Miete zu hoch: Stempel-Müller sucht neue Bleibe

11.11.2018, 05:57 Uhr
Ein vertrautes Bild: Seit 1910 befindet sich das traditionsreiche Unternehmen Stempel-Müller am Jakobsplatz.

© Stefan Hippel Ein vertrautes Bild: Seit 1910 befindet sich das traditionsreiche Unternehmen Stempel-Müller am Jakobsplatz.

Spätestens am 15. Februar ist Schluss. Dann ist das Unternehmen Stempel-Müller am Jakobsplatz Geschichte. Vor zweieinhalb Jahren hat Peter Doberer den Betrieb übernommen. Dass er so bald wieder zumachen muss, hätte er damals nicht gedacht. Das Unternehmen liegt ihm am Herzen. Bevor er selbst Chef wurde, hat er bereits 18 Jahre als Flexograf – als Stempelmacher – in der Familienfirma gearbeitet. Gegründet wurde sie 1864, seit 1910 hat sie ihren Sitz gegenüber der Jakobskirche. Ein guter Standort, die U-Bahnstation befindet sich ganz in der Nähe und die Fußgängerzone mit viel Laufkundschaft ebenfalls.

Jetzt sucht Peter Doberer verzweifelt nach einem neuen Standort. Denn das Gebäude hat vor einem Jahr den Eigentümer gewechselt und der neue verlangt eine Miete, die für Doberer nicht mehr akzeptabel ist. Von einem großen Immobilienportal wird der Laden für 12 000 Euro Miete monatlich im Internet angeboten. "Wir sind ein kleines Unternehmen", sagt Doberer. "Das können wir nicht tragen." Der neue Quadratmeterpreis liegt bei 40 Euro – und damit um ein Vielfaches höher als aktuell, wie Doberer sagt. "Es ist Wahnsinn, was in der Innenstadt passiert."

Werbung mit optimaler Lage

"Ebenerdige, großzügige Ladenfläche in optimaler, zentraler Innenstadtlage St. Jakob" lautet die Beschreibung seines Ladens im Netz. Angekündigt wird dort eine umfassende Sanierung. Weil sich ein Augenarzt im Gebäude befinde, seien die Räume optimal für einen Optiker, heißt es. "Einzigartiges Flair umgibt dieses Wohn-/Geschäftsanwesen in optimaler Innenstadtlage – modern gestaltete Büroflächen und Wohnungen treffen auf alte Historie!"

Der Immobilienreport 2018 des Wirtschaftsreferats definiert drei Arten von Lagen in der Stadt: Hauptgeschäftskern, Geschäftskern und Randbereich eines Geschäftskerns. "Der derzeitige Laden von Stempel-Müller liegt in keinem der drei Bereiche", erklärt Wirtschaftsreferent Michael Fraas. Allerdings grenze der Jakobsplatz an einen Geschäftskern und dessen Randbereich an. Ein Quadratmeterpreis von 40 Euro liege noch innerhalb der Spanne, die in diesen Lagen in der Altstadt üblich sei.

Hohe Nachfrage nach Gewerbeimmobilien

Als Nebenzentrum gilt beispielsweise der Aufseßplatz im Süden oder der Leipziger Platz im Nordosten: Dort bewegen sich die Mietpreise für Ladengeschäfte zwischen 8 und 20 Euro pro Quadratmeter. Zum Hauptgeschäftskern gehören die Breite Gasse, die Karolinenstraße, der Hefnersplatz und die nördliche Königstraße mit Mieten zwischen 60 und 95 Euro pro Quadratmeter, im Jahr zuvor lagen sie hier zwischen 60 und 90 Euro. Nicht nur die Nachfrage nach Wohnungen, sondern auch nach Gewerbeimmobilien lässt die Preise steigen.

Peter Doberer setzt alle Hebel in Bewegung. Auch auf seiner Homepage im Internet schreibt er, dass er auf der Suche nach neuen Räumen ist. Er hofft auf einen Tipp, eine erlösende Nachricht. "Meine Leute von der Wirtschaftsförderung haben ihm auch schon Hinweise auf Immobilien gegeben", sagt Michael Fraas.

Viel Stammkundschaft

Am Mögeldorfer Plärrer steht zum Beispiel ein Laden frei, aber die Lage sei für ihn nicht ideal, sagt Doberer. Viele Menschen kämen mit ihren Einkäufen aus den Fachgeschäften in der Innenstadt direkt zu ihm, um etwa Geschenke gravieren zu lassen. "Wir haben viel Stammkundschaft", fügt er hinzu. "Sie schätzen auch unseren zentralen Standort."

Noch hat Peter Doberer die Hoffnung nicht aufgegeben. Er sucht weiter. Im schlimmsten Fall müsse er das Geschäft schließen. "Es würde schon wehtun, wenn die älteste Stempelfabrik Deutschlands keine Bleibe mehr findet."

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