Rassismus

Nach rassistischem Shitstorm: Viel Rückendeckung für ein schönes Foto

15.6.2021, 05:51 Uhr
In über hundert Kommentaren empörten sich die User über die Überschrift der Bilder-Galerie "So genießen die Nürnberger die Sonne in der City".

© Michael Matejka In über hundert Kommentaren empörten sich die User über die Überschrift der Bilder-Galerie "So genießen die Nürnberger die Sonne in der City".

"Wenn ein Foto statt Lebensfreude blanken Rassismus weckt": So hieß die Überschrift zu unserem Meinungsbeitrag, in dem wir die wütenden Reaktionen auf das Foto kommentierten. Stein des Anstoßes war für manche Facebook-Nutzer das Bild eines Schwarzen Paares, das in der City ein Eis schleckte.

In über hundert Kommentaren empörten sich die User über die Überschrift der Bilder-Galerie "So genießen die Nürnberger die Sonne in der City". Und ließen dabei ihrem Rassismus ziemlich freien Lauf. Der Artikel wurde bundesweit geteilt, etliche AfD-Anhänger posteten den Link auf ihren Seiten - so entstand ein echter Shitstorm gegen ein Foto, das einfach nur gute Laune machen und diese auch zeigen sollte.

Unsere Einordnung des Geschehens hatte dann allerdings ein Echo, das uns Mut macht: Der Kommentar zu der Empörung in den (so genannten) sozialen Netzwerken löste jede Menge Reaktionen aus - weit überwiegend positiv.

Der Beitrag bekam auf Facebook bisher über 1100 Reaktionen in Form von "Likes" etc.; fast 450 User kommentierten den Text, wobei die positiven, zustimmenden Rückmeldungen bei weitem überwogen. 99mal wurde der Artikel geteilt, also auf anderen Facebook-Seiten wiedergegeben - das sind alles extrem hohe Werte, die wir nur äußerst selten verzeichnen.

Auch per Mail gingen viele zustimmende Beiträge von Leserinnen und Lesern ein. Ein Abonnent schrieb etwa: "Es freut mich, dass die Resonanz auf Ihren Meinungsartikel offensichtlich eindeutig antirassistisch ausgefallen ist. Enttäuscht bin aber, dass die NN dieser positiven Resonanz nicht einen Raum bietet. Ich denke, dass Ihr Beitrag viele unserer ,schweigenden Gesellschaft' erschreckt hat; diese sollten jetzt auch in der Zeitung lesen, dass neben den rassistischen ,Dumpfbacken' auch sehr viele Befürworter einer bunten Gesellschaft auf Ihren Artikel reagiert haben."

Recht hat der Leser: Was sich im Internet oft findet, ist kein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung. Zu viele nutzen das Internet zur Stimmungsmache und zum Frust-Abbau. Gut, dass wir nun auch jede Menge Gegen-Signale dazu bekommen haben - und vielen Dank allen, die sich meldeten!

Für einen Kollegen allerdings bedeutete der rassistische Shitstorm einen Wendepunkt beim Umgang mit Facebook: Online-Redakteur Christian Urban, der einen großen Teil der vielen Hass-Kommentare sichtete und löschte, zog für sich eine Konsequenz - er verließ Facebook. Urban erklärt: "Offen gestanden war es die Moderation genau dieser Kommentare, die den letzten Ausschlag für die Entscheidung gegeben hat, meinen Facebook-Account zu löschen. Ich habe wegen all dieser negativen Tendenzen (Hate Speech, Rassismus, Fake News, Verschwörungsgeschwurbel) schon lange mit dem Netzwerk gefremdelt - nun ist für mich persönlich das Maß aber einfach voll."

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