Mit Rollator zum virtuellen Bowling

24.2.2011, 18:32 Uhr

Anne-Kathrin Lindner hat es sich zur Aufgabe gemacht, daran etwas zu ändern. Sie sagt: „Durch E-Games kann man lernen: Motorik, Konzentration, Handlungsabläufe und auch Inhalte. Wir wollen das nicht nur bei Kindern und Jugendlichen nutzen, sondern auch auf andere Zielgruppen ausweiten.“ Lindner ist Lernberaterin im Südpunkt und bietet seit einiger Zeit Kurse im virtuellen Spielen mit der Wii speziell für Seniorinnen und Senioren an.

Die Wii ist eine Videospiel-Konsole, bei der der Spieler Figuren durch reale Bewegungen steuert. Die Spieler drücken nicht mehr nur auf Tasten, sondern bewegen den Controller (der so ähnlich aussieht wie eine Fernbedienung) im Raum. Sensoren übertragen die Bewegungen auf den Bildschirm, also von der realen in die virtuelle Welt.

„Mit der Wii in Bewegung kommen“

Mit der Wii kann man zum Beispiel Tennis oder Bowling spielen, wobei man die Schlag- bzw. Rollbewegung imitiert. „Viele Senioren sind in ihrer Mobilität eingeschränkt und können keinen Sport mehr treiben. Mit der Wii können sie relativ einfach in Bewegung kommen“, erklärt Lindner. Sie erinnert sich an eine 80 Jahre alte Dame mit Rollator, die vom virtuellen Bowling begeistert war und gar nicht mehr damit aufhören wollte. „In echt hätte sie nicht mehr bowlen können, weil die Kugel viel zu schwer ist. Das war ein Erlebnis für sie“, erzählt Lindner.

Durch Spielen mit der Wii würden die motorischen Fähigkeiten gefordert und dadurch verbessert. Aber auch die geistige Fitness kann gesteigert werden. „Es ist immer gut, wenn sich Menschen im Ruhestand neuen Medien zuwenden. Sie bauen nicht so leicht ab und können sogar dazugewinnen, wenn sie neue Erfahrungen machen“, erläutert Dr. Siegfried Lehrl, der Vorsitzende der Gesellschaft für Gehirntraining aus Erlangen.

Dass bei der Wii im Vergleich zu anderen Spielkonsolen der ganze Körper einbezogen werde, sei ein Vorteil. „Motorik und geistige Entwicklung hängen voneinander ab. Man kann besser denken, wenn man in Bewegung ist. Außerdem wird man emotional angesprochen, fühlt sich wohler und fängt an zu lachen“, sagt Lehrl. Er hält besonders das virtuelle Tennis für sinnvoll, weil man dabei schnell reagieren müsse und die Reaktionsverarbeitungsgeschwindigkeit trainiere.

Besuch bei Seniorenheimen

Lindner und ihre Mitarbeiter vom Südpunkt bieten an, mit der Wii im Gepäck Seniorenheime zu besuchen. Die Bewohner erhalten dann eine kurze Einführung und die Möglichkeit, sich am virtuellen Spiel zu versuchen. Dazu gibt es Kaffee, Kuchen und lockere Gespräche. „Es soll in erster Linie Spaß machen und Abwechslung vom Alltag bringen“, sagt Lindner.

Der Kurs solle auch ein Gemeinschaftserlebnis für die Gruppen sein. Bisher fehlen allerdings die Interessenten. „Uns wird nicht die Bude eingerannt, es haben erst rund 20 Leute mitgemacht. Wir kommen noch nicht an die Zielgruppe heran“, gibt Lindner zu. In anderen Städten werde das Angebot aber angenommen: „In München gibt es eine Wii-Seniorenmeisterschaft, bei der Seniorenheime gegeneinander antreten.“

In Nürnberg hat sich zum Beispiel Peter Großhennig von der Altenakademie vor einiger Zeit an der Wii versucht. „Ich habe mich überraschen lassen. Nach kleinen Anfangsproblemen habe ich begriffen, worum es geht“, erzählt der 74-Jährige, der früher selbst Tennis gespielt hat. Lindner betont, dass Senioren meist länger brauchen als Jugendliche, um zu verstehen, wo sie sich auf dem Bildschirm wiederfinden und welche Auswirkungen ihre Bewegungen auf das Spiel haben. „Man muss Geduld haben und ihnen zeigen, wie es funktioniert“, sagt Lindner: „Aber wenn sie es können, dann ist es für die meisten ein tolles Erlebnis.“

Für weitere Informationen steht Anne-Kathrin Lindner zur unter Telefon 231-14310 zur Verfügung

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