Mobilität der Zukunft: Wie Wien die Verkehrswende geschafft hat

28.11.2019, 21:11 Uhr
Mobilität der Zukunft: Wie Wien die Verkehrswende geschafft hat

© Wiener Linien / Johannes Zinner

In der mittlerweile auf 1,9 Millionen Einwohner angewachsenen Großstadt hat man – auch gegen Widerstände in der eigenen Bevölkerung – relativ frühzeitig Abschied genommen vom Ideal der autogerechten Stadt. In fast allen Bezirken gibt es nur noch Kurzparkzonen und Anwohnerparkplätze. Wer eine solche Berechtigung will, muss jährlich immerhin 300 Euro bezahlen. Und Besucher von auswärts müssen ihre Pkw in einem der nicht ganz billigen Parkhäuser verstauen.

Zur "Smart City Strategie" Wiens gehört freilich auch ein konsequent ausgebautes ÖPNV-Angebot. Gerade baut man die sechste U-Bahnlinie, und bereitet den Einstieg in eine vollautomatische Technik vor. "Attraktive Angebote stimulieren die Nachfrage", sagt Steinbauer. Der Erfolg lässt sich in Zahlen messen: Seit 2010 ist der Anteil des Autoverkehrs in der Stadt von 40 auf 29 Prozent gesunken, der des ÖPNV stieg von 29 auf 38 Prozent.

Das 365-Euro-Ticket hat die Zahl der verkauften Jahreskarten verdoppelt. Das allein hätte den Einnahmeverlust nicht ausgeglichen. Wien schaffte dies durch andere flankierende Maßnahmen. Die hohen Parkgebühren spülten zuletzt 120 Millionen Euro pro Jahr in die Kasse, die rigoros durchgesetzten Strafgebühren zusätzliche 66 Millionen. Unterstützt durch pfiffige Marketing-Ideen haben es die Wiener Linien zu einer durch und durch positiv besetzten einheimischen Marke geschafft, und die Stadt darf ungestraft darüber nachdenken, Oberflächenparkraum in Grünflächen umzuwandeln.

In Nürnberg noch ein gutes Stück entfernt

Von solchen Projekten ist man in Nürnberg noch ein gutes Stück entfernt. VAG-Chef Josef Hasler ist schon froh, dass hierzulande endlich mit der gleichen Ernsthaftigkeit über das Thema ÖPNV diskutiert wird, "wie vor 20 Jahren über das Thema Energie". Jetzt hofft er darauf, dass in Sachen Verkehr die Zeit des Redens etwas schneller vorbei ist als damals und dass bald gehandelt wird. "Wir brauchen vor allem eine kontinuierliche Förderung".

Bewegung in das Thema Mobilität der Zukunft brachte zuletzt vor allem auch die Klimadebatte. Nürnbergs OB Ulrich Maly bremst die Euphorie etwas mit dem Hinweis, dass zum einen das Land auch bei dieser Frage stark gespalten sei und man sich mehrheitlich "in der Stimmungsphase, noch nicht in der Handlungsphase" befinde.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, der zwar offiziell nicht mehr für Verkehrsthemen zuständig ist, sich vom moderierenden NN-Redakteur Arnos Stoffels aber gern als "heimlicher Verkehrsminister" begrüßen lässt, zeigt sich auch überzeugt, dass es am Geld eigentlich nicht mehr scheitern dürfe. Seine Hauptsorge sind die langen Planungs- und Genehmigungszeiten bei Verkehrsprojekten. Die Stadt-Umland-Bahn (StUB) sei da gerade ein gutes Beispiel. "Wir müssen mit einem wesentlich höheren Tempo als in den vergangenen Jahren an die Angelegenheit rangehen."

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