gewinnen. Durch interne Prozessverbesserungen sollen Mitarbeiter außerdem von Routine- und Hintergrundtätigkeiten entlastet werden, um die gewonnenen Ressourcen für den direkten Bürgerservice nutzen zu können.

Die Stadtverwaltung hat nun auch die heftig kritisierte Terminvergabe ins Visier genommen. Künftig sollen an jedem Werktag neue Termine für die Folgewoche freigeschaltet werden. Mehr kurzfristige Termine sollen dazu beitragen, die sogenannte No-Show-Quote zu reduzieren, bei der Mitarbeiter vergeblich auf die Bürger warten. Die Erfahrung lehrt nämlich, dass viele Nürnberger längerfristig gebuchte Termine überhaupt nicht wahrnehmen.

Außerdem sollen in Zukunft jeden Tag gleichmäßig Termine bereitgestellt werden, um die bisherige Ballung an Freitagen zu vermeiden. Die Änderung greift ab Ostern 2022, da bis dahin schon viele Termine gebucht wurden.

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