Dank Herbrucker Projekt

Nach der Flut-Katastrophe: Kinder aus der Eifel genießen Auszeit im NürnBärLand

22.8.2021, 18:02 Uhr
Achterbahn zur Ablenkung: Das haben auch diese vier Kinder aus der Eifel genossen.

© Moritz Schlenk, NN Achterbahn zur Ablenkung: Das haben auch diese vier Kinder aus der Eifel genossen.

Miriams, Claras, Alexas und Elias Augen strahlen um die Wette. Die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz, die sie vor wenigen Wochen am eigenen Leib miterlebt haben, ist hier auf dem Nürnberger Volksfestplatz kurz aus dem Kopf. Ausgelassen bahnen sich die Kinder im Alter zwischen elf und 14 Jahren ihren Weg durchs bunte Treiben im NürnBärLand.

„Abwechslung zum Alltag“

Die kleine Gruppe ist Teil eines Ferien- und Erholungsprogrammes, das die "Europa Miniköche" für 24 Kinder aus der Eifel kurzfristig ins Leben gerufen hat. Das Projekt widmet sich seit 1989 dem nachhaltigen Ernährungsverhalten von Kindern und Familien, deutschlandweit existieren Ortsgruppen. In Franken ist eine in Hersbruck beheimatet, geleitet von Gastronom Peter Bauer.

Innerhalb weniger Tage haben die "Miniköche" das Ferienprogramm für die Kinder aus dem Katastrophengebiet organisiert. „Geldspenden sind das eine, was die Kindern vor allem brauchen, ist eine Abwechslung von ihrem Alltag“, betont Bauer. Zwischen Montag und Freitag standen viele Aktivitäten auf dem Plan. Vom Besuch des Erfahrungsfeldes der Sinne über einen Tiergartenbesuch bis zum Rundflug mit dem Segelflieger.

Bunt zusammengewürfelt

Und zum Abschluss der Besuch des Rummels am Dutzendteich. Man wolle ein kleines Glück schaffen für die Kinder, die sonst nicht in den Urlaub gekommen wären, sagt Barabara Lauterbach vom Süddeutschen Schaustellerverband. Die teilnehmenden Kinder sind bunt zusammengewürfelt, erklärt Organisator Peter Bauer, gefunden haben sie viele über befreundete Initiativen.

Betreuerin Barbara Sperber hat erlebt, wie gut den Kindern die kostenlose Auszeit tut. "Am ersten Tag hat sich ein Kind gefreut, als es den Wasserhahn betätigt hat", sagt sie. "Das kennen einige gar nicht mehr." Da sei es ihr kalt den Rücken heruntergelaufen, sagt Sperber. Daheim müssen einige noch den Geruch nach Öl oder Fäkalien ertragen.

Riesenrad trotz Höhenangst

Diese 24 Kinder aus überfluteten Orten in Rheinland-Pfalz sind eine Woche von den "Miniköchen" aus Herbsruck in die Region eingeladen gewesen.

Diese 24 Kinder aus überfluteten Orten in Rheinland-Pfalz sind eine Woche von den "Miniköchen" aus Herbsruck in die Region eingeladen gewesen. © Moritz Schlenk, NN

Der aber ist hier weit weg. Vor dem Start werden Gutscheinhefte für Fahrgeschäfte und Essens-Wertmarken verteilt. Dann geht es endlich los. Die beiden Geschwisterpaare Alexa (12) und Elias (14) sowie Miriam (14) und Clara (11) starten ihren Rundgang mit einer Runde Achterbahn. Obwohl einige Höhenangst haben, trauen sie sich auf das Riesenrad.

Schön sei aber auch einfach die Ruhe und die Entspannung gewesen, "das Abschalten", sagt Alexa. Sie und ihr Bruder stammen aus einem kleinen Dorf nahe Bitburg. Auf den Straßen ihres Heimatdorfes stieg der Wasserpegel während der Flut rund zwei Meter hoch. Der Schlamm im Erdgeschoss sei mittlerweile entfernt worden. Ihr Vater habe seit der Flut jedoch kaum noch Zeit außer Arbeiten und Aufräumen.

Mit Auto "rausgeschwommen"

Die angehende Achtklässlerin ist sichtlich gefasst, wenn sie sich an die Zeit zurückerinnert. Auch Clara und Miriam, die aus Ahrweiler und damit dem Epizentrum der Flutkatastrophe stammen, müssen die Geschehnisse erst noch verarbeiten. In letzter Minute seien sie mit dem Auto „rausgeschwommen“ wie Clara die Flucht vor der Naturgewalt schildert. Ihre Schule werde nun viele Schüler aufnehmen müssen, da andere Einrichtungen zerstört wurden, "Unsere liegt zum Glück auf dem Berg und ist daher verschont geblieben“, erzählt Clara gefasst.

Volle Fahrt voraus!

Volle Fahrt voraus! © Moritz Schlenk

Nach einer Runde Bogenschießen holen sich die Kinder noch Popcorn, kandierte Äpfel und einen frischen Maiskolben. Dann machen sie sich auf den Rückweg nach Hersbruck, um am Samstag wieder in die Eifel zurückzufahren. Auf die nächste "Kirmes" aber freuen sich schon jetzt.

Info: Bei der Aktion „Miniköche helfen Miniköchen” werden außerdem Spenden für Flutopfer gesammelt. Wer helfen will: Konto DE 48 7606 1482 0105 0881 78 (Raiffeisen Bank Hersbruck, Stichwort: Spendenkonto Flutopferhilfe)