Nächstes Mal ohne Massenabfertigung

Nürnberg - Noch bis zum kommenden Sonntag lädt am Lorenzer Platz das erste Nürnberger Bratwurstdorf zur Einkehr ein. Konzept und Gestaltung stoßen dabei auf ein geteiltes Echo. Martin Hilleprandt, Wirt der historischen Bratwurstküche in der Zirkelschmiedsgasse, betrachtet die Premiere des Bratwurstdorfs ebenfalls zwiespältig.

NZ: Herr Hilleprandt, was waren Ihre Gedanken als Sie im Vorfeld zum ersten Mal von dem Bratwurstdorf gehört haben?

Hilleprandt: An und für sich ist es eine gute Sache. Nürnberg ist die Stadt der Bratwürste und warum soll es nicht mal ein Bratwurstdorf geben. Ich war dann dort, habe es mir angesehen und war etwas enttäuscht. Ich habe gedacht, ich wäre auf einer Alm in Südtirol und war erstaunt, dass überall «Käserei» oder «Almhütte» draufstand.

NZ: Was hätten Sie sich konkret anders vorgestellt?

Hilleprandt: Ich hätte gar nicht so viel Zirkus gemacht, hätte verschiedene Bratwurststände in die Stadt, vor die Kulisse gestellt. Ob der Lorenzer Platz ideal ist? Rauch ist immer schädlich für die Sandsteingebäude. Ich könnte mir vorstellen, dass man an irgendeinem schönen Ort in der Altstadt Stände aufstellt und dort können die Leute ihre Bratwürste anbieten. Für uns kommt das nicht infrage.

NZ: Warum eigentlich nicht?

Hilleprandt: Die historische Brat-wurstküche «Zum Gulden Stern» geht nicht außer Haus, weil wir für «Qualität am Rost» stehen. Dazu brauchen wir unser Buchenholzfeuer und ausschließlich rohe, keine vorgebrühten Bratwürste.

NZ: Sind die Stadt oder der Schutz-verband Nürnberger Bratwürste an Sie herangetreten, ob Sie sich am Bratwurstdorf beteiligen möchten?

Hilleprandt: Nein. Ich habe auch Mitbewerber von uns dort nicht gesehen. Ich habe so das Gefühl, das ist ein Fest der Großanbieter, der Wurstfabriken. Wir distanzieren uns von dieser Massenabfertigung. Ich weiß auch nicht, ob es gut für die Nürnberger Bratwurst ist, dass drei, vier, fünf Millionen davon am Tag gemacht werden und man noch darüber redet.

NZ: Denken Sie, das Bratwurstdorf hat eine Zukunft?

Hilleprandt: Ich hoffe. Je bekannter die Nürnberger Bratwurst wird und je häufiger man sie anbietet, umso besser ist es für Nürnberg und die Bratwurst. Wobei mir diese auf alt gemachten Häuschen schon ein bisschen weh tun.

NZ: Sehen Sie die Nürnberger Brat-wurst im allgemeinen angemessen repräsentiert?

Hilleprandt: Ich finde schon, dass sie sehr gut von den verschiedenen Bratwurstküchen repräsentiert wird und die alle ganz ordentliche Ware liefern. Zum Schutz der Marke: Es gibt Wiener, Frankfurter oder Regensburger Würste, die nicht geschützt sind. Also wenn jetzt irgendein Hamburger kommen würde und Nürnberger Bratwüste oder Bratwürste Nürnberger Art macht, würde mich das nicht narrisch machen. Wir achten auf Qualität und machen dadurch unser Geschäft.