"Mord zum Frühstück": Kapitel Elf - C. Marmulla

1.9.2011, 15:46 Uhr

‚Jekaterina Luschinskaya hatte immerhin schon mal gestanden, dass es Kolleginnen waren,‘ so dachte Kant triumphierend. Er hatte das Heft des Handelns wieder an sich gerissen. Gerade ihre letzte Bemerkung sagte ihm, dass da was war. „Was heißt ‚da ist irgendetwas total aus dem Ruder gelaufen‘ ??“ Diana Held hatte ihren Chef wohl schon lange nicht mehr so energisch gesehen. Beide Hände auf dem blanken Tisch im Verhörraum aufgestützt nahm Kant eine fast bedrohliche Haltung ein. Mit festem, entschlossenem Blick versuchte er, sie zu weiteren Geständnissen zu bringen. Aber Frau Luschinskaya bemerkte diese Absicht nicht. Jetzt mischte sich Diana Held wieder ein. Sie hatte mal was von „gutem Cop – bösem Cop“ gehört. Sie war jetzt die gute, verständnisvolle Polizistin.

 „Also Jekaterina,“ sagte sie mit viel Verständnis in ihrer Stimme, „verstehen Sie doch, wir wollen Ihnen helfen. Erzählen Sie doch einfach, was war.“ Kants Gesicht zog sich in die Länge. Diese Tour ging ihm voll gegen den Strich. Aber nun war es halt so. Frau Luschinskaya richtete sich ein wenig auf. „Ja, das stimmt schon, also wir sollten solche Männer kennen lernen, die in Hitech-Firmen arbeiten.“ Sie wischte ein paar Tränen mit einem Taschentuch weg. ‚Krokodilstränen‘ dachte Kant sofort, aber ließ sich nichts anmerken. „Das lief doch ganz gut. Anfangs waren es nur flüchtige Kontakte, aber wir sollten ja keinen Verdacht wecken. Wir haben uns immer so benommen, als wären wir unschuldige Studentinnen, die sich hier im Westen nicht auskennen.“ Bei dem Wort ‚unschuldig‘ bekam Kant Probleme mit seiner Selbstdisziplin. Jekaterina hatte sich inzwischen gefangen. „Viel haben wir sowieso nicht herausgefunden, bis vor einem Monat zumindest.“

Kant wurde hellwach. Diana Held traute sich nicht, den Redefluss der Verdächtigen zu unterbrechen. Kamen denn nun die Details, auf die sie warteten? Doch Frau Luschinskaya überlegte noch, was sie preisgeben wollte. „Naja,“ fuhr sie fort. „Vor einem Monat wurde unser Chef ausgetauscht. Der neue ist so ungeduldig. Dem konnten wir es nicht recht machen.“ Kant musste nun seine Frage loswerden. „War das dieser Mann, den wir als Luschinski kennen?“ Zur Überraschung der beiden Kommissare schüttelte Jekaterina Luschinskaya den Kopf. „Nein, das war der Vorgänger, also der alte Chef.“ Kants Ungeduld konnte man an seinem Gesicht ablesen. Wenn das so weiter geht, sitzen wir morgen noch hier. Frau Held erriet seine Gedanken. „Jekaterina, bitte, was ist denn passiert?“

Jekaterina atmete tief durch. „Also, der neue Chef, der Herr Tschernowski, der hat uns erst mal richtig Angst gemacht. Wenn wir in den nächsten Wochen keine Ergebnisse liefern, dann müssen wir wieder nach Hause. Und ich brauche das Geld doch.“ schluchzte sie. Diana Held hatte Notizbuch und Bleistift gezückt. „Wie heißt er genau?“ Die Antwort kam prompt. „Sergej Tschernowski. Er ist so stolz auf seinen Spitznamen. Potjemkin. Wie diese Dörfer.“

 

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