Muslimische Feiertage: Nürnbergs Dekan ist dagegen

17.10.2017, 22:01 Uhr
Auch in Nürnberg lehnen viele die muslimischen Feiertage ab - so zum Beispiel Stadtdekan Hubertus Förster und Regionalbischof Stefan Ark Nitsche.

© Norbert Goldhammer Auch in Nürnberg lehnen viele die muslimischen Feiertage ab - so zum Beispiel Stadtdekan Hubertus Förster und Regionalbischof Stefan Ark Nitsche.

Stadtdekan Hubertus Förster sieht die christliche Tradition und Identität nicht durch mögliche muslimische Feiertage gefährdet: "Ich sehe eher darin ein Problem, dass die christlichen Feiertage und Bräuche entleert werden – weil viele gar nicht mehr genau wissen, was da gefeiert wird."

Der freie Sonntag wird ebenfalls immer stärker dem Kommerz geopfert: "So werden christliche Traditionen aufgeweicht und ausgehöhlt. In Berlin sind schon alle vier Adventssonntage für den Handel geöffnet. Dabei soll der Advent doch eine Zeit der Besinnung sein." Viele Christen wissen heute mehr über Halloween als über Allerheiligen. "Es gab in den letzten Jahrzehnten einen Traditionsabbruch", sagt Regionalbischof Stefan Ark Nitsche. "Hier geht Identität verloren. Das wieder zu beleben ist eine Integrations-Aufgabe für die gesamte Gesellschaft."

Eigentlich hatte Innenminister Thomas de Maizière gar keinen muslimischen Feiertag gefordert – er hat nur laut darüber nachgedacht. Ark Nitsche sieht beim Islam vieles, worüber man nachdenken sollte: "Durch Gespräche mit Muslimen in Nürnberg weiß ich aber: Ob es mal einen muslimischen Feiertag geben wird oder nicht, ist nicht die dringende Frage bei der Integration!"

Da sind andere Themen wichtiger: "Wir brauchen einen flächendeckenden Islam-Unterricht, der basierend auf dem Grundgesetz in deutscher Sprache an deutschen Schulen erteilt wird." Die islamischen Gemeinden, die unsere Grundwerte teilen, brauchen neue organisatorische Lösungen – "und eine Finanzierung, die unabhängig vom Ausland ist."

Falscher Zeitpunkt

Er verweist darauf, dass es in Bayern immerhin schon rund 320 Pilotprojekte gibt, wie etwa den Islam-Unterricht an der Nürnberger Löhe-Schule sowie die Imam-Ausbildung an der Uni Erlangen. Für Förster ist bei der Debatte um muslimische Feiertage zudem der Zeitpunkt falsch. "Die Idee mag vielleicht bedenkenswert sein. Aber der Feiertag müsste dann auch für die Mehrheitsgesellschaft inhaltlich gefüllt sein."

Selbst in Regionen mit vielen Muslimen wäre ihr Anteil dafür noch zu gering, und vor allem: "Das Verhältnis zwischen der Mehrheitsgesellschaft und den Muslimen braucht noch etwas Zeit. Vielleicht kommt man sich näher, und dann kann man nochmals über muslimische Feiertage nachdenken. Die Frage ist auch: Was will man mit der Einführung eines muslimischen Feiertages erreichen? Soll das die Toleranz erhöhen, die Integration fördern? Ich sehe das skeptisch."

"Feiertage sind ja keine Auszeichnungen oder Zeichen von Wertschätzung", ergänzt Ark Nitsche, "sondern es sind Zeiten, die aus dem Alltag herausgenommen werden und der ganzen Gesellschaft dienen sollen. Sie sind Ausdruck des Wertekanons der Gesellschaft insgesamt."

Mariä Himmelfahrt wird nur in Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölkerung gefeiert. "Eine ähnliche Regelung wäre vielleicht auch denkbar, wenn es in einer Region eine muslimische Mehrheit geben sollte", sagt Ark Nitsche. Nötig wäre das nicht unbedingt: Schon heute können muslimische Kinder in Bayern für das Opferfest und für das Fastenbrechensfest eine Schulbefreiung bekommen.

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