Nach Rekordstrafe: "Ich wurde 'Dinner for Dogs' nicht los"

6.12.2016, 12:57 Uhr
Bei ungewünschten Werbeanrufen kann die Bundesnetzagentur Strafen von bis zu 300.000 Euro aussprechen.

© dpa Bei ungewünschten Werbeanrufen kann die Bundesnetzagentur Strafen von bis zu 300.000 Euro aussprechen.

Diese Meldung überraschte mich nicht: Wegen unzulässiger Werbeanrufe wurde gegen das Nürnberger Unternehmen CenturyBiz am Montag eine Rekordstrafe von 150.000 Euro verhängt. Laut Bundesnetzagentur hatte die Firma mit regelmäßigen Anrufen, teils aggressiven Verkaufsstrategien und einschüchternder Wortwahl Tiernahrung am Telefon vertrieben. Das Unternehmen weist sämtliche Vorwürfe zurück und besteht darauf, niemanden ohne Zustimmung angerufen zu haben.

Auch viele Nutzer im Internet behaupten aber das Gegenteil. Einschlägige Foren und Communitys sind voll mit Beschwerden und Kritik an den Praktiken von CenturyBiz, das die unternehmenseigene Marke "Dinner for Dogs" anbietet. Betroffene berichten, dass sie wiederholt ungewollt angerufen wurden. Vor rund drei Jahren erhielt ich ebenfalls regelmäßige Anrufe, in denen mir Hundefutter verkauft werden sollte.

Gleich im ersten Telefonat stellte ich klar, dass "Dinner for Dogs" für mich uninteressant ist. "Ich habe gar keinen Hund, sondern nur eine Katze", entgegnete ich in der Hoffnung, tatsächlich einem Missverständnis unterlegen zu sein. Mein großes Pech: Dieselbe Firma vertreibt unter der Marke "Dinner for Cats" auch Katzenfutter.

Die folgenden Anrufe bezogen sich dann zum Großteil auf das für mich passende Produkt. Die Personen am anderen Ende der Leitung schienen sich also Notizen gemacht zu haben. Dass ich bereits beim ersten Telefonat darauf hingewiesen habe, absolut kein Interesse an den Produkten zu haben, war aber offensichtlich nirgends vermerkt.

Neue Nummer, neues "Glück"

Die Anrufer ließen sich zwar immer wieder abwimmeln, riefen aber wenige Tage später erneut an. Auch eine Blacklist in meinem Smartphone, also eine Liste gesperrter Rufnummern, half nicht: Nach einigen Wochen rief eine neue Nummer an und warb erneut für das Tierfutter. Mit welcher Ausdauer die Angestellten immer und immer wieder anriefen, war ebenso verstörend wie beeindruckend.

Ich selbst habe zwar keine Beschwerde bei der Bundesnetzagentur eingelegt, da ich - unabhängig von den Werbeanrufen - inzwischen unter einer neuen Nummer zu erreichen bin. Als ich aber auf die Schlagzeile zur Rekordstrafe gegen eine Nürnberger Firma stieß, war ich mir sicher, das betroffene Unternehmen aus eigener Erfahrung zu kennen.

CenturyBiz hat am Montag Einspruch gegen den Bußgeldbescheid eingelegt. Zu unerwünschten Anrufen sei es nur in Einzelfällen gekommen, und auch dann nur, weil es sich um Missverständnisse handelte. Wie es in so vielen Fällen zu Unklarheiten kommen konnte, lässt aber viele Fragen offen - und die hohe Strafe sendet ein deutliches Signal an Firmen, die ähnliche Verkaufspraktiken nutzen.

Wenn auch Sie Opfer von ungewollten Werbeanrufen sind oder waren, können Sie entsprechende Firmen bei der Bundesnetzagentur melden. Die Bundesnetzagentur ist bei Ermittlungen auf die Hilfe der Betroffenen angewiesen.

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