Nach Brand in Notre-Dame: Erinnerungen an St.-Martha

17.4.2019, 05:37 Uhr
Nach Brand in Notre-Dame: Erinnerungen an St.-Martha

© Michael Matejka

Es steht ihm wieder alles so vor Augen, als wäre es gestern gewesen: Das Flammen-Inferno in der Pariser Kathedrale Notre-Dame weckt bei Pfarrer Dieter Krabbe Erinnerungen an den 5. Juni 2014, als ein verheerender Brand in seiner St.-Martha-Kirche wütete. "'Das kann doch nicht wahr sein‘, dachte ich mir, als ich die Bilder im Fernsehen sah", sagt Krabbe. Das sofortige Bekenntnis des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, das weltberühmte Gebäude wieder aufbauen zu lassen, kam ihm aber zu schnell. "Wir waren damals in Schockstarre. Es war noch nicht sofort klar, ob sich die Kirche mit diesen Schäden wieder aufbauen lässt."

Und die waren immens. Die Hauptorgel war geschmolzen, der Dachstuhl mit seinen jahrhundertealten Balken, Bänke und andere Teile aus Holz waren komplett verbrannt. Zwei von drei Glocken krachten auf die Erde. "Glücklicherweise waren die Fenster schon vorher ausgebaut und eingelagert worden ", sagt er. Die sind von unschätzbarem Wert.

Wiederaufbau für Millionen

Ähnlich wie in Notre-Dame, ist die Martha-Kirche seinerzeit saniert worden, das Gebäude war eingerüstet. Bald war klar, dass die Bauarbeiten im Zusammenhang mit dem Brand standen, der das 650 Jahre alte Gotteshaus in Schutt und Asche legte. Gegen 1.30 Uhr klingelte bei Pfarrer Krabbe das Telefon. "'Ihre Kirche steht in Flammen', hat jemand gesagt. Ich hielt das für einen schlechten Scherz, hab mich über die Störung beschwert und aufgelegt. Dann aber klingelte es noch einmal - und ich ahnte allmählich, dass mich da doch niemand veräppeln wollte."

Eine Woche später wurde entschieden, die Kirche wieder aufzubauen. Zwölf Millionen Euro hat das gekostet, neun Millionen davon zahlte die Versicherung. Überdies wurde der Brandschutz verbessert. Feuerlöscher wurden angebracht, Notfallpläne erarbeitet, Fluchttüren eingebaut, eine Brandmeldeanlage installiert. "Wir hatten schon ein paar Fehlalarme. Nach jedem hat sofort der Sicherheitsdienst angerufen und gefragt, was los ist", erzählt der Theologe.

Solidarität aus Nürnberg

St. Martha war aber nicht die einzige Kirche in Nürnberg gewesen, die von Flammen heimgesucht und zerstört wurde. Am 4. Juni 1993 kam es im Turm der Christuskirche zu einem verheerenden Brand. Der Turm wirkte wie ein Kamin, die Flammen fraßen sich schnell über die Holzkonstruktionen nach oben. In der Gluthitze stürzte dann das obere Drittel des neugotischen Bauwerks ein, Teile des Turms krachten quer über die Schonerstraße. Das in 75 Metern Höhe thronende Eisenkreuz landete im Hof der Wiesenschule. Verletzt wurde niemand. Auch dieses Gebäude war eingerüstet, der Turm sollte für die 100-Jahr-Feier im Jahr 1994 renoviert werden. Im Zuge der Ermittlungen gaben Tage später zwei Jungs im Alter von zwölf und 13 Jahren zu, das Feuer gelegt zu haben.

Pfarrer Dieter Krabbe hat am Dienstag eine "Solidaritätsbekundung" an den Bischof von Notre-Dame in Paris geschickt. Darin heißt es: "Sie stehen nun vor rauchenden Trümmern und können kaum begreifen, was geschehen ist und warum. Wir sind mit Ihnen in Ihrem Schmerz und in Ihrer Trauer verbunden und möchten Ihnen und allen Verantwortlichen Mut machen, das geliebte Gotteshaus wieder aufzubauen."

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