Multimedia-Konzept: So soll der Saal 600 noch attraktiver werden

Nürnberg - Rund 90.000 Menschen haben in diesem Jahr das Memorium Nürnberger Prozesse besucht. Im Mittelpunkt des Interesses steht der Schwurgerichtssaal 600. Jetzt soll eine Multimedia-Projektion neuen Schwung in die Räume bringen, in denen die Siegermächte über die NS-Verbrecher richteten.

Markus Söders ursprüngliche Idee: Den Saal 600 teilweise wieder in den Zustand zu versetzen, in dem er sich zum Zeitpunkt der NS-Kriegsverbrecherprozesse befand. Damit stieß der bayerische Finanzminister allerdings auf nicht viel Gegenliebe.

Mit dem Konzept, das am Montag vorgestellt wurde, sind nun alle Beteiligten zufrieden: Umgebaut wird nichts, auch nichts eingebaut. Der Saal bleibt, wie er ist. Trotzdem werden ihn die Besucher künftig anders erleben. Wenn sie auf den Zuschauerbänken sitzen, werden sie auf einer Leinwand Szenen des historischen Geschehens vor Augen haben. Ein Video von der Präsentation gibt's hier.

"Sensibler Umgang mit dem Saal sehr wichtig"

Acht verschiedene Bilder, dazu Ton, Film und Licht versetzen die Menschen im Saal in eine andere Zeit. Sie erleben, wie etwa Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess aus dem Aufzug in den hell erleuchteten Raum tritt oder sie sehen US-Chefankläger Robert H. Jackson am Rednerpult.

"Dieser Saal ist das juristische Gewissen Nürnbergs", sagt Markus Söder. Es sei eine große Herausforderung, ein Konzept zu entwickeln, das das kulturelle Gedächtnis erlebbar macht und gleichzeitig dem Charakter des Raumes als hochrangigem Geschichtsort gerecht wird. Auch mit Hinblick auf die Bewerbung um den Titel UNESCO-Weltkulturerbe. "Da ist ein sensibler Umgang mit dem Saal sehr wichtig." Er habe sich überzeugen lassen, sagt Söder, dass ein Rückbau des Saals nicht der richtige Weg gewesen wäre. Die multimediale Darstellung sei das aber durchaus. "Vielleicht lassen sich auch andere Räume integrieren. Etwa das Beratungszimmer, in dem die Richter tagten."

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18.2.2020, 19:58 Uhr

Nürnberger Prozesse: Weltgeschichte im Saal 600

Und neben allem Lob für das geplante Konzept, das den Saal 600 betrifft, hat der Finanzminister der Stadt noch eine frohe Botschaft mitgebracht: die Zusage, dass der Freistaat 50 Prozent der Kosten übernimmt. Kulturreferentin Julia Lehner ist glücklich über die Unterstützung: "Sie ist uns eine große Hilfe."

© Michael Matejka