Mohrrüben für die Eseldame

2.11.2014, 07:59 Uhr
Mohrrüben für die Eseldame

© Foto: Edgar Pfrogner

Milli und Sternchen sind nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Auch nicht von der Kinderschar, die in Gummistiefeln aufgeregt um sie herumwuselt. Die beiden Eseldamen lassen sich geduldig streicheln und hinter den Ohren kraulen. „Oh, die sind ja ganz weich!“, ruft Mio (8) erstaunt. Dabei sieht das graue Fell auf den ersten Blick eher borstig aus.

Auch der vierjährige Aaron scheint ganz verliebt zu sein in die kuscheligen Tiere. Er tätschelt Milli vorsichtig den Hals und strahlt. „Wer möchte die beiden füttern?“ Erlebnisbäuerin Annette Lessig verteilt Karottenstückchen. Das ist schon eine kleine Herausforderung: Die ausgestreckte Hand mit dem Leckerbissen drauf ganz nah an das Eselmaul zu halten. Arne (6) traut sich gleich. „Das kitzelt“, lacht er, während Sternchen ihre Möhre malmt.

Jonas ist mit drei Jahren der Kleinste in der Runde und anfangs noch etwas schüchtern. Mit Hilfe der großen Schwester Katharina (12) ist die Scheu aber schnell überwunden. Als es ans Striegeln geht, ist Jonas einer der Ersten, der sich eine Bürste schnappt.

Weil der Holzhobelhof ein Erlebnisbauernhof und kein Streichelzoo ist, dürfen und sollen die Kinder auch ordentlich mit anpacken. Striegeln, Hufe auskratzen und Ausmisten gehören schließlich zu den alltäglichen Arbeiten in einem Stall. Das zu vermitteln, gehört zum Konzept der Landwirte Annette Lessig und Reiner Wiedmann, die den Biohof bewirtschaften.

Je nach Jahreszeit bieten sie unterschiedliche Möglichkeiten an, das Landleben hautnah zu erfahren. Man kann Kartoffeln oder Kürbisse ernten, auf dem Traktor mitfahren oder lernen, wie man selber Butter schüttelt. „Sehr beliebt sind unsere verschiedenen Kindergeburtstage wie die Bauernhofolympiade oder die Schatzsuche“, erzählt Lessig. Auch für Kindergärten und Grundschulen gibt es spezielle Erlebnisführungen.

Die tierischen Bewohner des Hofs, wie Schafe, Ziegen und Hasen, spielen dabei natürlich immer eine wichtige Rolle. Sogar eine glückliche Hühnerschar scharrt draußen auf der grünen Wiese emsig nach Futter. Manches Stadtkind sieht hier zum ersten Mal, dass Eier nicht in Pappkartons aus der Fabrik kommen.

Die beiden Zwergeselschwestern Milli und Sternchen leben schon seit 2012 auf dem Holzhobelhof. „Esel sind meine Lieblingstiere, ich wollte schon immer welche haben“, verrät Lessig. Mit ihrer Ruhe und Geduld seien sie besonders gut für die Arbeit mit Kindern geeignet. „Im Gegensatz zu Pferden, die ja Fluchttiere sind, bleiben Esel einfach stehen, wenn ihnen etwas nicht geheuer ist.“

So ist es denn auch ganz unproblematisch, als die neunköpfige Besucherschar zum Spaziergang mit den grauen Huftieren aufbricht. Jeder darf mal führen und das Halfter halten. „Stopp, hierher!“ Annika (8) zieht am Strick, doch Sternchen hat leckeren Löwenzahn am Wegesrand entdeckt und zieht kräftig in die andere Richtung. Großes Gelächter. Tja, dass Esel stur sein können, scheint tatsächlich zu stimmen.

Und wie ist es mit dem Vorurteil „dummer Esel“? „Das stimmt überhaupt nicht“, sagt Lessig. „Esel sind ganz schön gewieft.“ Und sie wissen was sie wollen beziehungsweise nicht wollen.

www.holzhobelhof.de

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