Angebot am AKG

Nach Kritik von Querdenker-Partei: Schwabacher Schule verteidigt Impfaktion

12.10.2021, 06:00 Uhr
In anderen Bundesländern wie hier in Hessen wird schon seit einigen Monaten an Schulen gegen eine Corona-Infektion geimpft. Mit Beginn des neuen Schuljahres sind auch an Schulen in Schwabach und im Landkreis Roth Impfteams unterwegs. Immer wieder werden diese aber kritisch begleitet von Impfskeptikern.

© Helmut Fricke, dpa In anderen Bundesländern wie hier in Hessen wird schon seit einigen Monaten an Schulen gegen eine Corona-Infektion geimpft. Mit Beginn des neuen Schuljahres sind auch an Schulen in Schwabach und im Landkreis Roth Impfteams unterwegs. Immer wieder werden diese aber kritisch begleitet von Impfskeptikern.

Karoline Polster-Strobl ist Krankenschwester, Beraterin für Ethik im Gesundheitswesen und war bis 26. September Bundestagskandidatin der neuen Partei "dieBasis". Die hat ihre Wurzeln in der Querdenker-Bewegung, und Teile dieser Bewegung werden inzwischen vom Verfassungsschutz beobachtet.

Die Möglichkeit, dass sich Schülerinnen und Schüler des AKG am Mittwoch in der Schule gegen eine Corona-Infektion beziehungsweise gegen einen möglichen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung impfen lassen können, hat Polster-Strobl zu einem Brief an Schulleiter Harald Pinzner animiert. Man müsse auch "Eltern, die Angst vor den Neben- und Langzeitfolgen der Impfung für ihre Kinder haben", ernst nehmen, fordert sie in dem Schreiben.

Einen ähnlichen Brief hatte Polster-Strobls Kollege Stephan Kuschel, dieBasis-Bundestagskandidat im Wahlkreis Roth, kürzlich auch an die Büchenbacher Montessori-Schule geschickt (wir berichteten).

Falschen Eindruck erweckt

Harald Pinzner hat den Brief von Polster-Strobl "zur Kenntnis genommen, und damit ist es gut". Was er kritisiert: Erstens werde suggeriert, dass man Bedenken nicht ernst nehme. Aber das stimme ja nicht. "Wir diskutieren viel und hinterfragen ganz gewiss einzelne Maßnahmen kritisch."

Zweitens: Es werde indirekt behauptet, die Impfung habe Neben- und Langzeitfolgen. So, als seien diese längst wissenschaftlich bewiesen. Das sei auch falsch.

Und es werde drittens, bewusst oder unbewusst, der Eindruck erweckt, als würde irgendeine Form von Druck auf die Schülerinnen und Schüler aufgebaut, sich impfen zu lassen. Das stimme ebenfalls nicht. "Es ist schön, dass es das Angebot gibt, aber ob man es annimmt oder nicht, ist eine rein freiwillige Sache."

Ähnlich sieht es auch Dr. Gerhard Brunner vom Elternbeirat. Auch er spricht von einer freiwilligen Geschichte. "Volljährige Schüler*innen wie auch die Erziehungsberechtigten der minderjährigen Schüler*innen können sich für oder gegen die Nutzung des Impfangebots entscheiden", schreibt Brunner in einem Antwortbrief an Polster-Strobl. "Wir sind jedoch überzeugt, dass eine hohe Impfquote zu einem sicheren Schulbetrieb beiträgt und somit auch den erfolgreichen Besuch der Schule unterstützt."

Durchgehend Präsenzunterricht

"Wir wollen an unseren Schulen doch wieder durchgehend Präsenzunterricht, und jede Maßnahme, die diesen Präsenzunterricht wahrscheinlicher macht, ist gut", sagt Brunner auf Nachfrage des Tagblatts.

Eine der Maßnahmen seien Lüftungsgeräte - der Elternbeirat hatte die Anschaffung fürs AKG mit 6000 Euro unterstützt -, eine andere seien die Impfungen. "Jeder Piks macht es wahrscheinlicher, dass Schule in den Wintermonaten durchgehend vor Ort stattfinden kann", glaubt Brunner.

"Das geht mir auf den Wecker"

Störfeuer wie das von Karoline Polster-Strobl seien kontraproduktiv. "Das geht mir echt auf den Wecker."

Um wie viel eine Impfung den Präsenzunterricht wahrscheinlicher macht, mag Schulleiter Harald Pinzner nicht beurteilen. Aber: Impfungen würden in jedem Fall die Organisation von Schule und Unterricht erleichtern. Denn: "Geimpfte müssen sich nicht mehr regelmäßig vor dem Unterricht testen", erklärt der Oberstudiendirektor.

Auch wenn im Gegensatz zum letzten Jahr ein gewisses Maß an Routine eingekehrt ist, spielt die Pandemie an den Schulen noch immer tagtäglich eine wichtige Rolle. Es ist nach wie vor eine Ausnahmesituation. Für Schülerinnen und Schüler, aber auch für Lehrkräfte. Zusätzlich zu den Herausforderungen durch den Unterricht gibt es viele Nebenkriegsschauplätze.

Anonyme Schreiben

Zum Beispiel: Nicht alle Kritiker von Maßnahmen machen ihre Bedenken mit einem ordentlichen Brief mit Namen und Absender kund, so wie dies Karoline Polster-Strobl getan hat. "Die Kolleginnen und Kollegen und wir von der Schulleitung bekommen ganz viele anonyme Schreiben", berichtet Harald Pinzner.

Und wie reagiert er darauf? "Wir haben uns notgedrungen ein dickes Fell zulegen müssen", berichtet er. "Wir legen das alles ad acta und versuchen uns auf den Schulbetrieb zu konzentrieren."

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