"Momo" ist zurück: Horrorfigur taucht in Kindervideos auf

28.2.2019, 11:22 Uhr
Ein WhatsApp-Profil namens Momo bedrohte letzten Sommer jugendliche Nutzer, wenn sie die Nachricht nicht weiterleiten.

© Quelle: Silas Stein/dpa/youtube Ein WhatsApp-Profil namens Momo bedrohte letzten Sommer jugendliche Nutzer, wenn sie die Nachricht nicht weiterleiten.

Das Antlitz von "Momo" ist zum Fürchten: Eine Mischung aus Mädchen und Rabe geht in den sozialen Netzwerken um. Im Sommer ist der Kettenbrief in mehreren Ländern vorgekommen, in denen Nutzer von einer Horrorkreatur aufgefordert wurden, sich selbst zu verletzen. Ein 14-Jähriger hatte sich Mitte Oktober in seinem Zimmer erhängt. 

Eigentlich war die "Momo-Challenge" ein Phänomen des Nachrichtendienst WhatsApp. Doch nun tauchten laut Daily Mail Bilder- und Sprachaufnahmen in "Fortnite"-Videos und in Kindervideos wie "Peppa Wutz" auf Youtube auf, in denen nach harmlosen Bildern plötzlich Gewaltszenen zu sehen sind. In England warnen Schulen bereits ausdrücklich vor den Clips. Zuvor waren mehrere Nachrichten besorgter Eltern eingegangen. 

Wer oder was hinter "Momo" steckt, wissen Ermittler bis heute nicht. 

Gefährliches Spiel

Der Kettenbrief wird von einem unbekannten WhatsApp-Profil versendet, das die Fratze als Profilbild zeigt. Der Absender stellt sich unter dem Namen "Momo" als totes Mädchen vor und droht damit, den Nutzer nachts heimzusuchen, sollte dieser die Nachricht nicht an 15 Freunde weitersenden. Daraus entsteht ein gefährliches Spiel: "Momo" stellt Aufgaben, die mit der Zeit immer gefährlicher werden. Als letzte Challenge wartet angeblich der Selbstmord auf den Adressaten.

Kendal hat sich wegen "Momo" das Leben genommen, ist sich sein Vater René Gattino sicher. Sein 14-jähriger Sohn hatte sich in der Nacht auf den 15. Oktober in seinem Zimmer erhängt — mit seinem Kimono-Gürtel. Eigentlich sei Kendal lebensfroh und engagiert gewesen, beteuert seine Familie. Er hätte niemals aus eigenem Antrieb sein Leben beendet; mit seinen Angehörigen lebte er in Pontoise nordwestlich von Paris.

Vater René habe Hinweise darauf, dass Kendal vor seinem Tod an einer "Momo"-Challenge teilgenommen habe. Das geht aus einer Klage hervor, die der Franzose einreichte. Er verklagt die Internetplattformen WhatsApp und YouTube, weil sie junge Menschen nicht schützen würden. Der Familienvater will auch den französischen Staat zur Rechenschaft ziehen: Dieser gehe nicht streng genug gegen solche Gefahren im Internet vor. "Wir dachten, wir wären auf dem Land in Sicherheit. Aber das Internet ist überall", sagte er der französischen Nachrichtenagentur AFP.

Auch gegen eine Dating-Webseite reichte der Vater Klage ein, weil sich sein noch minderjähriger Sohn dort ohne Altersprüfung einschreiben konnte. Die genauen Umstände und die Todesursache werden laut Staatsanwalt derzeit ermittelt. Mit diesem Schritt will die Familie die Öffentlichkeit auf die Gefahren im Internet aufmerksam machen.

Etwa eine Woche nach dem Vorfall in Frankreich gab es wohl einen weiteren tragischen Fall in Belgien, bei dem ein 13-Jähriger versuchte, sich zu erhängen — angeblich für einen Live-Stream im Internet. Auch hierbei fiel der Name "Momo". Der Teenager lag zwei Wochen lang im Koma, er starb vor wenigen Tagen, wie die Tageszeitung L’Essentiel berichtete. Und auch in Brasilien berichtete die Tageszeitung Buenos Aires Times vom Selbstmord einer Zwölfjährigen, bei der die Polizei ebenfalls einen Zusammenhang mit der grausamen Challenge vermutet.

Eigentlich ist "Momo" eine Statue aus Japan, die in der Vanilla Gallery in Tokio ausgestellt wurde. Momo ist ursprünglich ein sogenannter Yokai, ein Geist aus dem japanischen Volksglauben.

Die französische Polizei rät, dass Eltern mit ihren Kindern über solche Phänomene sprechen und sie dafür sensibilisieren sollten – und ihnen vor allem klarmachen, dass nichts passiert, wenn sie den Kettenbrief nicht weiterleiten. Kontakte, die solche seltsamen Nachrichten verschicken, sollten nirgendwo eingespeichert oder gar kontaktiert werden. Am besten, so die Beamten, werde die Nachricht gleich gelöscht.

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